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Der Joker

Titel: Der Joker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Zusak Alexandra Ernst
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Vater?«
    »Weißt du, es gibt unzählige Heilige, die nichts mit der Kirche am Hut haben und auch von Gott kaum etwas wissen. Und Gott ist trotzdem mit diesen Menschen, ohne dass sie sich dessen bewusst sind.« Seine Augen sind jetzt in mir drin, gefolgt von seinen Worten. »Du bist einer davon, Ed. Es ist mir eine Ehre, dich zu kennen.«
    Ich bin völlig von den Socken.
    Man hat mir schon alles Mögliche an den Kopf geworfen, aber noch nie hat jemand behauptet, dass es eine Ehre ist, mich zu kennen.
    Plötzlich muss ich daran denken, dass mich Sophie gefragt hat, ob ich ein Heiliger bin, und dass ich ihr erklärt habe, ich sei nur irgend so ein dahergelaufener Kerl.
    Diesmal lasse ich es gelten.
    »Danke, Vater«, sage ich.
    »War mir ein Vergnügen.«
    Das zweite Ereignis an diesem Tag ist eine kleine Tour durch die Stadt, die ich mir selbst auferlegt habe.
    Zuerst schaue ich kurz bei Sophie herein und bitte sie, am Sonntag zu kommen.
    »Klar, Ed«, sagt sie.

    »Bring deine Familie mit«, bitte ich sie.
    »Mach ich.«
    Dann gehe ich zu Milla und frage, ob ich sie am Sonntag in die Kirche begleiten darf.
    »Ach, das wäre ganz entzückend, Jimmy.« Sie ist begeistert.
    Dann.
    Der letzte Besuch.
    Als ich an Tony O’Reillys Tür klopfe, habe ich nicht viel Hoffnung.
    »Oh«, sagt er. »Sie sind das.« Aber es scheint ihm nicht unlieb, mich zu sehen. »Haben Sie meinem Bruder ausgerichtet, was ich gesagt habe?«
    »Habe ich«, sage ich. »Übrigens: Ich heiße Ed.«
    Ich bin jetzt ein bisschen verlegen. Ich sage Menschen nur ungern, was sie zu tun haben, und ich bitte sie auch nicht gern darum.
    »Ich wollte...«
    »Was?«
    Ich hebe die Scherben auf und behalte sie bei mir. Stattdessen sage ich etwas anderes.
    »Ich glaube, Sie wissen es, Tony.«
    »Ja«, nickt er. »Ich weiß es. Ich habe die Ankündigung auf den Straßen gelesen.«
    Ich schaue zu Boden und dann wieder hoch. »Also, wie sieht’s aus?«
    Er öffnet die Fliegengittertür, und ich denke schon, dass er jetzt herauskommt und sich mit mir anlegt, aber er bittet mich hinein, und wir setzen uns in sein Wohnzimmer. Er trägt ähnliche Kleidung wie beim letzten Mal. Shorts, ein Unterhemd und Slipper. Er sieht nicht wirklich fies aus,
aber ich kenne genug Leute, die so angezogen sind wie er. Die größten Arschlöcher tragen Shorts, Unterhemden und Slipper.
    Ohne zu fragen, bringt er mir etwas zu trinken. »Ist Orangenlimonade recht?«
    »Klar.« Es ist sogar zerstoßenes Eis drin. Wahrscheinlich hat er einen von diesen tollen Kühlschränken mit integriertem Eiscrusher.
    Ich höre im Garten ein paar Kinder herumtollen und kurz darauf sehe ich ihre Gesichter nach oben schnellen. Hoch und runter. Sie springen Trampolin.
    »Kleine Kannibalen«, kichert Tony. Er hat denselben Humor wie sein Bruder.
    Eine Weile schauen wir einem Wettbewerb im Tauziehen zu, der auf einem Sportkanal ausgestrahlt wird. In der Werbepause wendet sich Tony wieder mir zu.
    »Also, Ed, Sie wundern sich wahrscheinlich, warum mein Bruder und ich uns auseinander gelebt haben.«
    Ich kann es nicht leugnen. »Nun, ja.«
    »Wollen Sie wissen, was passiert ist?«
    Ich schaue ihn an.
    Ehrlich.
    Und schüttele den Kopf. »Nein, das geht mich nichts an.«
    Tony atmet schwer aus und trinkt etwas Limonade. Ich höre, wie er das Eis in seinem Mund zermalmt. Es war mir nicht klar, aber ich habe ihm die richtige Antwort gegeben.
    Eins der Kinder kommt herein und weint.
    »Dad, Ryan macht immer...«
    »Oh, hör auf zu heulen, und mach, dass du wieder rauskommst!«, brüllt Tony.
    Der Junge überlegt, ob er noch ein bisschen heftiger
weinen soll, entscheidet sich aber dagegen. Er reißt sich zusammen. »Ist das Limo, Dad?«
    »Ja.«
    »Kann ich welche haben?«
    »Wie lautet das Zauberwort?«
    »Bitte.«
    »Und jetzt in einem Satz.«
    »Kann ich bitte Limo haben?«
    »Ja. So ist’s besser, George. Und jetzt ab marsch in die Küche und mach uns welche.«
    Der Kleine strahlt. »Danke, Dad!«
    »Verdammte Bälger.« Tony lacht. »Keine Manieren heutzutage …«
    »Ich weiß«, sage ich, und wir lachen.
    Wir lachen, und Tony sagt: »Wissen Sie, Ed, wenn Sie morgen die Augen offen halten, könnte es passieren, dass Sie mich dort sehen.«
    Innerlich jubele ich, aber ich lasse es mir nicht anmerken.
    Das ist fantastisch.
    »Danke, Tony.«
    »Daaaad!«, brüllt George aus der Küche. »Ich hab die Limo verschüttet!«
    »Verdammt noch mal, ich hab’s gewusst!« Tony steht auf und schüttelt den Kopf. »Finden

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