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Der Judas-Code: Roman

Titel: Der Judas-Code: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Rollins , Norbert Stöbe
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ihr verraten, dass Devesh und sein Team Proben der virulentesten vom Judas-Stamm infizierten Bakterien sammelten und sie in einem abgeschlossenen Labor, das von Deveshs Virologen geleitet wurde, in Inkubationskammern verwahrten.
    »Ich glaube, sie führen mit dem Virus Experimente an bekannten Pathogenen durch«, hatte Dr. Miller erklärt. »Ich habe gesehen, wie ganze Stapel von versiegelten Kulturen von Bacillus anthracis und Yersinia pestis in dem Sicherheitslabor verschwunden sind.«
    Anthrax und der Erreger der schwarzen Pest.
    Henri vermutete, dass Devesh aus den tödlichen Krankheitserregern einen Superstamm züchten wollte. Ein Wort, die Erklärung für das alles, blieb bei ihren Unterhaltungen freilich ungesagt.
    Bioterrorismus.
    Lisa sah auf die Uhr und ging zur Tür. Wenn sie verhindern wollten, dass die Welt von den zahllosen Seuchen heimgesucht wurde, welche die Gilde züchtete, musste sie von ihrer Patientin möglichst viele Daten sammeln. Deren Körper heilte von selbst, befreite das Gewebe von den toxischen Bakterien und schied sie aus.
    Wie und warum tat er das?
    Devesh hatte recht gehabt mit seiner Bemerkung über Susan Tunis.
    Diese Patientin ist der Schlüssel zu allem.
    Bevor sie sich absetzte, musste Lisa möglichst viele Daten sammeln.
    Das Risiko musste sie eingehen.
    Sie drückte die Klinke und öffnete die Tür. Bis zu Susan Tunis’ Krankenzimmer waren es fünf Schritte. Drüben bei den kreisförmig angeordneten Wissenschaftlersuiten herrschte noch immer ein ständiges Kommen und Gehen. Ein Radio spielte Kneipenmusik,
doch der Sänger schmachtete auf Chinesisch. Es roch nach Desinfektionsmittel und irgendwie erdig.
    Ihr Blick traf sich kurz mit dem eines Wachpostens, der vor den Suiten patrouillierte und sich an den herumstehenden Kisten und Geräten vorbeizwängte. Hinter ihr im Gang unterhielten sich mehrere andere Wachposten.
    Sie eilte zu Susan Tunis’ Zimmer, zog die Karte, die Devesh ihr gegeben hatte, durch den Leseschlitz und trat ein. Wie zuvor waren zwei Krankenpfleger zugegen. Devesh ließ seine kostbare Patientin keinen Moment unbewacht.
    Der eine Mann fläzte sich in einem Sessel im Salon. Er hatte die Füße aufs Bett gelegt und schaute fern. Den Ton hatte er leise gedreht. Es lief ein Hollywoodfilm, der im ganzen Schiff übertragen wurde. Der andere Krankenpfleger war bei der Patientin im hell erleuchteten Schlafzimmer und notierte auf einem Clipboard die viertelstündlich abgelesenen Werte.
    »Ich wäre gern einen Moment mit der Patientin allein«, sagte Lisa.
    Der groß gewachsene Mann hatte einen blank rasierten Schädel, trug einen Krankenhauskittel und sah seinem Kollegen zum Verwechseln ähnlich. Lisa konnte sich ihre Namen einfach nicht merken und nannte sie bei sich Tweedledee und Tweedledum - die Zwillinge.
    Wenigstens sprachen sie Englisch.
    Der Krankenpfleger reichte ihr achselzuckend das Clipboard und ging in den Salon zu seinem Kollegen.
    Durch die offene Balkontür sah sie Blitze über den Himmel zucken. Donner grollte. Die Außenwelt - die Lagune und die bewaldete Insel - traten für einen Moment reliefartig hervor, dann gingen sie mit einem lauten Krachen wieder in die Dunkelheit ein.
    Der Regen fiel heftiger.
    Lisa streifte eine Gesichtsmaske und OP-Handschuhe über und trat ans Krankenbett. Sie nahm den Augenspiegel vom Instrumententablett, denn sie hatte in den Augen der Patientin eine seltsame Anomalie festgestellt, die sie Devesh verschwiegen hatte. Bevor sie sich aus dem Staub machte, wollte sie noch einmal nachsehen, was es damit auf sich hatte.

    Sie öffnete die Eingangsklappe des Isolierzelts, bückte sich und zog mit der Fingerspitze behutsam das Augenlid der Frau hoch. Dann schaltete sie die Beleuchtung des Augenspiegels ein und stellte ihn scharf. Sie beugte sich noch weiter vor und untersuchte das Innenauge der Patientin.
    Die Netzhaut wirkte normal und gesund: Makula, Sehnervenscheibe, Blutgefäße. Die Anomalie war leicht zu übersehen, denn sie war nicht strukturell bedingt. Ohne die Haltung zu verändern, schaltete Lisa die Beleuchtung des Augenspiegels aus und blickte weiterhin durch die Linse.
    Die Rückseite des Augeninneren, die innere Netzhaut, sandte ein milchiges Leuchten aus. Rund um die Sehnervenscheibe, wo die zum Gehirn führenden Nervenstränge mit dem Auge verbunden waren, hatte es angefangen. Im Laufe der vergangenen Stunden hatte sich das Leuchten nach außen ausgebreitet und inzwischen die ganze Netzhaut erfasst.
    In den

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