Der Janusmann
etwas aus.«
»Wohin?«
»Das steht hier nicht.«
»Was liefern sie aus?«
»Keine Ahnung. Achtzehn Stück von irgendwas zu je fünfundfünfzig Dollar. Dieser Auftrag ist fast tausend Dollar wert.«
»Wohin jetzt?«, fragte Villanueva.
Wir hatten die Brücke hinter uns gelassen und fuhren weit ausholend nach Nordwesten, wobei der Park links neben uns lag.
»Übernächste rechts«, befahl ich.
Wir fuhren geradewegs in die Tiefgarage unter dem Missionary House. An der Einfahrt saß ein Wachmann, der eine Phantasieuniform trug, in einem Glaskasten. Er notierte unser Kennzeichen, ohne richtig auf uns zu achten. Dann zeigte Villanueva seinen DEA-Dienstausweis vor und wies ihn an, auf seinem Platz zu bleiben und sich ruhig zu verhalten. Wies ihn auch an, niemanden zu verständigen. In der Garage war es still. Von den schätzungsweise achtzig Stellplätzen waren nicht mal ein Dutzend belegt. Aber einer der dort geparkten Wagen war der graue Grand Marquis, den ich an diesem Morgen vor Becks Lagerhaus gesehen hatte.
»Hier habe ich die Fotos gemacht«, sagte Duffy.
Wir parkten in einer Ecke im hinteren Teil der Tiefgarage, stiegen aus und fuhren mit dem Aufzug in die Eingangshalle des Gebäudes hinauf. Vor einer der Säulen aus künstlichem Marmor hing ein Firmenverzeichnis. Die Xavier Export Company teilte sich den dritten Stock mit der Anwaltsfirma Lewis, Strange und Greville. Das war uns nur recht, denn es bedeutete, dass es oben eine Art Vorraum geben musste und wir nicht direkt aus dem Aufzug in Quinns Bürosuite gelangen würden.
Wir drückten den Knopf mit der Drei, und nur wenig später hielten wir im dritten Stock. Die Tür ging auf. Der kleine Vorraum war voller Anwälte. Links von uns befand sich eine Mahagonitür mit einem Messingschild, auf dem Lewis, Strange & Greville. Attorneys at Law stand. Sie war offen, und drei Leute waren herausgekommen; zwei Männer und eine Frau. Sie trugen Freizeitkleidung. Jeder hatte einen Aktenkoffer in der Hand. Alle wirkten fröhlich und nickten uns lächelnd zu, als wir aus dem Aufzug traten.
Villanueva lächelte seinerseits und nickte zur gegenüberliegenden Tür von Xavier Export hinüber. Wir wollen nicht zu Ihnen, sondern dorthin. Die Frau sah weg und zwängte sich an uns vorbei in den Aufzug. Ihre Partner schlossen die Kanzleitür ab und traten dann zu ihr in die Kabine. Die Tür schloss sich. Dann hörten wir den Aufzug surrend in die Tiefe sinken.
»Zeugen«, flüsterte Duffy. »Scheiße.«
Villanueva deutete auf die Tür von Xavier Export. »Und dort drinnen ist jemand. Die Anwälte waren nicht überrascht, dass wir an einem Samstag um diese Zeit zu der Firma wollen. Also wussten sie, dass jemand da ist. Oder sie haben angenommen, wir hätten einen Termin.«
Ich nickte. »Einer der Wagen in der Tiefgarage hat heute Morgen vor Becks Lagerhaus gestanden.«
»Quinn?«, fragte Duffy.
»Das hoffe ich sehr.«
»Wir haben vereinbart, dass Teresa Vorrang hat«, erinnerte uns Villanueva. »Dann erst kommt Quinn.«
»Der Plan hat sich geändert«, sagte ich. »Ich rühre mich nicht von der Stelle, wenn er dort drin ist.«
»Aber wir können sowieso nicht hinein«, gab Duffy zu bedenken. »Wir sind gesehen worden.«
»Ihr könnt nicht rein«, widersprach ich. »Ich schon.«
»Was, allein?«
»Allerdings. Nur er und ich.«
»Wir haben Spuren hinterlassen.«
»Die könnt ihr wieder eliminieren. Ihr geht zum Wagen und fahrt weg. Dann trägt der Wachmann euch wieder aus. Fünf Minuten später ruft ihr in diesem Büro an. Die Kladde des Wachmanns und die automatische Aufzeichnung eures Anrufs beweisen, dass nichts passiert ist, während ihr hier wart.«
»Aber was ist mit dir? Der Typ in der Garage wird aussagen, dass wir dich hier zurückgelassen haben.«
»Das bezweifle ich«, sagte ich. »Ich glaube nicht, dass er wirklich auf uns geachtet hat. Er hat bloß das Kennzeichen notiert.«
Sie schwieg.
»Mir ist’s ohnehin egal«, sagte ich. »Ich war schon immer schwierig aufzuspüren. Und das soll in Zukunft nicht einfacher werden.«
Sie betrachtete die Tür der Anwaltskanzlei. Dann die von Xavier Export. Dann den Aufzug. Dann mich.
»Okay«, sagte sie. »Wir lassen dich hier allein. Ich will es nicht, aber ich muss es tatsächlich tun, verstehst du das?«
»Natürlich«, erwiderte ich.
»Vielleicht ist Teresa dort drinnen bei ihm«, flüsterte Villanueva.
Ich nickte. »Dann bringe ich sie euch. Wir treffen uns am Ende der Garagenzufahrt. Zehn
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