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Der Janusmann

Der Janusmann

Titel: Der Janusmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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Material out. North Face kann noch okay sein, aber jetzt ist Mikrofaser der letzte Schrei. Danach sind’s Sportjacken – Strickjacken mit Lederärmeln – mit den Abzeichen berühmter Teams. Zwei- bis dreihundert Dollar pro Stück. Jede dieser Moden hält sich ungefähr eine Woche lang.«
    »Verrückt«, sagte ich, weil ich etwas sagen musste.
    »Das kommt vom vielen Geld«, wiederholte er. »Sie wissen nicht, was sie damit anfangen sollen, deshalb verschreiben Sie sich dem Wandel um des Wandels willen. Das gilt für alle Lebensbereiche. Sogar für Waffen. Diese Kerle, von denen ich rede, hatten eine Vorliebe für MP 5 K von Heckler & Koch. Jetzt haben sie Ihrer Schilderung nach Uzis. Sie verstehen, was ich meine? Für solche Leute sind sogar Waffen ein Modeartikel. Oder das Produkt, das sie verkaufen, womit der Kreis sich wieder schließt. Ihre Bedürfnisse wechseln ständig. Sogar was Autos angeht. Sie bevorzugen Japaner, was damit zusammenhängen dürfte, dass solche Moden von der Westküste rüberschwappen. Aber diese Woche sind Toyotas angesagt, nächste Woche Hondas. Dann sind’s Nissans. Vor zwei, drei Jahren war der Nissan Maxima der große Renner. Der Wagen, den Sie geklaut haben. Dann muss plötzlich jeder einen Lexus haben. Eine regelrechte Manie. Mit Uhren ist’s nicht anders. Sie tragen Swatch, dann Rolex. Sie sehen keinen Unterschied. Völlig verrückt! Weil ich selbst in der Branche bin und als Lieferant spreche, beschwere ich mich natürlich nicht darüber. Wechselnde Moden sind etwas, das wir fördern, aber manchmal erfolgen diese Wechsel doch sehr rasch. Da kommt man kaum noch mit.«
    »Sie sind also in der Branche?«
    »Was vermuten Sie?«, fragte er. »Haben Sie mich für einen Wirtschaftsprüfer gehalten?«
    »Ich dachte, Sie seien Teppichimporteur.«
    »Das bin ich«, stimmte er mir zu. »Ich importiere massenhaft Teppiche.«
    »Okay.«
    »Aber das Teppichgeschäft dient eigentlich nur als Tarnung«, erklärte er. Dann lachte er. »Denken Sie nicht, dass man heutzutage Vorsichtsmaßnahmen treffen muss, wenn man solchen Leuten Sportschuhe verkaufen will?«
    In seinem Lachen lag nervöse Anspannung. Er beruhigte sich wieder. Sah erst durchs Seitenfenster, dann durch die Windschutzscheibe. Begann wieder zu reden, als sei ihm damit ebenso geholfen wie mir.
    »Tragen Sie jemals Sportschuhe?«, wollte er wissen.
    »Nein«, sagte ich.
    »Weil ich auf der Suche nach jemandem bin, der mir das erklären kann. Zwischen Reebok und Nike gibt’s keinen Unterschied, stimmt’s?«
    »Keine Ahnung.«
    »Ich meine, sie werden vermutlich in derselben Fabrik hergestellt, irgendwo drüben in Vietnam, und sind derselbe Schuh, bis das Firmenzeichen draufgeklebt wird.«
    »Schon möglich«, sagte ich. »Davon verstehe ich wirklich nichts. Ich war nie Sportler. Hab nie solches Schuhwerk getragen.«
    »Gibt’s einen wesentlichen Unterschied zwischen einem Toyota und einem Honda?«
    »Keine Ahnung.«
    »Warum nicht?«
    »Weil ich nie ein POV hatte.«
    »Was ist ein POV?«
    »Privately Owned Vehicle«, sagte ich. »So nennt die U.S. Army Privatfahrzeuge. Einen Toyota oder einen Honda. Einen Nissan oder einen Lexus.«
    »Was wissen Sie also?«
    »Ich kenne den Unterschied zwischen einer Swatch und einer Rolex.«
    »Okay, worin liegt der?«
    »Es gibt keinen«, sagte ich. »Beide zeigen die Zeit an.«
    »Das ist keine Antwort.«
    »Ich kenne den Unterschied zwischen einer Uzi und einer Heckler & Koch.«
    Beck wandte sich zu mir. »Gut. Großartig. Erklären Sie ihn mir. Warum sollten diese Typen ihre Maschinenpistolen von Heckler & Koch zugunsten von Uzis verschrotten?«
    Ich zuckte mit den Schultern. Unterdrückte ein Gähnen. Das war natürlich eine unsinnige Frage. Die Kerle in Hartford hatten ihre MP 5 K nicht gegen Uzis eingetauscht. Nicht wirklich. Eliot und Duffy hatten nicht gewusst, welche Waffe in Hartford en vogue war, und nicht geahnt, dass Beck diese Leute kannte, deshalb hatten sie die beiden »Entführer« mit Uzis ausgerüstet – vermutlich weil dieses Modell gerade verfügbar war.
    Aber theoretisch war das eine sehr gute Frage. Die Uzi ist eine sehr gute Waffe. Vielleicht ein bisschen schwer. Nicht mit der höchsten Feuergeschwindigkeit, und mit nur wenigen Zügen im Lauf, was ihre Zielgenauigkeit ein wenig beeinträchtigt. Andererseits ist sie sehr zuverlässig und einfach und hat sich bewährt. Und man kann ein Magazin mit vierzig Schuss für sie bekommen. Eine gute Waffe. Aber jede Variante der

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