Der Jet-set-Dämon
sie eine völlig andere Welt betreten. Sie schauten in einen Wohnraum. So jedenfalls kam ihnen das Innere des Flugzeugs vor. Musik berieselte sie, die Sessel standen so verteilt, daß jeder die Beine ausstrecken konnte, ohne einen anderen zu berühren. Es gab kleine Tische, eine Bar und indirekte Beleuchtung.
Eine kleine Lasterhöhle in Pechschwarz und mit dunkelroten Vorhängen vor den Fenstern.
Die Musik verstummte. Man hörte das Flüstern der Ehepaare. Martina Richmann wollte nicht bleiben, aber ihr Mann hielt sie zurück. Und plötzlich hörten sie die Stimme, die sie alle kannten. Es war Damiano Fulgera, der zu ihnen sprach. »Ich heiße Sie, meine Lieben, an Bord herzlich willkommen und freue mich, daß Sie meiner Einladung gefolgt sind. Bitte, fühlen Sie sich wie zu Hause. Nehmen Sie Platz, und schnallen Sie sich an, denn wir werden in wenigen Minuten starten. Wir sehen uns gleich.«
Die Frauen drehten sich um, als sie hörten, daß die Tür automatisch geschlossen wurde. Mit einem schwappenden Geräusch schloß sie fugendicht.
»Sollen wir?« flüsterte Sandra.
»Klar.« Kiki redete forsch. »Glaubst du denn, daß ich gekommen bin, um hier zu stehen?«
»Du hast Nerven.«
Auch die Richmanns und Sanders setzten sich. Sie taten es mit steif wirkenden Bewegungen, als hätten sie Angst, in den schwarzen Ledersesseln zu versinken.
Sie waren sehr bequem, mit nicht zu weichen Rückenlehnen. Die Anschnallgurte waren auch vorhanden. Ein jeder kannte sich aus, alle waren schon einmal geflogen.
Sie schauten sich an. Auch Sandra machte da keine Ausnahme. Martina Richmann war eine braunhaarige Frau um die Vierzig, die sich noch gut gehalten hatte. Das Haar trug sie modern, hinten hochgesteckt, vorn an der Stirn hingen Fransen wie die Zinken eines Kamms. Ihr Hosenanzug war bequem und teuer. Auffallend an ihr waren noch die dunklen Augen, in deren Pupillen so etwas wie Bestürzung stand. Ihr Mann hatte die 50 überschritten, neigte zur Fülle und trug bequeme Reisekleidung. Die Augen waren hinter getönten Brillengläsern verborgen.
Hans und Elke Sander machten den nervösesten Eindruck. Sie spielte an den Perlen ihrer Kette. Sandra beobachtete die Frau. Ihr Gatte gab sich gelassener. Erst beim zweiten Hinsehen fiel sein harter Blick auf, mit dem er die Umgebung kontrollierte. Damiano Fulgera hatte nicht gelogen.
Die Düsen heulten plötzlich auf, sie liefen für einige Sekunden, dann setzte sich die Maschine allmählich in Bewegung. Wie versteinert saßen die Gäste in den Sesseln. Es war die Spannung vor dem Start, die sie umfaßt hielt.
Selbst Kiki hielt den Mund. Keiner konnte sehen, wo sie hinrollten, da die Fenster durch die dunkelroten Vorhänge verhangen waren. Aber jeder von ihnen spürte den inneren Druck, der sich immer mehr steigerte. Der Start.
Plötzlich hoben sie ab, wurden gegen die Lehnen gepreßt und spürten den Druck der Gurte.
Die Maschine stieg schnell, als hätte sie es eilig. Zweimal spürten die Passagiere einen kleinen Ruck. Die Flughöhe hatten sie inzwischen erreicht. Die beiden Mädchen atmeten erleichtert auf, sie lösten auch als erste die Gurte, und Kiki gab etwas von ihrer Angst zu.
»Das ist immer das gleiche. Ich habe das Gefühl, als würde man in den Himmel stoßen.« Sie schaute sich um, lachte unmotiviert, stand dann auf und sagte: »Einen Drink könnte ich jetzt vertragen. Ihr nicht auch, Freunde?«
Sandra sagte nicht nein, die beiden Paare zögerten noch, erhoben sich schließlich auch, als sie das Klingeln der Eiswürfel hörten, die Kiki in das hohe Glas rutschen ließ.
Die Mädchen tranken Wodka-Martini. Was die anderen zu sich nahmen, interessierte sie nicht, sie wandten sich auch von der Bar ab und gingen zu ihren Sesseln. Erst als sie saßen, stellten sie fest, daß sich die Sitzmöbel drehen ließen.
Kiki warf die Beine hoch. Auch ihr Rock rutschte weiter, so daß die Strapse zu erkennen waren, was Hans Sander mit raschen Blick bemerkte.
Er hatte sowieso nur Augen für Kiki gehabt, was seine Frau allerdings nicht sehen sollte.
»Cheerio, ihr Freunde!« rief sie. »Auf daß es eine lustige Reise für uns wird.«
»Das wünsche ich auch«, erklang plötzlich Damiano Fulgeras Stimme. Er selbst zeigte sich ebenfalls. Wo ein ebenfalls roter Vorhang die gesamte Breite des Flugzeugs einnahm und den Weg zum Cockpit versperrte, öffnete er die beiden Hälften so weit, daß er hindurchtreten konnte.
Die Passagiere vergaßen ihre Drinks. Sie hatten nur Augen für
Weitere Kostenlose Bücher