Der Judas-Code: Roman
sich am nassen Seil nach außen. Während er die Reibung mit der Handprothese regulierte, sauste er nach unten, bis er mit dem Fuß den Bootsmannsstuhl berührte.
Im Wind hin und her pendelnd, musterte er den Balkon. Die Vorhänge waren halb zugezogen, doch in der hell erleuchteten Kabine sah er Lisa. Ein bärtiger Mann drückte sie gegen die Balkontür. Er hatte ihr die Hände um den Hals gelegt und sie hochgehoben, sodass ihre Füße in der Luft baumelten.
Das fing ja gut an.
20:32
Lisa hing im Griff Tweedledees, der ihr die Hand um den Hals gelegt hatte. Seine Nase berührte ihr Gesicht, und aus seinem Mund spritzte Speichel.
»Was zum Teufel hast du mit den Schläuchen gemacht, du Miststück?«, brüllte er mit starkem Akzent.
Lisa hatte Susans Schläuche entfernt - Harnkatheter, Infusionsschlauch und Arterienkatheter -, um so schnell wie möglich verschwinden zu können. Doch der Film hatte unseligerweise vorschnell geendet, und als Dee pinkeln wollte, hatte er auf dem Weg zur Toilette bemerkt, dass etwas nicht stimmte.
Dum sah gerade nach der Patientin. Er drehte sich um und sagte etwas Unverständliches auf Russisch. Offenbar war ihm etwas aufgefallen.
Das war gar nicht gut.
Lisa, die noch immer die Balkontür im Rücken hatte, spürte, wie jemand von außen gegen die Glasscheibe klopfte.
Hoffentlich ist das Monk.
Sie langte hinter sich und schob mit der Fingerspitze die Entriegelung nach oben.
Die Tür wurde aufgedrückt und schleuderte sie nach vorn.
Der überraschte Dee taumelte und ließ sie los. Lisa versuchte, das Gleichgewicht zu wahren, plumpste aber auf den Hintern.
Ein Arm schoss durch die Türöffnung, packte Dee am Kragen und riss ihn nach draußen. Ein gedämpfter Schuss, dann ein Schrei, der sich entfernte.
Dee würde erst mal ein Bad nehmen.
Dum wich unterdessen zum Fußende des Betts zurück und fummelte am Schulterhalfter herum, zu geschockt, um laut um Hilfe zu rufen. Lisa tastete nach ihrer Waffe, doch sie saß darauf.
Monk tauchte in der Türöffnung auf, bis auf die Haut durchnässt und von hinten von Blitzen beleuchtet. In der Hand hielt er eine Pistole. Der Schuss würde gehört werden, doch das ließ sich nicht ändern.
Plötzlich richtete sich hinter Dum eine auf dem Bett kniende schwankende Gestalt auf.
Susan.
Sie holte aus und rammte dem Mann ein Skalpell in den Nacken. Der Wachmann vergaß seine Waffe und fasste sich mit beiden Händen an den Hals.
Monk stürzte vor, packte den Mann beim Gürtel und zerrte ihn zur Tür.
»Wird Zeit, dass du mal nach deinem Bruder siehst.«
Diesmal blieb der Schrei aus.
Monk drehte sich um und wischte sich die blutigen Hände ab. »Also, wer macht den Anfang?«
Jetzt ging alles ganz schnell.
Lisa rannte zur Kabinentür und sperrte ab, während Monk Susan von den letzten Leitungen und Kabeln befreite, die sie mit den Überwachungsgeräten verbanden - EKG, EEG und Doppler-Blutdruckmonitor.
Lisa zog den Pullover aus und streifte ihn Susan über, dann half sie ihr, eine weiße Krankenhaushose anzuziehen. Obwohl Susan Mühe hatte, das Gleichgewicht zu halten, war sie kräftiger, als Lisa nach fünfwöchiger Katatonie erwartet hätte.
Vielleicht lag es am Adrenalin, vielleicht an etwas anderem.
Kurz darauf standen sie auf dem windgepeitschten Balkon. Am Ende des Seils tanzte der Bootsmannsstuhl. Monk fing ihn auf, sah Susan an und stutzte. »Kannst du mir sagen, weshalb deine Freundin im Dunkeln leuchtet?«
Susan versuchte, die Pulloverärmel über ihre Hände zu ziehen. Lisa hatte Susan den Effekt bereits demonstriert, indem sie kurz die Zimmerbeleuchtung ausgeschaltet hatte.
Lisa deutete aufs Seil. »Darüber unterhalten wir uns später.«
Monk runzelte die Stirn, begann aber nach oben zu klettern, wobei er demonstrierte, welche Kraft in seinem Oberkörper und seiner Handprothese steckte.
Lisa half Susan in den Stuhl. »Können Sie sich festhalten?«, fragte sie.
»Es wird schon gehen«, antwortete Susan. Sie zitterte heftig.
Nach einer Weile begannen Monk und Ryder, sie nach oben zu ziehen, wobei sie sich an einem Relingspfosten abstützten.
Lisa wartete und tigerte unruhig auf und ab.
Als sie ein lautes Klopfen vernahm, erstarrte sie.
Es kam von der Kabinentür.
Sie trat ins Zimmer und würde von wütendem Gebrüll empfangen.
Dr. Devesh Patanjali.
Offenbar hatte er die Tür mit der Schlüsselkarte öffnen wollen und festgestellt, dass sie versperrt war. Lautes Gehämmer.
Lisa trat wieder auf den Balkon, beugte
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