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Der Janson-Befehl

Titel: Der Janson-Befehl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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zu nehmen. Doch die Klugheit hatte erfordert, dass er damit bis zum letzten Augenblick wartete. Je mehr Zeit danach verstrich, desto größer war die Gefahr, dass man ihn entdeckte. Um die Waffe in seinen Besitz bringen, musste er schließlich den außer Gefecht setzen, der sie besaß.
    Nach dem Zeitplan, den der Botschafter von Mansur erhalten hatte, würde Peter Novak seine Ansprache in fünf Minuten beginnen. Nun, ein Mitglied der mansurischen Delegation würde die Toilette aufsuchen müssen. Er drückte die Klinke der Tür nieder, die aus der Halle herausführte, und ging auf die Kapelle zu.
    Der Kalif ging mit schnellen Schritten, seine Sandalen hallten auf dem Terrazzo, bis schließlich ein Agent des amerikanischen Secret Service, ein Mann mit kantigem Kinn und militärischem Bürstenhaarschnitt, auf ihn aufmerksam wurde. Das war sogar noch besser als ein gewöhnlicher UN-Sicherheitsmann: Er würde eine besonders hochwertige Waffe bei sich tragen.
    »Sir«, sagte der Kalif zu dem mit einem dunklen Anzug bekleideten Agenten. »Ich beschütze den Führer der islamischen Republik Mansur.«
    Der Secret-Service-Agent sah weg; ausländische Staatsoberhäupter fielen nicht in seine Zuständigkeit.
    »Man hat uns berichtet, dass sich jemand versteckt hält dort drinnen!«
    Er deutete auf die Kapelle.
    »Ich kann jemand bitten, nachzusehen«, sagte der Amerikaner, nicht sonderlich beeindruckt. »Ich darf meinen Posten nicht verlassen.«
    »Es ist gleich dort drüben. Ich selbst glaube nicht, dass sich dort jemand versteckt.«
    »Wir haben vor ein paar Stunden alles gründlich durchsucht. Ich bin Ihrer Ansicht.«
    »Aber Sie werden nachsehen? Es kostet Sie nur eine halbe Minute. Ohne Zweifel gibt es nichts zu melden, aber wenn wir uns irren sollten, hätten wir Mühe zu erklären, weshalb wir nichts getan haben.«
    Ein gequältes Seufzen. »Sagen Sie mir, wo.«
    Der Kalif hielt die kleine Tür zu der Kapelle auf und wartete, bis der Secret-Service-Mann eingetreten war.
    Die Kapelle war ein langer, schmaler Raum mit niedriger Decke und indirekter Beleuchtung von beiden Seiten; ein Strahler war auf einen schwarz lackierten Kasten am Ende der Halle gerichtet. Eine dicke, von unten beleuchtete Glasplatte lag darauf - die Vorstellung eines westlichen Designers von säkularer Religiosität. Die der Tür gegenüberliegende Wand nahm ein Gemälde mit sich überlappenden Halbmonden, Kreisen, Quadraten und Dreiecken ein; es sollte offenbar eine Art Amalgam der verschiedenen Glaubensbekenntnisse darstellen. Echt westlich, die überspannte Vorstellung, dass man alles haben konnte, wie die verschiedenen Zutaten eines Big Mac: Dass die unechte Harmonie auf der unangezweifel-ten Vorherrschaft westlicher Freizügigkeit basierte, bedurfte keiner Erwähnung. Am anderen Ende, nahe beim Eingang, stand eine Reihe kleiner, mit Matten belegter Bänke. Der Boden war mit unregelmäßig geformten Schieferplatten ausgelegt.
    »Hier kann man sich nicht verstecken«, sagte der Mann. »Da ist niemand.«
    Die schwere, schalldichte Tür schloss sich hinter ihnen und ließ die Geräusche der Lobby verstummen.
    »Glücklicherweise nicht«, sagte der Kalif. »Sie haben keine Waffe. Gegen einen Meuchelmörder wären Sie hilflos!«
    Der Secret-Service-Mann grinste, knöpfte seine dunkelblaue Jacke auf und legte die Hände auf die Hüften, so dass man den langläufigen Revolver in seinem Schulterhalfter sehen konnte.
    »Entschuldigung«, sagte der Kalif. Er drehte sich um, wandte dem Amerikaner den Rücken, scheinbar von dem Wandgemälde fasziniert. Dann trat er einen Schritt zurück.
    »Sie verschwenden meine Zeit«, sagte der Amerikaner.
    Der Kalif riss ruckartig den Kopf zurück, schmetterte ihn gegen das Kinn des Amerikaners. Als der stämmige Agent taumelte, griffen die Hände des Kalifen an sein Schulterhalfter und zogen den 3 5 7er-Magnum-Revolver heraus, einen Ruger SP101 mit einem vier Zoll langen Lauf. Er ließ den Kolben der Waffe auf den Kopf des Agenten herunterkrachen und stellte damit sicher, dass der selbstgefällige Ungläubige viele Stunden bewusstlos sein würde.
    Dann verstaute er die Waffe in seiner kleinen Aktentasche und zerrte den muskelbepackten Amerikaner hinter den schwarzen Aufbau aus Ebenholz, wo er einem zufälligen Besucher nicht auffallen würde.
    Es war Zeit, in die Versammlungshalle zurückzukehren. Zeit, Schmähungen zu rächen. Zeit, Geschichte zu machen.
    Er würde sich des Titels würdig erweisen, den seine Gefolgsleute

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