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Der Janusmann

Der Janusmann

Titel: Der Janusmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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Zufahrt entlang zum Wagen. Ich hustete und zog eine Pulverdampfwolke hinter mir her. Beck war schon auf den Fahrersitz des Cadillac gerutscht. Er sah mich kommen und öffnete die Tür einen Spalt breit. Das ging schneller, als das Fenster herunterzulassen.
    »Hinterhalt«, keuchte ich. Ich war außer Atem und konnte die eigene Stimme sehr laut in meinem Kopf hören. »Sie waren mindestens zu fünft.«
    »Wo ist Duke?«
    »Tot. Wir müssen abhauen. Sofort, Beck.«
    Er blieb eine Sekunde lang wie erstarrt sitzen.
    »Sie fahren seinen Wagen«, sagte er dann.
    Er trat aufs Gaspedal, knallte die Tür zu und raste rückwärts die Zufahrt entlang davon. Ich sprang in den Lincoln, ließ den Motor an. Stellte den Schalthebel auf R, starrte nach hinten und gab Gas. Wir schossen nacheinander rückwärts auf die Straße hinaus und düsten dann wie bei einem Dragsterrennen nebeneinander nach Norden davon. Wir schleuderten mit quietschenden Reifen durch die Kurven, mussten die Wagen mehrmals abfangen und fuhren kaum unter siebzig. Etwas langsamer wurden wir erst an der Einmündung der Straße nach Hartford. Dort übernahm Beck die Führung. Ich ließ mich zurückfallen und folgte ihm. Er fuhr noch weitere fünf Meilen in schnellem Tempo, dann bog er auf den Parkplatz eines geschlossenen Discounters ab und parkte auf dem rückwärtigen Teil. Ich stellte den Lincoln drei Meter von ihm entfernt ab und blieb zusammengesunken am Steuer sitzen, bis Beck zu mir kam. Ich war zu müde, um auszusteigen. Er riss meine Tür auf.
    »Es war ein Hinterhalt?«, fragte er.
    Ich nickte. »Sie haben uns aufgelauert. Fünf Kerle. Vielleicht auch mehr. Es war ein Massaker.«
    Er schwieg. Was hätte er auch sagen sollen? Ich griff nach Dukes Steyr auf dem Beifahrersitz und hielt sie ihm hin.
    »Die habe ich sicherheitshalber mitgenommen«, sagte ich.
    »Weshalb?«
    »Ich dachte, das wäre Ihnen lieber. Man könnte sie vielleicht zurückverfolgen.«
    Er nickte. »Es gibt keine Spur zu uns. Aber das war gut mitgedacht.«
    Ich gab ihm auch die H&K und beobachtete, wie er beide Waffen in der Sporttasche verstaute und den Reißverschluss zuzog. Dann ballte er die Hände zu Fäusten und sah zum Nachthimmel auf. Dann zu mir herüber.
    »Haben Sie irgendwelche Gesichter erkannt?«, fragte er.
    Ich schüttelte den Kopf. »Zu dunkel. Aber wir haben einen von ihnen getroffen. Er hat diese Waffe verloren.«
    Ich gab ihm die PSM. Beck reagierte darauf wie auf einen Magenhaken. Er wurde blass, streckte eine Hand aus und stützte sich am Dach des Lincoln ab.
    »Was?«, fragte ich.
    Er sah weg. »Ich kann’s nicht glauben.«
    »Was?«
    »Sie haben jemanden getroffen, und er hat diese Pistole fallen lassen?«
    »Duke hat ihn getroffen, glaube ich.«
    »Sie haben gesehen, wie’s passiert ist?«
    »Nur Gestalten«, sagte ich. »Es war dunkel. Überall Mündungsfeuer. Duke hat geschossen, und er hat eine der Gestalten getroffen. Das hier lag auf dem Boden, als ich rauskam.«
    »Das hier ist Angel Dolls Pistole.«
    »Wissen Sie das bestimmt?«
    »Jede Wette, dass sie’s ist. Kennen Sie diese Waffe?«
    »Nie gesehen.«
    »Eine Spezialpistole für KGB-Offiziere«, erklärte er. »Aus der ehemaligen Sowjetunion. Hierzulande sehr selten.«
    Dann trat er in die Dunkelheit zurück. Ich schloss die Augen, wollte nur noch schlafen. Selbst fünf Sekunden hätten mir genügt.
    »Reacher!«, rief er. »Welche Spuren haben Sie hinterlassen?«
    Ich öffnete die Augen.
    »Dukes Leiche«, sagte ich.
    »Die führt nicht zu uns. Ballistisch?«
    Ich grinste in der Dunkelheit. Stellte mir vor, wie die Spurensicherer aus Hartford versuchten, aus den Schussbahnen schlau zu werden. Wände, Böden, Decken. Sie würden glauben, der Flur sei voller schwer bewaffneter Diskotänzer gewesen.
    »Massenhaft Kugeln und Patronenhülsen«, antwortete ich.
    »Nicht nachweisbar«, meinte er.
    Er wich noch weiter ins Dunkel zurück. Ich schloss wieder die Augen. Ich hatte keine Fingerabdrücke hinterlassen. Außer meinen Schuhsohlen hatte kein Teil von mir irgendetwas im Haus berührt. Und ich hatte absichtlich nicht mit Duffys Glock geschossen. Irgendwo sollte es ein zentrales Register für gespeicherte Spuren an Geschossen und Patronenhülsen geben. Vielleicht war ihre Glock dort registriert. Doch ich hatte sie nicht benutzt.
    »Reacher!«, rief er. »Fahren Sie mich nach Hause.«
    Ich öffnete die Augen.
    »Was ist mit diesem Wagen?«, wollte ich wissen.
    »Lassen Sie ihn hier stehen.«
    Ich gähnte,

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