Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Judas-Code: Roman

Titel: Der Judas-Code: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Rollins , Norbert Stöbe
Vom Netzwerk:
Berichten über das erste Auftreten der Krankheit hatte gestanden, sie sei durch eine Algenblüte hervorgerufen worden und das Meer habe aufgrund von phosphoreszierenden Cyanobakterien geleuchtet.
    Jetzt leuchteten die Augen der Patientin.
    Das musste etwas zu bedeuten haben. Aber was?
    Aufgrund der früheren Befunde hatte Lisa der Patientin heimlich ein weiteres Mal Hirnflüssigkeit abgenommen. Sie wollte wissen, ob in der Flüssigkeit irgendwelche Veränderungen aufgetreten waren. Die Ergebnisse sollten jetzt eigentlich auf dem Rechner in der Ecke abrufbar sein.
    Lisa beendete die Untersuchung, legte Maske und Handschuhe ab und ging zum Computer. Vom Nebenraum aus war der Bildschirm nicht einzusehen.
    Sie rief das Menü für die Labortests auf. Die Ergebnisse der Lumbalpunktion lagen tatsächlich schon vor. Sie überflog die Ergebnisse der chemischen Analyse. Die Proteinkonzentration war gestiegen, sonst hatte sich kaum etwas verändert. Sie klickte die Ergebnisse der mikroskopischen Untersuchung an. Die Bakterien waren isoliert und bestimmt worden.
    Cyanobakterien.

    Wie sie vermutet hatte.
    Nachdem die Blutbarriere so stark geschwächt worden war, dass das Judas-Virus ins Gehirn vordringen konnte, hatte es Gesellschaft mitgebracht.
    Eine Gesellschaft, die wuchs und sich vermehrte.
    Da sie genau mit diesem Ergebnis rechnete, hatte Lisa bereits Nachforschungen angestellt. Cyanobakterien waren einer der urtümlichsten Bakterienstämme. Ihnen gebührte die Ehre, die ältesten bekannten Fossilien zu stellen. Sie waren fast vier Milliarden Jahre alt, eine der ältesten Lebensformen der Erde. Wie die Pflanzen waren sie zur Fotosynthese fähig und produzierten mithilfe von Sonnenlicht ihre eigene Nahrung. Die meisten Wissenschaftler betrachteten die Cyanobakterien als Vorläufer der heutigen Pflanzen. Diese ursprünglichen Bakterien waren jedoch auch ausgesprochen anpassungsfähig und besetzten alle möglichen Öko-Nischen: Salzwasser, Süßwasser, Erdreich und sogar blanken Fels.
    Und mithilfe des Judas-Stamms offenbar auch das menschliche Gehirn.
    Die Phosphoreszenz in den Augen der Patientin deutete darauf hin, dass die Cyanobakterien des Gehirns über den Sehnerv ins Auge gelangt waren und sich dort eingenistet hatten.
    Warum?
    Lisa sah auf der Liste, dass der Labortechniker das Judas-Virus erneut mikroskopisch untersucht hatte. Neugierig klickte sie das Bild an. Auf einmal hatte sie wieder das wahre Monster vor Augen: die ikosaedrische Hülle mit den aus den Ecken vorspringenden astartigen Fortsätzen.
    Sie dachte an eine Bemerkung, die sie Devesh gegenüber hatte fallen lassen. Kein Organismus ist von Grund auf böse . Er will nichts weiter als überleben, sich ausbreiten und vermehren.
    Die Datei enthielt einen Link auf die ursprünglichen Virenfotos. Sie klickte darauf.
    Alt und neu. Seite an Seite. Kein Unterschied festzustellen. Sie wollte die Datei gerade schließen, da verharrte ihr Finger über der Maustaste.
    Nein...
    Ihre Hand begann zu zittern.

    Natürlich...
    Draußen blitzte es, gefolgt von einem Donnerschlag, der sie zusammenzucken ließ. Das ganze Schiff erbebte. Die Balkontüren schepperten.
    Es hatte unmittelbar über dem Schiff geblitzt. Vielleicht war der Blitz sogar eingeschlagen.
    Die Kabinenbeleuchtung flackerte. Als Lisa aufsah, ging sie aus. In der Kabine wurde es dunkel.
    Die Krankenpfleger riefen aufgeregt durcheinander.
    Lisa erhob sich.
    O mein Gott.
    Unvermittelt wurde es wieder hell. Der Rechner piepste protestierend und gab einen lauten Knall von sich. Auf einmal roch es nach verbranntem Kunststoff. Der Fernseher im Nebenzimmer rauschte, dann ging der Filmdialog weiter.
    Lisa war vor Schreck wie erstarrt.
    Unverwandt musterte sie die Frau im Bett. In dem kurzen Moment der Dunkelheit hatte Lisa eine weitere Entdeckung gemacht. Hatte hier eigentlich noch niemand das Licht ausgeschaltet? Oder war das Phänomen neu?
    Gliedmaßen und Gesicht der mit einem dünnen Nachthemd bekleideten Frau hatten im Dunkeln ein weiches, phosphoreszierendes Licht ausgestrahlt, das im Hellen nicht zu sehen war.
    Die Cyanobakterien hatten nicht nur die Augen befallen - sie waren überall.
    Lisa war so geschockt, dass es einen Moment dauerte, bis ihr ein weiteres Detail bewusst wurde: Die Patientin hatte die Augen geöffnet und blickte sie an.
    Ihre rissigen Lippen bewegten sich.
    Lisa las ihr die Worte von den Lippen ab.
    »W-wer sind Sie?«
20:12
    Während Monk die Treppe vom Unterdeck hochstieg, lauschte er

Weitere Kostenlose Bücher