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Der Janson-Befehl

Titel: Der Janson-Befehl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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Peter Novak war. Er klang jetzt geradezu herzlich.
    »Wie wäre es dann, wenn wir zusammen zu Abend essen würden? Très intime natürlich. In meiner Residenz. Je früher, desto besser. Ich sage, wenn nötig, jeden Termin ab.«
    »Mon cher Mathieu«, wiederholte der Mann am Telefon. Seine Stimme klang warm, die Wärme eines Mannes, dem man gerade die Vereinten Nationen angeboten hatte. Das wäre eine letzte Krönung seines gewaltigen Imperiums, eine, die er durchaus passend fand. »Ich melde mich wieder bei Ihnen«, sagte er abrupt. Dann war die Leitung tot.
    Der Generalsekretär hielt den Hörer noch ein paar Augenblicke in der Hand, bevor er ihn auf die Gabel legte.
    »Alors?«
    Er drehte sich zu Paul Janson um, der in einer Ecke des jetzt schnell dunkler werdenden Büros saß.
    Der Agent sah den Meisterdiplomaten mit unverhohlener Bewunderung an. »Jetzt warten wir«, sagte Janson.
    Würde er den Köder aufnehmen? Es war ein kühner Vorschlag, und doch enthielt er ein Körnchen Wahrheit. Die finanzielle Zwangslage, in der die UN sich befanden, war wirklich beunruhigend. Und Mathieu Zinsou war alles andere als ein ehrgeiziger Mann. Und er galt auch als weit blickend. In den fünf Jahren, die er die Geschicke der UN geleitet hatte, hatte er sie energischer umgeformt, als irgendeiner seiner Vorgänger sich das hatte vorstellen können. War dieser nächste Schritt daher so undenkbar?
    Eine beiläufige Bemerkung von Angus Fielding hatte den Anstoß gegeben, und Janson erinnerte sich noch gut an das Gespräch, das er gestern mit dem Mann geführt hatte, von dem er vor gar nicht so langer Zeit mit einer Waffe in der Hand bedroht worden war. Aber das war ja schließlich an der Tagesordnung, nicht wahr - Verbündete und Gegner, die ohne jede Hemmung die Seiten wechselten? Zuerst war das Gespräch peinlich gewesen; Fielding hatte natürlich Novaks Auftritt in der CNN-Sendung gesehen und war zugleich bedrückt, verwirrt und gedemütigt, alles für den ehrwürdigen Rektor von Trinity höchst ungewohnte Gefühle. Und doch hatte Janson es geschafft, dem klugen und erfahrenen Wissenschaftler ohne auch nur den leisesten Hinweis auf das so explosive Geheimnis einen Tipp zu entlocken, wie man vielleicht an den einsiedlerhaften Milliardär würde herankommen können.
    Und noch ein weiteres Element gab es, das nach Jansons Kalkulation dem Szenario Glaubwürdigkeit verleihen würde. Zinsou wurde seit Jahren von nie verstummenden Gerüchten verfolgt, die auf eine Art wohlwollende Korruption im kleinen Maßstab hindeuteten. Als Zinsou ein junger Kommissar bei der UNESCO gewesen war, hatte man einer pharmazeutischen Firma einen lukrativen Vertrag weggenommen und ihn einer anderen gegeben. Der verschmähte Rivale hatte damals das Gerücht in Umlauf gebracht, Zinsou habe von der obsiegenden Firma »besondere Vergünstigungen« erhalten. Waren etwa irgendwo auf ein Nummernkonto Zahlungen erfolgt? Die Vorwürfe waren unbegründet, hielten sich aber dennoch in manchen Kreisen hartnäckig. Diese halb vergessene Andeutung auf Bestechlichkeit würde ironischerweise seinen Vorschlag umso überzeugender erscheinen lassen.
    Aber was ihn besiegeln würde, war ein elementarer Zug der menschlichen Psychologie: Demarest würde wollen, dass der Vorschlag echt war. Intensive Wünsche üben immer eine subtile Anziehungskraft auf das aus, was man glaubt: Wir glauben gern das, was wir uns wünschen.
    Jetzt stand Janson neben Zinsous Schreibtisch und entnahm einem klobigen Gerät darauf eine digitale Kassette, auf der das Telefonat für spätere Überprüfung aufgezeichnet worden war. »Sie verblüffen mich«, sagte er schlicht.
    »Das betrachte ich als Beleidigung«, erwiderte der Generalsekretär mit einem Lächeln.
    »Sie meinen, weil das andeuten könnte, dass meine Erwartungen nicht hoch waren? Dann habe ich mich ungeschickt ausgedrückt - und Sie sollten meine Bemerkung eher als Beweis dafür auffassen, dass es in diesem Zimmer wirklich nur einen echten Diplomaten gibt.«
    »Das Geschick der Welt sollte nicht an einem Lapsus in der Etikette hängen. Dabei habe ich das Gefühl, dass das in diesem Fall tatsächlich möglich wäre. Haben Sie alles in Betracht gezogen, was schief gehen könnte?«
    »Ich habe absolutes Vertrauen zu Ihnen«, parierte Jan-son.
    »Ein Vertrauensvotum, das mich beinahe beunruhigt. Das Vertrauen, das ich zu mir selbst habe, ist hoch - aber nicht absolut. Und das Ihre sollte das auch nicht sein. Ich meine das natürlich im

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