Der Janson-Befehl
zurückzugeben.«
Gestohlenes Eigentum: Geiseln, ganz besonders solche, die in Verdacht standen, für die amerikanische Abwehr tätig zu sein. Vor sieben Jahren war Janson in Baaqlina im Libanon in die Hand der Extremistengruppe gefallen; ursprünglich hatten sie vermutet, einen amerikanischen Geschäftsmann in ihrer Gewalt zu haben und seinen Beteuerungen geglaubt, aber die intensiven Aktivitäten auf oberstem Niveau ließen einen weitergehenden Verdacht aufkommen. Die Verhandlungen gerieten schnell aus dem Gleis, scheiterten an Auseinandersetzungen innerhalb der Gruppe. Nur das rechtzeitige Eingreifen einer dritten Partei - der Liberty Foundation, wie sich später herausstellte - veranlasste sie dazu, ihre Pläne zu ändern. Nach zwölf Tagen der Geiselhaft kam Janson frei. »Nach allem, was uns bekannt ist, war Novak gar nicht persönlich eingeschaltet, wusste nichts von der Situation«, fuhr Katsaris fort. »Aber es ist seine Stiftung. Und deshalb schuldest du dem Mann dein Leben, und jetzt taucht diese Lady auf, tritt vor dich hin und sagt, Baaqlina ist fällig geworden. Da musst du Ja sagen.« »Wenn ich mit dir zusammen bin, komme ich mir immer vor wie ein offenes Buch«, entgegnete Janson, und die kleinen Fältchen um seine Augen verzogen sich zur Andeutung eines Lächelns.
»Ja, aber ein recht gut verschlüsseltes. Sag mal, wie oft denkst du eigentlich an Helene?«
Die braunen Augen des Griechen blickten plötzlich überraschend sanft.
»Jeden Tag.«
»Sie war etwas ganz Besonderes, nicht wahr? Sie kam mir immer so frei vor.«
»Ein freier Geist«, sagte Janson. »In jeder Beziehung mein exaktes Gegenteil.«
Katsaris steckte einen Putzstock in den Lauf einer Automatikwaffe und überprüfte ihn auf Karbonablagerungen oder andere Unregelmäßigkeiten. Dann sah er Janson gerade in die Augen. »Du hast mir vor vielen Jahren einmal etwas gesagt, Paul. Und jetzt werde ich es dir sagen.«
Er legte Janson die Hand auf die Schulter. »Es gibt keine Rache. Nicht auf dieser Welt. Das ist ein Märchen. In unserer Welt gibt es Schläge und Vergeltungsschläge und weitere Vergeltungsschläge. Aber diese Vorstellung einer säuberlichen Rache, die alles auslöscht die ist falsch.«
»Ich weiß.«
»Helene ist tot, Paul.«
»Oh ... Das ist also der Grund, weshalb sie nie zurückruft.«
Die ausdruckslose Miene, mit der er das sagte, verbarg eine Welt des Schmerzes, aber nicht sonderlich gut.
Katsaris' Augen ließen ihn nicht los, aber er drückte Jan-sons Schulter etwas fester. »Es gibt nichts - gar nichts -, das sie dir je zurückbringen kann. Mach mit den Kagama- Fanatikern, was du willst, aber sei dir darüber klar.«
»Das ist jetzt fünf Jahre her«, sagte Janson leise.
»Kommt es dir vor wie fünf Jahre?«
Die Antwort kam im Flüsterton. »Es ist wie gestern.«
So sprach ein Offizier nicht mit Leuten, die unter seinem Kommando standen. So sprach ein Mann mit jemand, der ihm von allen Menschen auf der ganzen Welt am nächsten stand, mit jemand, den er nie anlügen würde. Er atmete tief durch. »Du machst dir Sorgen, ich könnte zum Berserker werden und mit blindem Hass auf die Terroristen losgehen, die meine Frau umgebracht haben?«
»Nein«, antwortete Katsaris und schüttelte den Kopf. »Ich habe Angst, dass du tief in deinem Innersten meinst, die Rechnung könnte irgendwie ausgeglichen werden, wenn du dich ebenfalls von ihnen töten lässt. Ich habe Sorge, du könntest glauben, das müsste sein, um Helenes willen.«
Janson schüttelte heftig den Kopf, fragte sich aber, ob an dem, was Katsaris gesagt hatte, nicht doch ein Funken Wahrheit war. »Heute Nacht wird niemand sterben«, sagte er. Das war ein Ritual, eines, um sich selbst zu überzeugen, das wussten beide, nicht etwa eine Aussage hinsichtlich ihrer Chancen.
»Das Verrückte ist, dass Helene immer mit den Kagama sympathisiert hat«, meinte Janson nach einer Weile. »Natürlich nicht mit den Terroristen, nicht mit der KLF, aber mit den ganz normalen Kagama, die in dem ganzen Schlamassel drinsteckten. Wenn sie noch am Leben wäre, dann wäre sie vermutlich mit Novak zusammen gewesen und hätte an seiner Seite versucht, eine Friedensregelung zu finden. Der Kalif ist ein großer Manipulator, aber er existiert nur deshalb, weil es echte Ungerechtigkeiten gibt, auf die er seine Manipulationen aufbaut.«
»Wenn wir hier sind, um soziale Ungerechtigkeiten zu beseitigen, hat man uns dafür das falsche Gerät gegeben.«
Theo fuhr mit dem
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