Der Jet-set-Dämon
aus erster Hand erleben.«
Sander wagte einen Widerspruch. »Aber meine Frau und die anderen…«
»Werden Sie schon nicht vermissen.« Fulgera griff zu einem über seinem Kopf hängenden Mikro. »Ich sage den Passagieren Bescheid, daß sie sich keine Sorgen um Sie zu machen brauchen. Einverstanden?«
»Meinetwegen.«
Damiano Fulgera redete einige Sätze. Er sprach mit einer nahezu einschmeichelnden Stimme, die so gar nicht zu ihm passen wollte, und auch Sander hatte sie anders in Erinnerung. Befehlsgewohnter, härter im Klang.
Fulgera hängte das Mikro wieder ein. »Jetzt ist alles in Ordnung«, flüsterte er. »Niemand braucht sich mehr Sorgen zu machen. Wir schaffen es, mein Freund.«
»Wo fliegen wir denn hin?«
»Es ist, wie ich schon sagte, eine Reise ins Blaue. Sie wird für Sie alle unvergessen bleiben, das kann ich Ihnen versichern. So etwas haben Sie noch nie erlebt.«
Seine folgende Handbewegung sah ungeduldig aus. »Sie sitzen ja immer noch nicht.«
»Sorry.«
»Sprechen Sie ruhig deutsch. Das haben wir auch in St. Moritz getan, wo ich Sie aus der Gondel holte.«
Es war Hans Sander unangenehm, auf den Vorfall angesprochen zu werden. Sie alle wußten ja, was sie diesem Mann verdankten, auch wenn er ihnen unsympathisch war.
Sehr langsam setzte er sich hin. Dabei mußte er sich näher an die Instrumente des Cockpits heranschieben und kam sich vor wie in einer fremden Welt.
Die Instrumente verbreiteten ein grünliches Licht. Er kam sich vor wie in einem Zukunftsfilm, und neben ihm erhob sich Damiano Fulgera aus dem Sessel. Er hatte seinen Kopf nach links gedreht, so daß nur ein Teil seines scharfen Profils zu sehen war.
Obwohl Sander hochmoderne Technik umgab, konnte er das Gefühl der Beklemmung nicht unterdrücken. Es war zugleich eine Ahnung des Geheimnisvollen, des Anderen, ein Flair, das er weder erklären noch fassen konnte, das aber vorhanden war.
Wer strömte es aus?
Fulgera? Bestimmt. Und was kannte er von diesem Mann? Man konnte ihn als eine geheimnisvolle Person bezeichnen, die an den Plätzen des Jet-set erschien und dort ihre Spuren hinterließ. Wer ihn einmal erlebt hatte, der vergaß ihn nie.
Er gehörte zu den Personen, die einen bleibenden Eindruck hinterließen. Wenn er irgendwo erschien, war er automatisch Mittelpunkt, ohne daß er selbst etwas dazu getan hätte.
Momentan sprach er nicht. Im Gegensatz zu Hans Sander hockte er entspannt in seinem Sitz, behielt die Instrumente im Auge und zuckte manchmal mit den Lippen, wenn er wissend lächelte. Sander kam sich vor wie ein künstlicher Mensch. Er rührte sich nicht, atmete flach und durch die Nase. Auf seiner Stirn lagen Schweißperlen, er schwitzte überall am Körper, am Rücken, unter den Achseln, und er bereute es, diese Reise mitgemacht zu haben.
Um sich abzulenken, schaute er nach vorn. Er blickte durch die breiten Scheiben, er sah den blauen Himmel, den Horizont, auch das Wasser, wo es mit dem Himmel zusammenstieß und eine gedachte Linie bildete. Alles kam ihm fremd vor. Da draußen lag die normale Welt, aber im Cockpit war es ungewöhnlich dunkel.
Die Beklemmung steigerte sich. Sie war wie eine würgende Hand, die langsam höher stieg und sich immer mehr seiner Kehle näherte, um seine Atmung zu stoppen.
»Das gefällt Ihnen hier nicht, wie?« fragte Fulgera plötzlich.
Hans Sander schrak zusammen. »Wie meinen Sie das?«
»Ich merke, daß Sie sich unwohl fühlen. Es paßt ihnen nicht, hier zu sitzen.«
»Das stimmt.«
Fulgera lachte. »Sie sollten froh darüber sein. Andere gäben viel darum, einmal im Cockpit eines Düsenclippers mitfliegen zu können. Aber Sie, mein lieber Sander…«
»Das ist nicht meine Welt.«
»Was ist denn die Ihre?«
»Ich kann es Ihnen nicht sagen, aber…«
Von der linken Seite her schob sich der Arm des Piloten näher. Eine Hand, leicht zur Klaue gekrümmt und vom grünlichen Schein der Instrumente überflössen, legte sich auf die Lehne. »Sie wollen raus, mein Lieber, aber Sie werden bleiben, das habe ich beschlossen. Es gibt gewisse Dinge, die möchte ich mit Ihnen besprechen.«
»Und welche?«
»Ich möchte von Ihnen wissen, ob Sie an Vampire glauben.«
Hans Sander lachte. »Vampire?«
»Ja, Sie kennen doch diese Blutsauger. Lebende Leichen, Untote, seit Jahrhunderten oft schon in feuchter Erde liegend. Aber nur am Tage. In der Nacht verlassen Sie ihre Verstecke und nähern sich den ahnungslosen Menschen. Es stehen vor allen Dingen die Jungfrauen auf ihren mit
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