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Der Janson-Befehl

Titel: Der Janson-Befehl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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Anbetracht der Platzierung der Sicherheitsteams würde es schlicht unmöglich sein, jene Räume anzugreifen.
    Beim dritten Durchgang fiel Janson ein nur ein kurzes Stück vom Haupteingang entfernter Raum auf, der offenbar als eine Art Andachtsstätte benutzt wurde, als Kapelle oder, um die zeitgemäßere Bezeichnung zu wählen, als Meditationsraum. Den schmalen, engen Raum zierte an der Stirnseite ein Wandgemälde von Chagall.
    Schließlich ging Janson an der Westseite des Gebäudes die lange Rampe hinunter, über die die Delegierten in die Halle strömen würden. Die Sicherheitsgeometrie beein-druckte ihn: Der mächtige Bau des Sekretariats selbst fungierte als Schild und bot nach fast allen Richtungen Schutz. Die umliegenden Straßen würden für den gesamten nicht offiziellen Verkehr gesperrt sein; zum inneren Bereich würde der Zutritt nur akkreditierten Journalisten und Mitgliedern der diplomatischen Delegationen gestattet werden.
    Alan Demarest hätte sich keinen sichereren Ort wählen können; sicherer, als wenn er sich in einen Bunker in der Antarktis zurückgezogen hätte.
    Je genauer Janson die Lage ergründete, umso mehr bewunderte er das taktische Genie seines Feindes. Um Demarests Pläne zu durchkreuzen, würde etwas wahrhaft Außergewöhnliches geschehen müssen - und das bedeutete, dass sie auf etwas zählten, auf das man nicht zählen konnte.
    Was hat die Rechtschaffenheit mit dem Unrecht gemein? Und was das Licht mit der Dunkelheit?
    Und doch sah Janson die Notwendigkeit für eben diese Verbindung jetzt klarer als sonst jemand. Diesen Meister der List zu besiegen würde mehr erfordern als die unblutigen, kalkulierten Züge und Gegenzüge der rationalen Planer: Es erforderte die ungezügelte, unstillbare, irrationale und - ja, grenzenlose Wut eines echten Fanatikers. Darüber konnte es keinen Disput geben: Ihre beste Chance, Demarest zu besiegen, bestand darin, sich auf das eine zu verlassen, was nicht kontrolliert werden konnte.
    Freilich, die Planer bildeten sich ein, sie könnten es kontrollieren. Aber das hatten sie nie und würden sie auch nie können. Sie alle spielten mit dem Feuer.
    Und mussten sich darauf einstellen, davon verbrannt zu werden.

40
    Die ersten Fahrzeugkonvois trafen gegen sieben Uhr am nächsten Morgen an der UN-Plaza ein, geleiteten Menschen jeder kulturellen und politischen Färbung. Militärstaatsoberhäupter in Paradeuniform schritten die Rampe hinauf, als würden sie ihre Truppen inspizieren, fühlten sich geschützt durch die Orden und Ehrenzeichen, die sie sich selbst verliehen hatten. Für sie waren die schmalbrüstigen Führer der so genannten Demokratien nicht viel mehr als aufgeblasene Zentralbanker: Signalisierten nicht ihre dunklen Anzüge und schmal geknoteten Krawatten Bündnistreue zu den Händlerklassen anstatt dem viel überzeugender begründeten Ruhm nationaler Macht? Die gewählten Anführer der freiheitlichen Demokratien andererseits betrachteten die protzige Aufmachung der Generäle mit geringschätziger Missbilligung: Welch jämmerliche gesellschaftliche Rückständigkeit hatte denn diese Caudillos in die Lage versetzt, nach der Macht zu greifen? Dünne Führer musterten dicke Führer und gaben sich flüchtigen Gedanken über deren mangelhafte Selbstkontrolle hin: Kein Wunder, dass ihre Länder gewaltige Auslandsschulden aufgetürmt hatten. Die beleibten Führer wiederum betrachteten ihre ausgemergelten westlichen Kollegen als farblose und kalte, saftlose Administratoren und nicht als echte Führungspersönlichkeiten. Solche und ähnliche Gedanken gingen hinter zähnebleckendem Lächeln durch die Köpfe der Männer, die die Geschicke der Welt leiteten.
    Wie Moleküle vermischten sich die Gruppen, kollidierten, formten Grüppchen, lösten sich wieder auf und formten neue Grüppchen. Leeren Verbindlichkeiten folgten langatmige Klagen. Ein rundlicher Präsident eines zentralafrikanischen Staates umarmte den hoch gewachsenen deutschen Außenminister, und beide wussten genau, was die Umarmung eigentlich besagen wollte: Können wir mit der Umstrukturierung unserer Schulden vorankommen? Weshalb sollte ich damit geplagt sein, Darlehen zu bedienen, die mein Vorgänger aufgenommen hat -schließlich habe ich ihn doch erschießen lassen! Ein farbenprächtig angetaner Potentat aus Zentralasien begrüßte den Premierminister Großbritanniens mit einem strahlenden Lächeln und dem unausgesprochenen Protest: Unser Grenzkonflikt mit unserem kriegslüsternen Nachbarn hat

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