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Der Janusmann

Der Janusmann

Titel: Der Janusmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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gefliest. Ein starker Geruch nach Desinfektionsmitteln lag in der Luft. Ich drehte mich um und kontrollierte das Fenster. Am Rahmen war ein kleiner Erschütterungsmelder festgeschraubt. Doch im Gebäude blieb es weiterhin still. Keine Sirene. Ein stummer Alarm? Irgendwo würde jetzt vielleicht ein Telefon klingeln oder auf einem Bildschirm eine Alarmmeldung blinken.
    Von der Toilette aus ging es in einen rückwärtigen Vorraum. Das Gebäude war menschenleer und dunkel. Ich bewegte mich rückwärts zur Hintertür, fummelte daran herum, ohne hinzusehen, und bekam sie schließlich auf. Hörte Duffy hereinkommen.
    Sie hatte in der Grundausbildung vermutlich sechs Wochen in Quantico geübt und wusste, wie sie sich verhalten musste. Sie hielt die Glock mit beiden Händen, huschte an mir vorbei und bezog Posten an der Tür, die aus dem Vorraum ins restliche Gebäude führte. Sie lehnte sich mit einer Schulter an den Türrahmen und hielt dabei ihre Pistole ziemlich hoch, damit sie mich nicht behinderte. Ich trat vor, stieß die Tür auf, war mit einem Satz hindurch und drückte mich links an die Wand. Duffy folgte mir und blieb an die rechte Wand gepresst stehen. Wir befanden uns auf einem ziemlich schmalen Korridor. Er führte durch das ganze Gebäude bis zum Haupteingang. Auf beiden Seiten dieses Korridors lagen Räume. Sechs Räume, auf jeder Seite drei. Sechs Türen, alle geschlossen.
    »Haupteingang«, flüsterte ich. »Villanueva.«
    Wir bewegten uns Rücken an Rücken im Krebsgang weiter und zielten von einer Tür auf die andere. Sie blieben alle geschlossen. Wir erreichten den Haupteingang. Ich entriegelte die Tür und zog sie auf. Villanueva trat rasch ein und schloss sie hinter sich. Er hielt eine Glock 17 in der Hand.
    »Alarm?«, flüsterte er.
    »Stumm«, antwortete ich ebenso leise.
    »Okay, dann müssen wir uns beeilen.«
    »Zimmer für Zimmer«, flüsterte ich.
    Das war kein gutes Gefühl. Wir hatten so viel Krach gemacht, dass niemand im Gebäude unser Eindringen überhört haben konnte. Und die Tatsache, dass niemand auf den Korridor gestürmt kam, konnte bedeuten, dass sie clever genug waren, uns mit schussbereiten Waffen hinter den Türen aufzulauern. Und dieser Mittelgang war knapp anderthalb Meter breit. Also hatten wir nicht viel Spielraum.
    Alle Türen waren links angeschlagen, deshalb postierte ich Duffy links neben mich, damit sie die gegenüberliegenden Türen im Auge behielt. Ich wollte nicht, dass wir alle in dieselbe Richtung schauten, wollte nicht in den Rücken geschossen werden. Dann stellte ich Villanueva rechts neben mich. Sein Job war es, eine Tür nach der anderen einzutreten. Die mittlere Position übernahm ich. Ich würde als Erster in den jeweiligen Raum stürmen.
    Wir begannen mit dem ersten Zimmer links. Villanueva trat mit dem Absatz kräftig gegen das Türschloss. Holz splitterte, das Schloss brach heraus, die Tür flog auf. Ich stürmte sofort hinein. Der Raum war leer. Ein drei mal vier Meter großes Büro mit einem Fenster, einem Schreibtisch und einer Wand voller Aktenschränke. Ich kam sofort wieder heraus, und wir nahmen die nächste Tür in Angriff. Duffy gab uns Feuerschutz. Auch dieses Zimmer war leer, aber die Trennwand nach nebenan war eingerissen worden, sodass der Raum drei mal acht Meter groß war und zwei in den Korridor hinausführende Türen besaß. In diesem Büro standen drei Schreibtische mit Computern. An der Wandgarderobe zwischen den Türen hing ein Damenregenmantel.
    Wir überquerten den Korridor und standen vor der vierten Tür, die in das dritte Zimmer führte. Villanueva trat die Tür ein, und ich war mit einem Satz über der Schwelle. Leer. Wieder ein drei mal vier Meter großer Büroraum. Fensterlos. Ein Schreibtisch vor einer großen Pinnwand aus Kork. Auf dem Linoleumboden ein riesiger Orientteppich, der ihn fast ganz bedeckte.
    Vier abgehakt. Noch zwei zu kontrollieren. Wir entschieden uns für das Zimmer hinten rechts. Villanueva trat die Tür ein. Ich stürmte in den Raum. Er war leer. Drei mal vier Meter, weiß gestrichen, graues Linoleum. Völlig kahl. Überhaupt nichts darin – außer Blutflecken. Jemand hatte sie wegzuwischen versucht, aber ziemlich schlampig gearbeitet. Es gab auch Blutspritzer an den Wänden, die zum Teil entfernt, an manchen Stellen jedoch übersehen worden waren. In dem Winkel zwischen Fußbodenleiste und Linoleum waren dunkelbraune, fast schwarze Spuren zurückgeblieben.
    »Die ATF-Agentin«, sagte ich.
    Wir verharrten

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