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Der Judas-Code: Roman

Titel: Der Judas-Code: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Rollins , Norbert Stöbe
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zerstreuten sich aber, als der Wind auffrischte und dicke Regentropfen herabpladderten.
    Während der Wind immer mehr auffrischte, begann es zu donnern. Zumindest war das Schiff in dem Vulkankessel nicht gefährdet. Die Nachricht von dem sich nähernden Taifun und die damit einhergehenden Pflichten hatten Ryders improvisierter Party gleichwohl ein vorzeitiges Ende bereitet.
    Sie hatte nur zwei Stunden gedauert.

    Froh darüber, es endlich hinter sich zu haben, entkleidete sich Lisa bis auf den BH und den Slip. Sie streifte die Jeans über, zog eine weite Bluse an und zupfte sie zurecht. Barfüßig ging sie zum Bett, auf dem sie das Abendtäschchen abgelegt hatte, eine Rahmentasche von Gucci mit Silbertroddeln, auch dies ein Geschenk von Dr. Patanjali. Das Preisschild hing noch dran.
    Die Tasche hatte über sechstausend Dollar gekostet.
    Allerdings war ihr Inhalt noch weit wertvoller. Im Laufe der Festivitäten hatte Ryder ihr diskret zwei Gegenstände zugesteckt, die sie eilig in der Tasche hatte verschwinden lassen.
    Ein kleines Funkgerät und eine Pistole.
    Die Neuigkeiten, die er ihr mitgeteilt hatte, waren noch erfreulicher gewesen.
    Monk war am Leben!
    Er befand sich an Bord des Schiffes!
    Lisa schob die Pistole hinter den Hosenbund und verbarg sie unter der weiten Bluse. Mit dem Funkgerät in der Hand ging sie zur Tür, legte das Ohr daran und lauschte.
    Die Tür wurde nicht bewacht. Der ganze Flügel war an der Treppe und den Aufzügen abgesperrt worden. Devesh hatte ihr eine Innenkabine zugeteilt, nur zwei Kabinen von ihrer Patientin entfernt, die noch immer im katatonischen Stupor verharrte.
    Als Lisa sich vergewissert hatte, dass sie nicht belauscht werden konnte, stellte sie Kanal acht ein und setzte das kleine Headset auf. Sie drückte die Sendetaste. »Monk, hörst du mich? Over.«
    Sie wartete.
    Es rauschte im Ohrhörer, dann meldete sich die wohlbekannte Stimme. »Lisa? Gott sei Dank! Dann hat Ryder dir das Funkgerät also zugesteckt. Hast du auch die Waffe bekommen? Over.«
    »Ja.« Sie hätte gern von ihm gehört, wie er überlebt hatte, doch dafür hatten sie keine Zeit. Es gab wichtigere Dinge. »Ryder hat gemeint, du hättest einen Plan.«
    »Ein Plan ist vielleicht zu viel gesagt. Eher so was Ähnliches wie >Nimm die Beine in die Hand, und renn um dein Leben<.«
    »Klingt großartig. Wann?«
    »Ich werd mich gleich mit Ryder absprechen. Um einundzwanzig Uhr sind wir startklar. Halt du dich ebenfalls bereit.
Nimm die Pistole mit.« Er erläuterte ihr kurz seinen Befreiungsplan.
    Sie ergänzte die fehlenden Details, dann sah sie auf die Uhr. Noch knapp zwei Stunden.
    »Soll ich jemanden einweihen?«, fragte Lisa.
    Eine lange Pause.
    »Nein. Tut mir leid. Aber wenn unser Fluchtplan klappen soll, muss er sich auf möglichst wenige Personen beschränken, und wir müssen uns den Sturm zunutze machen. An der Steuerbordseite gibt es eine Gleitrampe, über die Ryders kleines Privatboot zu Wasser gelassen wird. Dein Freund Jessie hat mir eine Seekarte besorgt. Etwa dreißig Seemeilen entfernt gibt es ein Städtchen. Wir sollten versuchen, es zu erreichen und Alarm auszulösen. Das erscheint mir am aussichtsreichsten.«
    »Kommt Jessie mit?«
    Eine noch längere Pause.
    Lisa drückte erneut die Sendetaste. »Monk?«
    Sie vernahm ein Seufzen. »Sie haben Jessie geschnappt und über Bord geworfen.«
    »Was?« Lisa dachte an Jessies lächelndes Gesicht und seine Vorliebe für dumme Wortspiele. »Ist er... tot?«
    »Das weiß ich nicht. Ich erzähl dir später, was genau passiert ist.«
    Lisa empfand Mitleid mit dem jungen Mann, den sie erst vor wenigen Stunden kennengelernt hatte. Ihre Trauer war so stark, dass sie keine Worte fand.
    »Punkt einundzwanzig Uhr«, wiederholte Monk. »Nimm das Funkgerät mit, aber versteck es gut. Ich melde mich wieder. Ende.«
    Lisa nahm den Ohrhörer ab und legte beide Hände ums Funkgerät. Der Widerstand des unnachgiebigen Plastikgehäuses half ihr, wieder einen klaren Kopf zu bekommen. In zwei Stunden würden sie wieder miteinander sprechen.
    Es donnerte.
    Sie steckte das Funkgerät in die Tasche, faltete das Headset und steckte es ebenfalls ein. Die Ausbuchtung verbarg sie unter der Bluse.

    Sie blickte zur Kabinentür. Lisa wollte nicht mit leeren Händen flüchten. Im Krankenzimmer ihrer Patientin gab es eine Unmenge Daten und Krankenakten.
    Und einen Rechner mit DVD-Brenner.
    Bei der Cocktailparty hatte sie mit Henri und Dr. Miller gesprochen. Im Flüsterton hatten sie

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