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Der Janson-Befehl

Titel: Der Janson-Befehl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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denn?«
    »Kis hieß die Familie«, sagte sie und wiederholte den bewusst gewählten häufigen Namen. »Aber ich bin mehr daran interessiert, etwas über die Welt zu erfahren, in der er aufgewachsen ist. Gar nicht so sehr über ihn persönlich. Wirklich, ich möchte bloß etwas wissen, um mir vorstellen zu können.«
    »Sie lügen«, sagte die Frau. »Sie lügen!«
    Ihre Stimme klang klagend. »Fremde kommen mit Lügen, Sie sollten sich schämen. Und jetzt gehen Sie! Gehen Sie, oder ich gebe Ihnen etwas, das Sie sich kaum vorstellen können.«
    Sie hörten das unverkennbare Geräusch einer auf- und wieder zuklappenden Schrotflinte.
    »Scheiße«, flüsterte Jessie. »Was jetzt?«
    Janson zuckte die Schultern. »Wenn alles andere scheitert? Die Wahrheit.«
    »Hey, Lady«, sagte Jessie. »Haben Sie je von einem Grafen Tanos Ferenczi-Novak gehört?«
    Langes Schweigen. Dann fragte die Frau mit einer Stimme, die wie Schmirgelpapier klang: »Wer sind Sie?«
    *
    Ahmad Tabari war beeindruckt, wie schnell der Nachrichtendienstchef arbeitete. Dies war jetzt ihr drittes Treffen, und Al-Mustashar hatte bereits mit seiner Zauberei begonnen.
    »Wir arbeiten in Phasen«, erklärte ihm der Libyer mit strahlendem Blick. »Eine Sendung Handfeuerwaffen ist in diesem Augenblick zu Ihren Leuten in Nepura unterwegs.«
    Damit bezog er sich auf den Hafen an der Nordwestspitze Kennas. »Es war nicht leicht, das zu arrangieren. Ich nehme an, es wird keine Schwierigkeiten geben und man wird die Sendung nicht abfangen. Die anuranischen Kanonenboote haben Ihren Leuten gelegentlich Ärger bereitet, nicht wahr?«
    Der Kagama-Krieger war mit seiner Antwort vorsichtig. »Man muss manchmal einen Schritt zurücktreten, um vorwärts zu kommen. Selbst die Bemühungen des Propheten sind nicht immer glatt verlaufen. Sonst wären es keine Bemühungen gewesen. Erinnere dich an den Vertrag von Hudaybiyah.«
    Damit bezog er sich auf die Vereinbarung, die Mohammed mit den Bewohnern von Khaybar unweit Medinas getroffen hatte.
    Ibrahim Maghur nickte. »Nur dass der Prophet, als seine Truppen stark genug waren, den Pakt gebrochen, die Herrscher von Khaybar besiegt und die Ungläubigen aus Arabien verjagt hat.«
    Seine Augen blitzten. »Sind deine Truppen stark genug?«
    »Mit deiner und Allahs Hilfe werden sie das sein.«
    »Du bist wahrhaft ein Kalif«, sagte Colonel Maghur.
    »Als wir uns das erste Mal begegnet sind, hast du mir gesagt, dass die Geschichte von großen Männern gemacht wird«, meinte der Kagama nach einer Weile.
    »Ja, daran glaube ich.«
    »Daraus kann man ableiten, dass große Männer auch imstande sind, die Geschichte ungeschehen zu machen. Mächtige Männer, deren imperialistischer Ehrgeiz sich unter der Maske humanitären Mitgefühls verbirgt. Männer, die versuchen, rechtmäßigen Widerstand durch Friedenspredigten auszumanövrieren - die alles in ihrer Macht Stehende tun, um die Gewalt zu unterdrücken, die doch zur Durchsetzung der letzten Gerechtigkeit notwendig ist.«
    Maghur nickte bedächtig. »Dein kluges Urteil wird ebenso wie dein taktisches Genie deinen Platz in den Geschichtsbüchern sicherstellen - und damit auch deinen Triumph im Kampf für ummah. Ich weiß, von wem du sprichst. Er ist in der Tat ein Feind der Revolution. Leider sind all unsere Bemühungen, ihn zu vernichten, bis jetzt vergeblich geblieben.«
    »Ich kann nicht vergessen, dass er einmal mein Gefangener war.«
    »Und dennoch ist er dir entwischt. Er ist so schlüpfrig wie die Schlange im Garten.«
    Ahmad Tabaris Gesicht verdüsterte sich bei dem Gedanken daran. Alle Rückschläge, die er bisher erlitten hatte, ließen sich auf jenen demütigenden Schlag zurückführen. Ein Dieb in der Nacht hatte das Juwel aus seiner Krone gestohlen. Bis zu diesem Augenblick hatte nichts Tabaris Aura unaufhaltsamen Triumphs und sicheren Selbstvertrauens beeinträchtigt: Seine Gefolgsleute glaubten, dass Allah selbst jeden Schritt des Kalifen gesegnet habe. Und dann waren, nur einen Tag vor Id ul-Kebir, Männer in die neu gewonnene Festung des Kalifen eingedrungen - und hatten seinen legendären Gefangenen entführt. Und seitdem war nichts mehr glatt gelaufen.
    »Die Schlange muss gejagt und getötet werden, bevor der Fortschritt wieder Raum gewinnen kann«, sagte Maghur.
    Tabaris Blick war in die Ferne gerichtet, aber sein Verstand arbeitete fieberhaft. Eine Bewegung wie die seine hing voll und ganz von der festen Überzeugung aller Mitstreiter ab, dass der Sieg unausweichlich

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