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Der Janson-Befehl

Titel: Der Janson-Befehl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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Gegebenheiten anging. Denn selbst die Eigentumsverhältnisse waren völlig schleierhaft. War es wirklich vorstellbar, dass sich »Novak« - die Fata Morgana, die sich so nannte - in der Nähe aufhielt? Janson verspürte ein Prickeln in der Kopfhaut, als er darüber nachdachte.
    Am späteren Vormittag betrat Janson die Imbissstube an der Ecke Main und Pemberton und begann dort ein Gespräch mit dem Mann hinter der Theke. Die fliehende Stirn, die eng beieinander liegenden Augen und das vorstehende, kantige Kinn des Mannes erinnerten ein wenig an einen Affen, aber wenn er redete, erwies er sich als verblüffend gut informiert.
    »Sie denken also daran, sich hier in der Gegend einzukaufen?«
    Der Mann füllte Jansons Tasse mit Kaffee aus einer Thermoskanne nach. »Lassen Sie mich raten. Sie haben sich in der Großstadt Ihr Geld verdient und suchen jetzt die Ruhe und den Frieden des Landlebens, stimmt's?«
    »So könnte man sagen«, nickte Janson. An der Wand hinter der Theke war eine Tafel mit weißer Kursivschrift auf schwarzem Hintergrund angenagelt: Kenny's Coffee Shoppe -Quality & Service.
    »Und Sie suchen ganz bestimmt nicht etwas, das ein bisschen näher an den Segnungen der Technik liegt? Es gibt eine Immobilienmaklerin an der Pemberton, aber ich bin nicht sicher, ob Sie hier in der Gegend die Art von Haus finden, die Sie suchen.«
    »Ich hatte daran gedacht zu bauen«, meinte Janson. Der Kaffee schmeckte bitter, war zu lange warm gehalten worden. Er sah abwesend auf das Linoleum der Theke, dessen Muster, gewebtem Stoff nachempfunden, dort, wo am meisten Verkehr aus schweren Tellern und Besteck herrschte, weiß gescheuert war.
    »Klingt gut. Wenn Sie sich etwas Ordentliches leisten können.«
    Das Rasierwasser des Mannes vermischte sich auf unangenehme Weise mit dem Geruch von Speck und Butter.
    »Anders hat's keinen Sinn.«
    »Nee, anders hat's keinen Sinn«, pflichtete der Mann ihm bei. »Mein Junge, wissen Sie, der hat es sich in den Kopf gesetzt, reich zu werden. Irgend so 'ne Dotcom-Sache. Monatelang hat er von nichts anderem als seinem >Geschäftsmodell< gefaselt, von >Mehrwert< und >rei-bungslosem E-Kommerz< und solchem Quatsch. Er hat gesagt, das Entscheidende an der New Economy sei der >Tod der Entfernung<, weil es keinen Unterschied mehr macht, wo man gerade ist. Wir seien alle bloß Knoten im World Wide Web, ganz gleich ob man jetzt in Millington oder in Roanoke oder auf einem gottverdammten Schuldenberg sitzt. Er und zwei Freunde von der High School haben sich zusammengetan. Bis Dezember hatten sie das ganze Geld verpulvert, das sie auf der hohen Kante hatten, und im Januar hat er wieder Einfahrten freigeschaufelt. Meine Frau sagt, das würde ihn vorsichtig machen. Sei froh, dass er keine Drogen nimmt, hat sie gesagt. Und ich hab gesagt, ich bin gar nicht sicher, ob er das nicht doch tut. Schließlich ist nicht jede Droge etwas, was man raucht oder schnüffelt oder sich sonstwie reinzieht. Geld oder die Sucht danach kann genauso gut eine Droge sein.«
    »Geld zu machen ist eine Sache, es auszugeben eine andere«, sagte Janson. »Kann man denn hier in der Gegend bauen?«
    »Die Leute sagen, dass man sogar auf dem Mond bauen kann.«
    »Wie sieht es mit dem Verkehr aus?«
    »Na ja, jetzt sind Sie ja hier, oder?« »Ja, das schon.«
    »Die Straßen hier sind in ziemlich gutem Zustand.«
    Der Mann betrachtete etwas, was sich auf der anderen Straßenseite abspielte. Eine junge blonde Frau putzte den Gehsteig vor einem Eisenwarenladen; jedes Mal, wenn sie sich bückte, konnte man ihre Schenkel sehen. Ohne Zweifel war dieser Anblick für den Mann einer der Höhepunkte des Tages.
    »Flughafen?«, fragte Janson.
    »Der nächste richtige Flughafen ist wahrscheinlich in Roanoke.«
    Janson nippte an seinem Kaffee. Er rann wie Öl über seine Zunge. »>Richtiger< Flughafen? Gibt es hier sonst noch einen?«
    »Nö. Na ja, in den vierziger, fünfziger Jahren gab es mal einen. Einen ganz winzigen, den die Army Air Force gebaut hat. Etwa drei Meilen die Clangerton Road hinauf und dann links. Die haben damals Piloten ausgebildet für das Manövrieren um die Berge in Rumänien auf dem Weg zu den Ölfeldern, die sie bombardieren wollten. Also haben sie hier in der Gegend Übungsflüge gemacht. Später haben die Holzleute ihn eine Weile benutzt, aber die Holzindustrie hier ist praktisch tot. Ich glaube, heutzutage gibt es dort bloß noch eine Landebahn. Man fliegt ja schließlich Steine nicht durch die Gegend, wenn man

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