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Der Janson-Befehl

Titel: Der Janson-Befehl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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ihm verliehen hatten. Er war in der Tat der Kalif.
    Und er würde nicht scheitern.
    In der Direktionssuite leuchtete eine Diode an dem kleinen Telefon auf: »Noch fünf Minuten« wurde damit dem Redner angekündigt - die übliche Vorgehensweise, die ihm ein paar Minuten gewährte, bevor man ihn bitten würde, vor die versammelten Mächtigen des Planeten zu treten.
    Novak griff nach dem Hörer, lauschte kurz, sagte »Danke«.
    Als Janson das sah, durchzuckte ihn eine Vorahnung.
    Etwas stimmte nicht.
    Er drückte hastig den REWIND-Knopf und spielte die letzten zehn Sekunden noch einmal ab.
    Das Lämpchen auf dem Telefon. Peter Novak, der nach dem Hörer griff, ihn ans Ohr führte.
    Etwas stimmte nicht.
    Aber was? Jansons Unterbewusstsein glich einer Sturmglocke, schrillte wie wild einen Alarmruf, aber er war müde, so schrecklich müde, und der Nebel der Erschöpfung legte sich über ihn.
    Er ließ sich noch einmal die letzten zehn Sekunden vorspielen.
    Ein leuchtendes Lämpchen an einem summenden Haustelefon.
    Peter Novak, geschützt von einer ganzen Abteilung Sicherheitswachen, aber in diesem Augenblick allein, griff nach dem Hörer, nach dem Hinweis, sich auf seinen großen Augenblick vor den Scheinwerfern der Welt vorzubereiten.
    Griff mit der rechten Hand danach.
    Peter Novak, der den Hörer ans Ohr führte.
    Das rechte Ohr.
    Janson hatte das Gefühl, als wäre seine Haut von einer Eisschicht überzogen. Eine schreckliche, schmerzliche Klarheit war über ihn gekommen, und sein Bewusstsein füllte sich mit einer Flut von Bildern. Es war zum Wahnsinnigwerden: Gesichter und Stimmen, die sich ineinander vermengten, Demarest an einem Schreibtisch in Khe Sanh, nach einem Telefon greifend. Diese Berichte aus dem Hauptquartier sind noch schlimmer als unbrauchbar! Sich das Telefon längere Zeit ans Ohr pressend. Schließlich wieder sprechend: In einer Feuer-frei-Zone können eine Menge Dinge geschehen. Demarest im sumpfigen Terrain in der Nähe von Harn Luong, nach dem Funkgerät greifend, gebannt lauschend, eine Folge von Befehlen bellend. Mit der linken Hand nach dem Telefon greifend, es sich ans linke Ohr pressend.
    Alan Demarest war Linkshänder. War es ausschließlich.
    Der Mann dort unten war nicht Alan Demarest.
    Allmächtiger Herrgott! Janson spürte, wie ihm das Blut in den Kopf schoss, spürte ein Dröhnen in den Schläfen.
    Er hatte ein Double geschickt. Einen Betrüger. Janson war es gewesen, der die anderen davor gewarnt hatte, ihren Gegner zu unterschätzen. Und doch hatte er selbst genau das getan.
    Und der Trick war durch und durch logisch. Wenn Ihr Feind eine gute Idee hat, dann stehlen Sie sie hatte Demarest ihm auf den Schlachtfeldern von Vietnam eingeschärft. Die Moebius-Programmierer waren jetzt Demarests Feinde. Er hatte die Freiheit gewonnen, indem er seine eigenen Duplikate zerstört hatte, aber dann hatte er jahrelang seinen nächsten Schritt geplant, den Griff nach der Macht. Und in dieser Zeit hatte er sich nicht nur Verbündete geschaffen und Hilfsmittel aller Art aufgebaut: Er hatte auch ein eigenes Duplikat geschaffen -eines, das von ihm beherrscht wurde.
    Warum hatte Janson nicht daran gedacht?
    Der Mann, der dort unten in der Direktionssuite saß, war nicht Peter Novak; er arbeitete für ihn. Ja, das genau war es, was Demarest getan hätte. Er würde ... den Spieß umgedreht haben. Sie müssen die zwei weißen Schwäne sehen und nicht den einen schwarzen. Sie müssen das eine Stück Torte sehen und nicht die Torte, aus der ein Stück fehlt. Sie müssen den Necker-Würfel nach außen drehen und nicht nach innen. Das große Ganze müssen Sie sehen.
    Der Mann, der im Begriff war, eine Ansprache vor der Vollversammlung zu halten, war der Köder, der sie zur Schlachtbank führte. In nur wenigen Minuten würde der Mann, diese Kopie einer Kopie, dieses Novak-Surrogat, hinter das Rednerpult aus grünem Marmor treten.
    Und würde erschossen werden.
    Das würde nicht Novaks Ende sein. Es würde ihr eigenes Ende sein. Alan Demarest würde seinen paranoidesten Verdacht bestätigt finden: Er würde seine Feinde aufgestöbert haben, würde entdeckt haben, dass die ganze Einladung tatsächlich ein Komplott gegen ihn gewesen war.
    Und zugleich würden sie ihre letzte direkte Verbindung zu Alan Demarest zerstört haben. Nell Pearson war tot. Marta Lang, wie sie sich selbst genannt hatte, war tot. Jedes menschliche Bindeglied, das sie vielleicht zu ihm führen könnte, war ausgeschaltet - mit Ausnahme des

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