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Der Janusmann

Der Janusmann

Titel: Der Janusmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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Heckler & Koch MP5 ist eine bessere Waffe. Sie verschießt dieselbe Munition schnell und mit mehr Durchschlagskraft. Sie ist sehr zielgenau. In den richtigen Händen so zielgenau wie ein gutes Gewehr. Äußerst zuverlässig und in allen Belangen besser. Eine großartige Konstruktion aus den siebziger Jahren gegen eine großartige Konstruktion aus den fünfziger Jahren. Das gilt nicht für alle Bereiche, aber bei Militärwaffen bedeutet moderner immer besser.
    »Dafür gibt’s keinen Grund«, sagte ich. »Das verstehe ich nicht.«
    »Genau«, sagte er. »Alles eine Modefrage. Eine willkürliche Laune. Und irgendwie zwanghaft. Sorgt für Umsatz, macht aber auch alle verrückt.«
    Sein Handy klingelte. Er zog es aus der Tasche und meldete sich. Kurz, knapp und leicht nervös. Beck . Das klang wie ein Husten. Er hörte lange zu. Ließ den Anrufer eine Adresse und eine Wegbeschreibung wiederholen, bevor er das Gespräch beendete und sein Handy wieder einsteckte.
    »Das war Duke«, ließ er mich wissen. »Er hat ein bisschen herumtelefoniert. Unsere Jungs sind nirgends in Hartford zu finden. Aber sie sollen südöstlich der Stadt ein Landhaus besitzen. Er vermutet, dass sie sich dort eingeigelt haben. Wir werden jetzt dorthin fahren.«
    »Was tun wir, wenn wir da sind?«
    »Nichts Spektakuläres«, erwiderte Beck. »Wir brauchen keine große Sache daraus zu machen. Nichts Besonderes, nichts Ausgefallenes. In einer Situation dieser Art ziehe ich es vor, sie einfach nur niederzumähen. Eine Demonstration von Unvermeidlichkeit, verstehen Sie? Aber ganz lässig. Die Message muss sein: Wer sich mit mir anlegt, wird schnell und nachhaltig bestraft, aber ich gerate deswegen noch längst nicht ins Schwitzen.«
    »Das kostet Sie Kunden.«
    »Die sind leicht zu ersetzen. Bei mir stehen potenzielle Kunden Schlange. Das ist das wirklich Großartige an diesem Geschäft. Statt Angebot und Nachfrage herrscht ein reiner Verkäufermarkt.«
    »Wollen Sie das selbst erledigen?«
    Er schüttelte den Kopf. »Dazu sind Duke und Sie da.«
    »Ich? Ich dachte, ich soll nur fahren.«
    »Sie haben schon zwei von ihnen umgelegt. Auf ein paar mehr sollte es Ihnen nicht ankommen.«
    Ich stellte die Heizung etwas kleiner und bemühte mich, die Augen offen zu halten. Verdammter Bandenkrieg, dachte ich.
     
    Ich lenkte den Wagen halb um Boston herum, dann wies Beck mich an, auf der Massachusetts Turnpike und später der I-84 nach Südwesten zu fahren. Wir legten weitere sechzig Meilen zurück, was ungefähr eine Stunde dauerte. Er wollte nicht, dass ich zu schnell fuhr. Er wollte nicht auffallen. Mit gefälschten Kennzeichen und einer Sporttasche voller Maschinenpistolen auf dem Rücksitz wollte er auf keinen Fall die Highway Patrol auf sich aufmerksam machen. Das erschien mir vernünftig. Ich hatte vierzig Stunden nicht mehr geschlafen und fuhr wie ein Roboter. Aber ich bereute nicht, die Gelegenheit in Duffys Motel nicht genutzt zu haben. Im Gegensatz zu Duffy war ich mit der Art und Weise, wie ich meine Zeit dort verbracht hatte, sehr zufrieden.
    »Nächste Ausfahrt«, befahl er.
    Die I-84 verlief mitten durch Hartford. Die tiefen Wolken wurden von den Lichtern der Großstadt orangerot gefärbt. Die Ausfahrt mündete in eine breite Straße, die sich nach einer Meile verengte und nach Südosten aufs Land führte. Vor uns lag nächtliches Dunkel. Wir kamen an ein paar geschlossenen Läden für Anglerbedarf, Bier auf Eis und Motorradteile vorbei, dann waren beiderseits der Straße nur noch die dunklen Umrisse von Bäumen zu erkennen.
    »Nächste rechts«, wies er mich acht Minuten später an.
    Ich bog auf eine kleinere Straße ab. Die Fahrbahn war uneben und voller scheinbar willkürlich angelegter Kurven. Um uns nur Dunkelheit. Ich musste mich konzentrieren. Mir graute schon vor der Rückfahrt.
    »Nur weiter«, munterte er mich auf.
    Wir legten weitere acht oder neun Meilen zurück. Ich hatte keine Ahnung, wo wir uns befanden.
    »Okay«, sagte er. »Bald müssten wir Duke sehen, der hier auf uns wartet.«
    Nach eineinhalb Meilen fielen die Scheinwerfer auf Dukes Wagen, der am Straßenrand parkte. Er war nach rechts geneigt, weil das Bankett zum Straßengraben hin stark abfiel.
    »Hinter ihm halten.«
    Ich tat wie mir befohlen. Am liebsten wäre ich auf der Stelle eingeschlafen. Schon fünf Minuten hätten mir gereicht. Aber Duke kam schon nach hinten gehastet. Beck ließ die Scheibe herunter. Duke ging in die Hocke und streckte seinen Kopf in den

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