Der Jet-set-Dämon
seiner Mutter, das ist außergewöhnlich. Und wir trafen stets Zeugen, die etwas über die Fulgeras wußten.«
»Echte Zeugen?«
»Das ist schwer zu beantworten, Sir. Auf uns wirkten sie echt, aber wir kennen uns in der Mentalität der italienischen Landbevölkerung nicht aus. Die können uns über den Löffel barbieren, ohne daß wir etwas davon mitbekommen.«
»Dann müßten Ihre Zeugen mit Fulgera unter einer Decke gesteckt haben.«
»Möglich ist alles.«
Sir James nahm wieder Platz. »Wir haben zwar nicht den hundertprozentigen Beweis, aber wir können doch davon ausgehen, daß irgendwo ein gefährlicher Vampir oder Dämon herumirrt, nicht wahr?«
»Das sehen wir auch so, Sir.«
Die Antwort hatte Suko gegeben. Auf ihn richtete Sir James auch seinen Blick. »Dann bleibt Ihnen nur eines übrig. Suchen Sie ihn. Mehr kann ich nicht sagen.«
»Und wo, Sir?«
»Das ist Ihre Sache, Inspektor. Allerdings dürfen Sie laufende Fälle, falls welche anliegen, nicht aus den Augen lassen. Sie stecken tief in den Templer-Geschichten, da tut sich auch etwas, so daß ein normaler Vampir schon fast vergessen worden ist.«
Ich wiegte den Kopf. »Ob der Vampir so normal ist, kann ich nicht beurteilen.«
»Ich könnte die italienischen Kollegen vorwarnen.«
»Davon würde ich abraten, Sir. Wir wollen die Leute nicht verrückt machen. Nein, wenn es geht, folgen wir der Spur. Wir haben uns ja auch verdächtig gemacht. Vielleicht setzt er sich auch auf unsere Fersen. In unserem Job ist alles möglich.«
»Das meine ich auch.«
***
Drei Tage lag dieses Gespräch bereits zurück. An den Vampir dachten wir kaum noch, andere Dinge beschäftigten uns mehr. Allerdings hatten wir auch mit unserer Sekretärin Glenda darüber gesprochen, und am vierten Tag, es war kurz nach der Mittagspause, kam Glenda in unser Büro. Sie hatte ihr wissendes Lächeln aufgesetzt und sich eine Zeitung unter den linken Arm geklemmt.
Mir stach sofort der grüne Pullover aus Baumwolle und Leinen in den Blick, den sie zu den Sommerjeans trug. »Ist der neu?«
»Ja, vor einer Viertelstunde gekauft.«
»Das Grün quält meine Augen.«
»Dann schließe sie doch.«
»Ist bei dir nicht möglich. Du wärst beleidigt und würdest mir vorwerfen, daß ich dich nicht einmal anschaue.«
»Das könnte allerdings sein.« Sie setzte sich auf Sukos Platz, weil der Stuhl leer war. Mit einer besonders auffälligen Bewegung legte sie die Zeitschrift auf den Schreibtisch.
Ich beugte mich vor. Das Blatt gehörte nicht zu meiner Pflichtlektüre. Es stammte aus der Masse der Yellow-Press-Produkten, die zumeist von Hausfrauen gekauft und gelesen wurden.
»Liest du jetzt die Klatschpresse?« wunderte ich mich.
»Zum Glück.«
»Wieso?«
»Warte ab.« Glenda schlug die Zeitschrift auf, blätterte einige Seiten um und lächelte siegesgewiß, als sie den entsprechenden Artikel gefunden hatte, der mich interessieren sollte. Damit ich ihn lesen konnte, drehte sie die Zeitschrift herum. »Bitte sehr, der Herr.«
Die Überschrift war fett gedruckt. Ich las sie laut vor. »Jetsetter rettet Menschenleben.« Die Unterzeile lautete: Ein geheimnisvoller Mann namens Damiano Fulgera hat es sich zur Aufgabe gemacht, Menschen aus schier auswegslosen Situationen zu helfen. Es folgte ein knapper Bericht über die einzelnen Taten. Er hatte ein Mädchen aus den Händen von Kidnappern befreit, in New York einen Raubmörder erledigt und im Nobelort St. Moritz ebenfalls vier Menschen aus einer defekten Seilbahn geholt. Dank wollte er nie haben. Er hatte stets seine Visitenkarte hinterlassen, auf dem der Name Damiano Fulgera stand.
»Nun, was sagst du?« fragte Glenda, als ich die Zeitschrift sinken ließ.
Ich nickte. »Das ist in der Tat außergewöhnlich, wie ich zugeben muß.«
»Meine ich auch.«
»Woher hast du das Blatt?«
»Es lag in dem Laden, wo ich den Pullover kaufte. Ich mußte einen Moment warten, blätterte die Zeitschrift auf und stolperte über den Bericht. Ich habe sie mir sofort gekauft.« Sie deutete auf das Blatt.
»Sollte das unser Damiano Fulgera sein, den wir suchen?«
»Es wird kaum einen zweiten Mann mit diesem Namen geben.«
»Das denke ich auch.«
Ich kannte nicht einmal den Titel der Zeitschrift. »Wie heißt das Blatt eigentlich?«
»Stars and Stories.«
Ich verzog den Mund. »Als einen Star möchte ich Fulgera nicht gerade bezeichnen.«
»Klar, aber es ist eine Spur.«
»Da hast du recht.«
Sie schaute mich an. »Und was willst du jetzt
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