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Der Janusmann

Der Janusmann

Titel: Der Janusmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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ich gegangen bin.«
    »Offenbar hat er abgesperrt«, sagte Beck. »Und offenbar ist er weggefahren. Heute Morgen hat alles völlig normal ausgesehen.«
    Ich schwieg. Beck machte eine halbe Kehrtwendung und sah nach Osten. Der Seewind blies so stark, dass die Kleidung an seinem Körper zu kleben schien. Seine Hosenbeine flatterten wie Flaggen im Wind. Er scharrte mit den Schuhsohlen im Kies, als versuchte er, warm zu werden.
    »Das können wir nicht brauchen«, sagte er. »Das können wir echt nicht brauchen. Wir haben ein wichtiges Wochenende vor uns.«
    Ich sagte nichts. Sie drehten sich um und gingen ins Haus zurück. Ließen mich allein zurück.
     
    Ich war müde, aber ich würde keine Gelegenheit haben, mich auszuruhen. Das war klar. Aufregung lag in der Luft, und die Routine der beiden Vorabende war völlig dahin. In der Küche gab es kein Essen. Die Köchin war nirgends zu sehen. Ich hörte Schritte in der Eingangshalle. Duke kam herein, ging wortlos an mir vorbei und verschwand durch die Hintertür. Er hielt eine blaue Nike-Sporttasche in der Hand. Ich folgte ihm ins Freie, blieb an der Hausecke stehen und sah ihn in der zweiten Garage verschwinden. Fünf Minuten später fuhr er mit dem schwarzen Lincoln davon. Er hatte die Kennzeichen gewechselt. In der Nacht war es ein sechsstelliges Kennzeichen aus Maine gewesen, jetzt ein siebenstelliges aus New York.
    Ich ging wieder in die Küche und machte mich auf die Suche nach Kaffee. Ich entdeckte eine Kaffeemaschine, konnte aber kein Filterpapier finden. Also begnügte ich mich mit einem Glas Wasser. Ich hatte es halb ausgetrunken, als Beck hereinkam. Auch er hielt eine Sporttasche in der Hand. Die Art, wie er sie trug, und das Geräusch, mit dem sie gegen sein Bein stieß, verrieten mir, dass sie voll schwerer Metallteile war. Vermutlich Waffen, vielleicht zwei Maschinenpistolen.
    »Bringen Sie den Cadillac«, befahl er. »Sofort. Holen Sie mich an der Haustür ab.«
    Er zog die Schlüssel aus der Tasche und ließ sie vor mir auf den Tisch fallen. Dann zog er den Reißverschluss seiner Sporttasche auf und holte zwei New Yorker Kennzeichen und einen Schraubenzieher hervor. Übergab das Werkzeug und die Nummernschilder mir.
    »Schrauben Sie die erst an«, sagte er.
    Ich sah Waffen in der Tasche. Zwei Maschinenpistolen Heckler & Koch MP 5 K, kurz, dick und schwarz, mit großen Formgriffen aus Kunststoff. Futuristisch wie Filmrequisiten.
    »Wohin fahren wir?«, fragte ich.
    »Hinter Duke her nach Hartford, Connecticut«, antwortete er. »Dort haben wir noch was zu erledigen, stimmt’s?«
    Er zog den Reißverschluss wieder zu und verließ den Raum. Ich blieb noch einen Moment sitzen. Dann hob ich das Wasserglas und prostete der kahlen Wand vor mir zu.
    »Auf blutige Kriege und schreckliche Plagen!«, sagte ich.

7
     
    Ich machte mich auf den Weg zu den Garagen. Weit im Osten sank an der Kimm bereits die Abenddämmerung herab. Der Wind heulte, und die Wogen brachen sich tosend an den Felsen. Ich blieb stehen und sah mich unauffällig um. Außer mir war offensichtlich niemand draußen unterwegs. Also verschwand ich außer Sicht entlang der Mauer des Garagenblocks. Fand mein verstecktes Bündel und packte die beiden Pistolen aus. Duffys Glock kam in die rechte Jackentasche, Dolls PSM in die linke. Die beiden Reservemagazine für die Glock steckte ich in meine Socken. Ich verstaute den Rest wieder und ging zurück zu den Garagen.
    Der Hausmeister war in der dritten, der leeren Garage beschäftigt. Er hatte das Tor weit geöffnet und ölte gerade die Angeln. Die Garage dahinter sah noch sauberer aus als die Nacht zuvor. Sie glänzte fast vor Sauberkeit. Der Boden war abgespritzt worden, und es gab noch Stellen, die feucht waren. Ich nickte dem Mann zu, und er erwiderte meinen Gruß. Dann öffnete ich das Tor der linken Garage. Hockte mich hin, schraubte das Nummernschild aus Maine hinten ab und ersetzte es durch eines aus New York. Wiederholte diesen Vorgang vorn. Ließ die alten Nummernschilder und den Schraubenzieher auf dem Boden liegen, stieg ein und ließ den Motor an. Stieß rückwärts aus der Garage und folgte der Einfahrt zum Haus hinauf. Der Hausmeister sah mir nach.
    Beck wartete schon auf mich. Er öffnete die hintere Tür selbst und stellte seine Sporttasche auf den Rücksitz. Dann schloss er die Tür wieder und stieg vorn neben mir ein.
    »Los«, sagte er. »Auf der I-95 bis Boston.«
    »Wir brauchen Benzin«, sagte ich.
    »Okay, an der ersten Tankstelle«,

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