Der Joker
muss einfach fragen. »Ihr wollt doch nicht...« Das Reden fällt mir immer noch schwer.
»Was?«, fragt Keith, der sich auf meine andere Seite gesetzt hat. »Dir ein bisschen die Fresse polieren?«
»Also...«, sage ich. »Ja.«
Wie um seinen guten Willen zu bekunden, reißt Daryl die Plastikverpackung der Pastete auf und reicht sie mir. »Oh
nein, Ed. Kein Körperkontakt heute. Nichts dergleichen.« Er gestattet sich ein wehmütiges Lachen. Es hört sich so an, als ob wir alte Kriegskameraden wären. »Aber pass auf, wenn du uns blöd kommst…« Er macht es sich auf dem Boden bequem. Er hat helle Haut und ein Gesicht, das mit Kampfnarben übersät ist. Trotzdem sieht er irgendwie gut aus. Keith dagegen trägt eine Visage mit alten Aknekratern mit sich herum, einer spitzen Nase und einem schiefen Kinn.
Ich schaue ihn an und sage: »Meine Güte, mit der Skimaske hast du mir besser gefallen.« Daryl brüllt vor Lachen, aber Keith ist keinesfalls amüsiert. Im Gegenteil …
Es dauert aber nicht lange, bis er sich wieder beruhigt, und schon bald hocken wir ganz gemütlich beieinander. Ich nehme an, das liegt daran, dass wir einiges zusammen durchgemacht haben, selbst wenn wir dabei auf unterschiedlichen Seiten standen.
Eine Weile sitzen wir da und essen Pastete.
»Gibt’s auch Soße?«, frage ich.
»Ich hab’s dir doch gesagt!«, meckert Keith Daryl an.
»Was?«
»Ich hab gesagt, dass wir dir auch Soße mitbringen sollten, Ed«, behauptet Keith. »Aber der Geizhals da drüben wollte davon nichts hören.«
Daryl legt den Kopf in den Nacken, bevor er antwortet.
»Schau mal«, sagt er, »Soße wäre viel zu gefährlich.« Er deutet mit dem Finger auf mein Hemd. »Siehst du nicht, was Ed anhat, Keith? Was für eine Farbe hat das Hemd?«
»Ich weiß , was für eine Farbe das ist, Daryl. Du musst nicht gleich wieder herablassend werden.«
»Wieder? Wann war ich jemals herablassend?«
Sie brüllen sich jetzt gegenseitig über meinen Kopf hinweg an. Ich beiße in meine lauwarme Pastete.
»Also gut«, sagt Keith. Er versucht, mich in die Sache hineinzuziehen, und fragt: »Was meinst du, Ed?« Seine Augen sind unverfroren auf mich gerichtet. »Ist Daryl herablassend?«
Ich beschließe, Daryls ursprüngliche Frage zu beantworten.
»Ich trage ein weißes Hemd«, sage ich.
»Genau«, nickt Daryl.
»Genau was?«
»Genau, Keith, heißt, dass überhaupt nicht daran zu denken ist, dass Ed die Pastete mit Soße isst. Viel zu gefährlich.« Sein Ton ist jetzt ohne Zweifel herablassend. »Sie würde heruntertropfen, auf diesem schönen weißen Hemd landen, und der arme Kerl müsste das verdammte Ding waschen. Das wollen wir doch nicht, oder?«
»Es würde ihn ja wohl nicht umbringen - das Waschen, meine ich.« Keith erweist sich in dieser Beziehung als wirklich hartnäckig. »Er kann doch seine Wäsche waschen, während er diesen Scheißhaufen von Hund in die Badewanne steckt. Das dauert immerhin ein paar Stunden, bis der sauber ist!«
»He, es gibt keinen Grund, den Türsteher zu beleidigen«, protestiere ich. »Er hat niemandem was getan.«
»Stimmt«, sagt Daryl. »Das war völlig unangebracht, Keith.«
Keiths Rage kühlt sich ab, und er muss einsehen, dass wir Recht haben. Sein Kopf sackt nach unten. »Okay, okay.« Er entschuldigt sich sogar. »Tut mir Leid, Ed.« Spätestens jetzt merke ich, dass sie diesmal angewiesen wurden, sich mir gegenüber von ihrer besten Seite zu zeigen. Das ist
wahrscheinlich auch der Grund, warum sie miteinander streiten und nicht mit mir.
Sie machen noch eine Weile so weiter, bis sie sich beide beieinander entschuldigen. Eine Zeit lang unterhalten wir uns in der Nacht, die schweigend auf uns herabgesackt ist.
Wir fühlen uns ganz wohl. Daryl erzählt Witze über Männer in Bars, Frauen mit Gewehren und dann Ehefrauen, Schwestern und Brüder, die alle für eine Million Dollar mit dem Milchmann schlafen würden.
Ja, wir fühlen uns ganz wohl, bis das Licht in Ritchies Küche ausgeht.
Da stehe ich auf und sage: »Na großartig.« Dann drehe ich mich zu den beiden größten Streithähnen des ganzen Universums um und verkünde, dass ich jetzt meine Chance verpasst habe.
Sie zeigen sich unbeeindruckt.
»Was für eine Chance?«, fragt Daryl.
»Du weißt schon«, sage ich zu ihm.
Aber er schüttelt nur den Kopf.
Er sagt: »Nein, Ed, ich weiß es wirklich nicht. Ich weiß nur, dass dies hier die nächste Botschaft ist, die du überbringen musst, und dass du immer noch nicht
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