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Der Janusmann

Der Janusmann

Titel: Der Janusmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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Minuten nachdem ihr hier angerufen habt.«
    Sie zögerten noch einen Augenblick, dann drückte Duffy den Rufknopf des Aufzugs. Wir hörten ein Surren im Schacht, als die Maschinerie anlief.
    »Pass gut auf dich auf«, sagte sie.
    Die Tür des Aufzugs öffnete sich, und die beiden traten in die Kabine. Ohne mich aus den Augen zu lassen, drückte Villanueva auf die Taste G für Garage. Dann schloss sich die Tür, und sie verschwanden. Ich blieb an die Wand gegenüber Quinns Tür gelehnt stehen. Es war ein gutes Gefühl, allein zu sein. Ich umfasste den Griff der Beretta in meiner Manteltasche und wartete. Ich stellte mir vor, wie Duffy und Villanueva zu ihrem Wagen gingen und aus der Tiefgarage fuhren. Wie der Wachmann sie austrug. Wie sie um die Ecke parkten und die Auskunft anriefen, um Quinns Nummer zu bekommen. Ich betrachtete die Tür. Stellte mir vor, wie Quinn dahinter an seinem Schreibtisch saß. Ich starrte die Tür an, als könnte ich ihn durchs Holz hindurch sehen.
     
    Das erste Mal, dass ich ihn jemals zu Gesicht bekam, war der Tag, an dem die Verhaftung stattfinden sollte. Frasconi hatte den Syrer entsprechend bearbeitet. Der Kerl wusste genau, was wir von ihm erwarteten. In solchen Situationen arbeitete Frasconi tadellos. Ließ man ihm Zeit und gab ihm ein klar definiertes Ziel vor, erledigte er alles, was man von ihm verlangte. Der Syrer brachte einen Aktenkoffer mit Bargeld aus seiner Botschaft mit, und wir zählten es gemeinsam vor dem Militärrichter ab. Es waren fünfzigtausend Dollar – vermutlich die letzte Rate von vielen. Wir markierten jeden Schein einzeln. Wir markierten sogar den Aktenkoffer, indem wir neben einem der Scharniere mit farblosem Nagellack die Initialen des Richters anbrachten.
    Der Militärrichter schrieb eine eidesstattliche Erklärung für die Ermittlungsakte, und Frasconi bewachte einstweilen den Syrer. Kohl und ich bezogen unsere Überwachungsposition. Der Fotograf stand zwanzig Meter südlicher in einem Haus gegenüber dem Café an einem Fenster im ersten Stock bereit. Zehn Minuten später stieß der Richter zu uns. Wir saßen in einem am Straßenrand abgestellten Fahrzeug einer Telefongesellschaft, das Gucklöcher mit nur von innen durchsichtigem Glas besaß. Kohl hatte es sich vom FBI ausgeliehen. Um die Inszenierung vollkommen zu machen, hatte sie drei Soldaten angefordert. Sie trugen Overalls dieser Telefongesellschaft und buddelten tatsächlich den abgesperrten Gehsteig auf.
    Wir warteten. Geredet wurde nicht viel. Die Luft in dem Kastenwagen war schlecht. Es war wieder heiß geworden. Nach vierzig Minuten ließ Frasconi den Syrer laufen. Er kam von Norden herangeschlendert. Wir hatten ihn gewarnt, was mit ihm passieren würde, falls er uns verriet. Wahrscheinlich hätten wir unsere Drohungen nicht wahr gemacht, aber das konnte der Mann nicht wissen. Nahm man als Maßstab, was Leuten in Syrien geschah, klangen sie plausibel, fand ich.
    Er setzte sich, keine fünf Meter von uns entfernt, an einen Tisch auf dem Gehsteig. Den Aktenkoffer stellte er auf unserer Seite des Tisches aufs Pflaster. Ein Ober kam und nahm seine Bestellung auf. Brachte kurz darauf einen Espresso. Der Syrer zündete sich eine Zigarette an, rauchte sie nur zur Hälfte und drückte sie im Aschenbecher aus.
    »Der Syrer wartet«, sagte Kohl halblaut. Sie ließ einen Kassettenrecorder mitlaufen. Sie wollte eine Echtzeit-Tonaufnahme als zusätzliches Beweismittel haben. Um auf die Verhaftung vorbereitet zu sein, trug sie ihren großen Dienstanzug. Er stand ihr wirklich gut.
    »Korrekt«, sagte der Richter. »Der Syrer wartet.«
    Der Syrer leerte seine Tasse und machte dem Ober ein Zeichen, er solle ihm noch einen Espresso bringen. Dann zündete er sich eine weitere Zigarette an.
    »Qualmt er immer so viel?«, erkundigte ich mich.
    »Wieso?«, fragte Kohl.
    »Warnt er Quinn, sich ihm nicht zu nähern?«
    »Nein, er raucht immer«, sagte Kohl.
    »Okay. Aber sie müssen irgendein Warnsignal vereinbart haben.«
    »Er würde’s nicht einsetzen. Frasconi hat ihm wirklich Angst eingejagt.«
    Wir warteten. Der Syrer rauchte seine zweite Zigarette zu Ende. Legte beide Hände flach auf die Tischplatte. Er trommelte mit den Fingern. Das wirkte alles ganz normal. Er sah wie ein Mann aus, der auf einen anderen wartet, der sich etwas verspätet hat. Dann zündete er sich wieder eine Zigarette an.
    »Diese Qualmerei gefällt mir nicht«, sagte ich.
    »Keine Sorge, das macht er immer«, erwiderte Kohl.
    »Sie lässt

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