Der Jet-set-Dämon
mehr. Plötzlich hallte wieder Damiano Fulgeras Stimme durch den Passagierraum.
»Ich bitte Sie alle, sich auf ihre Plätze zu setzen und meine weiteren Anweisungen abzuwarten. Und bewegen Sie sich schnell, unsere Zeit ist knapp.«
»Was soll das?« rief Elke Sander.
»Tu, was er gesagt hat.« Martina Richmann schob sie auf den Sessel zu. Auch sie war blaß geworden. Allen Anwesenden stand die Angst ins Gesicht geschrieben. Sie fühlten sich plötzlich wieder so hilflos, denn diesen fliegenden Sarg konnten Sie aus eigener Kraft nicht verlassen. Sie befanden sich in den Händen eines anderen. Obwohl er jedem von ihnen das Leben gerettet hatte, trauten sie ihm plötzlich nicht mehr. Aber sie mußten seinen Anordnungen nachkommen. Er war der Chef in der Maschine.
Kiki hatte kaum den Gurt geschlossen, als abermals die Stimme des Piloten erklang.
»Ich hoffe, Sie alle haben meine Anordnungen erfüllt. Ich hatte versprochen, Sie nach Rom einzuladen. Dieses Versprechen kann ich leider nicht einlösen. Wir sind ein wenig vom Kurs abgekommen, fliegen jetzt südlicher und haben auch noch Pech mit den Motoren. Das heißt für Sie, wir können nicht mehr auf einem Flughafen landen, sondern müssen uns mit dem Meer zufrieden geben. Eine Notlandung…«
Das letzte, alles entscheidende Wort verhallte. Keiner der Anwesenden reagierte. Ein jeder hatte damit zu tun, diese Nachricht erst einmal zu verdauen.
Bis Elke aufschrie. »Das ist doch nicht wahr! Der will uns reinlegen. Hans!« Sie rief nach ihrem Mann. »Verdammt, Hans, wenn man dich braucht, bist du nicht da. Weshalb kommst du nicht!«
Die Frau benahm sich hysterisch. Trotz der Warnung wollte sie sich wieder losschnallen, dagegen hatte Martina Richmann etwas. Sie saß ziemlich günstig, streckte ihren Arm aus und hielt Elke Sander fest.
»Reiß dich endlich zusammen!«
Ein unheimliches Heulen klang plötzlich auf. Gleichzeitig verlor die Maschine rapide an Höhe. Trotzdem wirkte es so, als hätte der Pilot trotz allem noch die Kontrolle über den Clipper.
Niemand bemerkte etwas davon. Die Panik schlug in einer gewaltigen Welle über den Passagieren zusammen. Fliehkräfte spielten mit ihnen, drückten sie in die Sitze, dabei schnitten die Gurte durch die Kleidung. Die festgeschraubten Sessel vibrierten ebenfalls, wie gewaltige Arme schleuderten die Vorhänge von einer Seite zur anderen. Es ging abwärts!
»Luft! Ich will Luft!« kreischte Martina Richmann. Auch sie hatte die Nerven verloren.
Kiki war leichenblaß. Sie mußte sich übergeben.
Sandras Augen quollen aus den Höhlen. Auch sie war von der Todesangst erfaßt worden. Nie im Leben hätte sie gedacht, so etwas Schreckliches einmal erleben zu müssen.
Wann erfolgte der Aufschlag?
Sandra stammelte sinnlose Worte. Es sollte so etwas wie ein Gebet sein. Ihr Blick flog nach vorn. Elke Sander war zusammengesunken. Sie reagierte auf nichts mehr. Richmann hockte im Sessel wie eine Puppe. Auch seine Lippen bewegten sich, nur sprach er nicht. Und der Clipper raste weiter.
Hätten sie aus dem Fenster schauen können, wäre ihnen ein Bild in Erinnerung geblieben, das die lange Dünung des Meeres zeigte, aber auch schon den Streifen einer bergigen und leer wirkenden Küste. Sekunden noch, dann mußte der Aufprall erfolgen. Das Krachen hörte sich an wie ein gewaltiger Donner, in den das Bersten der Tragflächen hineinklang, als würden gewaltige Hände etwas zerreißen.
Noch hielt der Rumpf, und die Maschine hüpfte plötzlich wie ein Ball über die Wellen. Wieder brach etwas mit einem ungeheuren Getöse, aber davon merkten die Menschen in den Sesseln nichts. Bis auf Sandra Ceur waren alle bewußtlos geworden. Und auch sie hatte innerlich mit ihrem Leben abgeschlossen…
***
Damiano Fulgera hatte das Unmögliche möglich gemacht. Eine Notlandung auf dem Meer, ohne daß den Passagieren etwas passiert wäre. Der wichtigste Teil des Planes also hatte geklappt, jetzt mußte auch die zweite Phase in Erfüllung gehen.
Die Maschine schaukelte auf den Wellen. Viel Zeit blieb nicht mehr, dann würde sie ein Raub des Meeres. Deshalb beeilte sich Damiano. Er schwang sich aus seinem Sitz und schaute zu seinem ersten Opfer hin, das bleich auf dem Co-Pilotenstuhl hockte.
Sander war wieder erwacht. Er lebte und war trotzdem tot. Ein schreckliches Dasein, das er führte, und auch bei ihm würde bald die Gier nach dem Blut erwachen.
Darüber aber wachte Damiano. Er verließ das Cockpit, auch Sander erhob sich mit träge
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