Der Jet-set-Dämon
sprechen?«
»Das hatte ich vor.«
»Okay.« Er schrie plötzlich einen Namen. »Tilly, komm rein.«
Eine der beiden Sekretärinnen steckte ihren Kopf durch den Türspalt.
»Was ist, Chef?«
»Die Adresse von Hansen.«
»Okay, Chef.«
Eine halbe Minute später hielten wir sie in den Händen. »Kann ich sonst noch etwas für euch tun?« fragte der Chefredakteur.
»Nein, danke, das war alles.«
»Wenn Sie nach Paris fliegen«, Levin streckte seinen Arm aus und deutete mit dem dicken Zeigefinger auf mich, »bestellen Sie ihm schöne Grüße. Oder bringen Sie ihn am besten in Handschellen gefesselt zu mir zurück. Alles klar?«
»Wir werden uns bemühen.«
Damit verließen wir das Büro dieses ungewöhnlichen Mannes. Auf der Straße atmete Glenda tief durch. »Ist das ein anstrengender Kerl«, stöhnte sie. »Meine Güte, den könnte ich nicht immer um mich haben.«
»Da siehst du erst mal, was du alles an mir hast, meine Liebe«, sagte ich grinsend. »Hau nicht so auf den Putz.«
»Hier nicht.«
Glenda verstand. »Aber in Paris, wie?«
»Und ob.«
***
Die Wellen rollten wie in hastige Bewegungen geratene Hügelkuppen heran, schäumten auf den Oberflächen, und für einen Moment begann die schmale Gestalt des Mädchens auf dem Surfbrett zu zittern. Sie hatte sich doch ein wenig weit hinausgewagt, aber da mußte sie durch, drehte ihren Körper noch, bevor einen Moment später das Surfbrett erfaßt wurde und sie das Gefühl hatte, in den Himmel steigen zu können. Mit beiden Händen klammerte sie sich am Mast fest, schaute durch die Guckfenster im Segel, glich die schaukelnden Bewegungen irgendwie aus und schrie vor Freude, als sie die Welle überstand, ohne von ihrem Brett gerissen zu werden.
Sandra Ceur war happy.
Das lange Training hatte sich endlich bezahlt gemacht. Jetzt beherrschte sie das Surfen. Sie konnte sich mit ihren Freunden messen und wurde mutiger.
Zudem hatte die Kühle zugenommen. Es wurde Zeit, daß sie sich wieder zurücktragen ließ. Außerdem hatte sie am Abend noch etwas vor. So ganz klappte es nicht. Sie unterschätzte eine Welle, wurde vom Brett gespült, verschwand im Wasser, kam wieder hoch und klammerte sich an dem treibenden Surfbrett fest. Irgendwann spürte sie wieder festen Boden unter den Füßen. Den Rest der Strecke legte sie gehend zurück, das Brett hinter sich herschleppend.
Als Sandra den Strand erreichte, war sie ziemlich außer Atem. Surfen kann anstrengend sein. Erschöpft warf sie sich in den sonnenwarmen Sand, spürte im Rücken die weiche Unterlage, sah über sich den blauen Himmel und beruhigte sich zunächst einmal. Erst als ein Schatten über sie fiel, richtete sie sich auf.
Es war Henri, ein Bekannter. Er stand neben ihr und hielt einen Drink in der Rechten.
»Ist der für mich?« fragte Sandra und streckte schon den Arm aus.
»Jetzt ja.«
»Danke.« Sie nahm das beschlagene Glas und trank mit langen Zügen. Es war ein gut gemixter Wodka-Lemon von der Strandbar, und er löschte den ersten Durst.
Um mehr als zwei Drittel hatte sie das Glas geleert, als sie es Ihrem Bekannten wiedergab. »Danke, Henri, das hat gutgetan.«
»Du warst ziemlich weit draußen.«
Sandra stand auf und wischte Sand von ihren Beinen. Sie trug nur einen winzigen Bikini. Der Stoff war zweifarbig. Rot und blau. »Ja, heute zum erstenmal. Es hat auch alles gut geklappt, bis ich in Strandnähe kam. Da habe ich wohl eine Welle unterschätzt.«
»Manche laufen eben quer.« Henri nickte zur Strandbar hin. »Sollen wir noch einen zur Brust nehmen?«
»Nein, ich lege mich hin.«
»So kaputt?«
»Das nicht, aber ich möchte mich ausruhen. Du bist doch heute abend auch bei der Fete?«
»Klar.«
»Dann sehen wir uns.«
»Ich nehme dein Brett noch mit.«
»Das ist nett.«
Für die Surfbretter stand ein Schuppen zur Verfügung. Er lag nicht weit entfernt. Sie brauchten den Strand praktisch nur schräg zu überqueren. Dabei sprachen sie von der Party, und Sandra kam auch wieder in Form. Seit ihrer Befreiung aus den Händen der Kidnapper war sie ein ganz anderer Mensch geworden. Viel lebenslustiger oder noch lebenslustiger. Sie wollte alles mitnehmen und genießen. Verständlich nach der Todesangst, die in ihr gewühlt hatte.
Das Brett wurde im Schuppen abgestellt. Es war stickig unter dem Holzdach. Sandras Bikini fiel. Es machte ihr nichts aus, sich nackt zu zeigen. Sie stieg in Shorts und streifte ein T-Shirt über, das in einem hellen Rot leuchtete und die in Silber gedruckte
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