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Der Joker

Titel: Der Joker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Zusak Alexandra Ernst
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weint und lacht. Sie zittert voller Verzweiflung und Glück, und ihre Tränen durchnässen mich, angenehm warm, bis auf die Haut.
    Nach einer Weile bietet sie mir Marmorkuchen an. Es ist derselbe, den ich ihr vor ein paar Tagen mitgebracht habe.
    »Ich weiß nicht mehr, von wem ich ihn habe«, sagt sie zu mir, »aber er schmeckt sehr gut. Möchtest du ein Stück, Jimmy?«
    »Ja, gern«, sage ich.
    Er ist ein bisschen alt und staubig, der Marmorkuchen.
    Aber er schmeckt großartig.
     
     
    Ein paar Abende später sitzen wir zu viert auf der Veranda vor der Hütte und spielen Karten. Ich bin am Gewinnen, bis sich plötzlich eine Stille auf dem Spiel niederlässt. Der Stille folgt unmittelbar ein Geräusch, und zwar von drinnen.
    »Das Telefon«, sagt Audrey.
    Irgendetwas macht mich nervös. Ein ungemütliches Gefühl überkommt mich.
    »Was ist? Gehst du nicht ran?«, will Marv wissen.
    Ich stehe auf und mache beklommen einen Schritt über den Türsteher ins Haus hinein.

    Das Klingeln ruft mich zu sich.
    Ich hebe ab.
    Stille. Alles ist still.
    »Hallo?«
    Stille.
    »Hallo?«
    Die Stimme versucht, den tiefsten Punkt meines Innern zu finden. Es gelingt ihr, und sie sagt vier Worte:
    »Wie geht’s dir, Jimmy ?«
    Etwas in mir zerbricht.
    »Was?«, frage ich. »Was haben Sie gesagt?«
    »Du hast mich verstanden.«
    Die Leitung ist tot und ich bin allein.
     
     
    Taumelnd gehe ich zurück auf die Veranda.
    »Du hast verloren«, informiert mich Marv, aber ich höre ihn kaum. Das Kartenspiel ist mir völlig egal.
    »Du siehst schrecklich aus«, sagt Ritchie zu mir. »Setz dich hin, Mann.«
    Ich folge seinem Rat und nehme wieder meinen Platz ein, auch im Spiel.
    Audrey schaut mich an und fragt, nur mit dem Ausdruck in ihrem Gesicht, ob es mir gut geht. Ich antworte ihr, ja, und als sie später noch etwas länger bleibt, erzähle ich ihr beinahe von Milla und Jimmy. Ich bin nahe dran, sie zu fragen, was sie von alldem hält, aber ich kenne die Antwort bereits. Ihre Meinung kann nichts an der Sache ändern, also muss ich mich wohl oder übel damit abfinden, dass ich weitermachen muss. Ich habe Milla die menschliche Gesellschaft gegeben, die sie gebraucht hat, aber jetzt ist es Zeit, entweder vorwärts zu gehen, zur nächsten Adresse,
oder rückwärts - zur Edgar Street. Natürlich kann ich sie immer noch besuchen, aber es ist Zeit.
    Es ist Zeit weiterzugehen.
     
     
    In dieser Nacht gehe ich noch spät mit dem Türsteher spazieren. Wir laufen zum Friedhof und ich besuche meinen Vater und wandere zwischen den anderen Gräbern umher.
    Der Schein einer Taschenlampe fängt uns ein.
    Sicherheitsdienst.
    »Weißt du eigentlich, wie spät es ist, Kumpel?«, fragt mich der Typ. Er ist groß und hat einen Schnurrbart.
    »Keine Ahnung«, sage ich.
    »Elf Minuten nach Mitternacht. Der Friedhof hat geschlossen.«
    Beinahe wäre ich gegangen, aber heute Nacht kann ich es nicht. Ich mache den Mund auf und sage: »Entschuldigung... Sir... ich suche ein Grab.«
    Er betrachtet mich nachdenklich. Soll er mir helfen oder nicht? Er entscheidet sich dafür.
    »Welcher Name?«
    »Johnson.«
    Er schüttelt den Kopf und schnaubt mit einem Hauch von Kritik. »Hast du eine Ahnung, wie viele Johnsons es hier gibt?«
    »Nein.«
    »Jede Menge.« Er zuckt mit dem Schnurrbart, als ob es ihn juckt. Der Schnurrbart ist rot. Er sieht aus wie in Ketschup getaucht.
    »Können wir’s trotzdem versuchen?«
    »Was für ein Hund ist das?«
    »Rottweiler-Schäferhund-Mischling.«

    »Der stinkt ja höllisch, Mann! Wäschst du ihn denn nicht?«
    »Natürlich tue ich das.«
    »Wow.« Er wendet sich ab und verzieht das Gesicht. »Das ist echt teuflisch.«
    »Das Grab...«, dränge ich.
    Sein Gedächtnis setzt wieder ein. »Oh ja, tja, wir können es ja versuchen. Irgendeine Ahnung, wann der arme Kerl den Abgang gemacht hat?«
    »Mal nicht respektlos werden!«
    Er bleibt stehen. »He.« Er wird ein bisschen sauer. »Willst du meine Hilfe oder nicht?«
    »Schon gut, tut mir Leid.«
    »Hier entlang.«
    Wir wandern über den halben Friedhof und finden ein paar Johnsons, aber nicht den, nach dem ich suche.
    »Du bist ziemlich wählerisch, meinst du nicht?«, fragt mich der Sicherheitsbeamte. »Wie wär’s mit diesem?«
    »Das ist eine gewisse Gertrude Johnson.«
    »Wie heißt dein Johnson doch gleich?«
    »Jimmy...«, und dann füge ich hinzu: »Der Name der Ehefrau ist Milla.«
    Abrupt bleibt er stehen, schaut mich an und sagt: »Milla? Scheiße, ich glaube, den kenne

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