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Der Janusmann

Der Janusmann

Titel: Der Janusmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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kriechend bis hinter den Garagenblock. Dort krabbelte ich auf allen vieren an Land. Drehte mich auf den Rücken. Starrte zum Nachthimmel auf. Jetzt ist doch einer wieder aufgetaucht, Harley.
    Mein Mantel war weg. Mein Sakko war weg. Die Persuader waren weg. Die Beretta war weg.
    Ich rappelte mich auf, machte ein paar unsichere Schritte. Bildete mir ein, Leon Garbers Stimme zu hören: Was uns nicht umbringt, macht uns stärker. Er hatte das für ein JFK-Zitat gehalten. Ich torkelte zwei Schritte weiter und lehnte mich an die Rückwand des Garagenblocks. Erbrach ungefähr drei Liter Wasser. Danach fühlte ich mich ein wenig besser. Ich bewegte die Arme und schüttelte die Beine aus, um meinen Kreislauf in Gang zu bringen. Versuchte, etwas Wasser aus den Klamotten zu wringen. Dann strich ich mir das tropfnasse Haar aus dem Gesicht und atmete mehrmals tief und langsam durch. Meine Kehle war vom Salzwasser ganz rau.
    Dann schlich ich die rückwärtige Mauer entlang, fand mein kleines Versteck und holte zum letzten Mal etwas aus dem Bündel.
     
    Meine Armbanduhr funktionierte noch und zeigte mir, dass die Stunde, die ich mir zugebilligt hatte, längst abgelaufen war. Duffy musste das ATF vor zwanzig Minuten verständigt haben. Aber seine Reaktion würde auf sich warten lassen. Ich bezweifelte, dass es eine Außenstelle in Portland gab. Die nächste war vermutlich Boston. Von dort stammte auch das Dienstmädchen. Also blieb mir noch genug Zeit.
    Der Lieferwagen war verschwunden. Aber die anderen Fahrzeuge standen noch da: der Cadillac, der Town Car, die beiden Suburbans. Folglich befanden sich noch acht Personen im Haus. Dazu Elizabeth und die Köchin. In welche Kategorie ich Richard einordnen sollte, wusste ich nicht so recht.
    Ich blieb dicht an der Hauswand und blick e in jedes einzelne Fenster. Die Köchin war in der Küche. Sie versuchte, dort Ordnung zu schaffen. Keast und Maden hatten all ihre Sachen dagelassen. Ich duckte mich unters Fensterbrett und schlich weiter. Im Speisesaal sah es wie nach einem Bombenangriff aus. Der durchs zerschossene Fenster hereinwehende Sturm hatte das Tischtuch hochgerissen und zersplittertes Glas und Porzellan im ganzen Raum verteilt. In den Zimmerecken konnte ich vom Wind aufgehäufte kleine Dünen aus Gipsstaub erkennen. In der Decke gähnten zwei große Löcher.
    In dem quadratischen Raum, in dem ich russisches Roulett gespielt hatte, sah ich die drei Libyer und Quinns Männer. Sie saßen um den Eichentisch und wirkten gelangweilt. Ich bewegte mich vorsichtig weiter. Erreichte als nächsten Raum Elizabeth Becks Salon. Sie war dort. Mit Richard. Jemand hatte den Toten weggeschafft. Sie saß auf dem Sofa und redete. Ich konnte nicht verstehen, was sie sagte, aber Richard hörte ihr aufmerksam zu. Ich schlich weiter.
    Beck und Quinn hielten sich in Becks kleinem Herrenzimmer auf. Quinn saß in dem roten Sessel. Beck stand vor der Vitrine mit den Maschinenpistolen. Beide hielten dicke Zigarren in der Hand, rollten sie zwischen Daumen und Zeigefinger und waren dabei, silberne Zigarrenabschneider anzusetzen.
    Nach meiner Runde ums Haus betrat ich durch den Hintereingang die Küche. Der Metalldetektor blieb stumm. Die Köchin hörte mich nicht kommen. Ich schlich mich von hinten an sie heran, hielt ihr mit einer Hand den Mund zu und schleifte sie zu dem Schrank mit Putzzeug und Geschirrtüchern. Nach allem, was ich mit Richard erlebt hatte, wollte ich kein Risiko mehr eingehen. Ein Geschirrtuch benutzte ich als Knebel, mit einem weiteren fesselte ich ihre Handgelenke und mit einem dritten ihre Fußknöchel. Ich ließ sie in unbequemer Haltung auf dem Boden neben dem Ausguss sitzend zurück. Ein viertes Geschirrtuch steckte ich hinten in den Hosenbund meiner Jeans. Dann trat ich auf den Flur hinaus.
    Im Haus herrschte Stille, nur Elizabeth Becks Stimme war eben noch zu hören. Die Tür zu ihrem Salon stand offen. Ich ging geradewegs zur Tür von Becks Zimmer, öffnete sie, trat ein und schloss sie hinter mir.
    In dem kleinen Raum hingen bläuliche Schwaden von Zigarrenrauch. Die beiden Männer hatten gerade ihre Zigarren angezündet. Ich hatte den Eindruck, sie hätten eben noch gelacht, jetzt waren ihre Mienen schreckensstarr. Beck brachte den Mund nicht mehr zu. Ich verpasste ihm einen Haken. Sein Unterkiefer klappte hoch, sein Kopf flog nach hinten. Er verdrehte die Augen und sackte auf dem mit dicken Orientteppichen ausgelegten Boden zusammen. Das war ein guter Schlag gewesen, aber

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