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Der Janson-Befehl

Titel: Der Janson-Befehl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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keine internationale Bedeutung. Der Präsident eines geplagten NATO-Mitgliedslandes, das der kärgliche Rest eines ehemals großen Reiches war, machte sich an seinen Kollegen aus dem stabilen, wohlhabenden Schweden heran und plauderte über seinen letzten Besuch in Stockholm. Die unausgesprochene Botschaft: Was wir gegen die Kurdendörfer innerhalb unserer Grenzen unternehmen, mag ja vielleicht Ihre verzärtelten Menschenrechtsaktivisten stören, aber wir haben keine andere Wahl, als uns gegen die Kräfte des Aufruhrs zu verteidigen. Hinter jedem Händedruck, jeder Umarmung, jedem Schulterklopfen stand eine Beschwerde, denn Beschwerden waren das, was die internationale Gemeinschaft zusammenhielt.
    Unter den Delegierten bewegte sich ein mit einer kaffiy-eh bekleideter Mann mit Vollbart und Sonnenbrille, der typischen Kleidung gewisser Araber aus der herrschenden Klasse. Er wirkte wie jeder andere von hundert diplomatischen Vertretern aus Jordanien, Saudi-Arabien, dem Jemen, Mansur, Oman oder den Vereinigten Emiraten. Der Mann wirkte selbstsicher und irgendwie fröhlich:
    Ohne Zweifel freute es ihn, in New York zu sein und einen Abstecher zu Harry Winston machen zu können oder auch einfach eine Probe des sexuellen Basars der großen Metropole zu verkosten.
    Tatsächlich hatte der mächtige Bart eine Doppelfunktion: Er half nicht nur, Jansons Aussehen zu verändern, sondern verbarg auch ein winziges Mikrofon, das er mit einem Schalter in der Hosentasche betätigen konnte. Als Vorsichtsmaßnahme hatte er den Generalsekretär ebenfalls mit einem Mikrofon versehen; es war in einer kleinen Verdickung seiner goldenen Krawattennadel untergebracht und deshalb völlig von dem Krawattenknoten verborgen.
    Die lange Rampe führte zu einem Weg, der sich unmittelbar an das Gebäude der Vollversammlung anschloss, wo sieben Eingänge in die Marmorfassade des Flachbaus führten. Janson bewegte sich inmitten der Scharen von Ankömmlingen und erweckte immer wieder den Eindruck, als hätte er gerade auf der anderen Seite des Weges einen alten Bekannten entdeckt. Jetzt warf er einen Blick auf die Uhr; die achtundfünfzigste Jahrestagung der Vollversammlung würde in knapp fünf Minuten beginnen. Würde Alan Demarest kommen? Hatte er das jemals vorgehabt?
    Ein Gewitter von Blitzlichtern war das erste Anzeichen für das Eintreffen der lebenden Legende. Die TV-Crews, die pflichtschuldig das Eintreffen der Großen und der Mächtigen, der Potentaten und der Bevollmächtigten aufgezeichnet hatten, richteten jetzt ihre Videokameras, ihre Mikrofone und ihre Scheinwerfer auf den schwer zu fassenden Wohltäter. In der dicht gedrängten Gruppe, in der er sich bewegte, war er nur mit einiger Mühe auszumachen. Der Bürgermeister von New York war tatsächlich erschienen, er ging links von Novak, hatte ihm die Hand auf die Schulter gelegt und flüsterte ihm etwas zu, was den großen Philanthropen offenbar amüsierte. An seiner Rechten bemühte sich der Seniorsenator des Staates New York, der zugleich stellvertretender Vorsitzender des außenpolitischen Ausschusses des Senats war, mit den beiden Männern Schritt zu halten. Dicht hinter ihnen hatte sich ein kleines Gefolge aus leitenden Mitarbeitern und Stars diverser Bürgerrechtsbewegungen angeschlossen. In strategischen Abständen waren Secret-Service-Agenten postiert, ohne Zweifel um sicherzustellen, dass das Areal frei von Heckenschützen und anderen potenziellen Übeltätern war.
    Als der Mann, den die Welt als Peter Novak kannte, die Westlobby betrat, wurde er von seinem Gefolge schnell in die Suite hinter dem Versammlungssaal gedrängt. Vor der Suite war das Klappern der Sohlen und Absätze von Hunderten teurer Schuhe auf dem Terrazzoboden zu hören, als die Lobby sich leerte und alle in die Halle strömten.
    Das war das Stichwort für Janson, sich in die zentrale Sicherheitszelle hinter dem Hauptbalkon zurückzuziehen. Um einen großen Monitor herum war eine Vielzahl kleiner rechteckiger Bildschirme angeordnet; sie lieferten den Blick aus mehreren Kameras, die aus verschiedenen Winkeln auf die eigentliche Halle gerichtet waren. Auf Jansons Bitte hin hatte man in den Suiten hinter dem Rednerpult zusätzlich versteckte Kameras untergebracht. Der Sicherheitsberater des Generalsekretärs wollte alle wichtigen Akteure im Auge behalten können.
    Jetzt wanderte er mit Hilfe des Joysticks auf dem Schaltbrett zwischen den Kamerawinkeln hin und her, zoomte, suchte den Tisch, an dem die Delegation der

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