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Der Judas-Code: Roman

Titel: Der Judas-Code: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Rollins , Norbert Stöbe
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die Reling.
    Kurz darauf wurde sie bei den Schultern gepackt, über die Reling gezogen und fiel aufs Deck. Ryder nahm das Kopftuch ab, das ihm auf die Schultern gefallen war.
    »Das wird wehtun«, sagte er, doch seine Stimme klang ganz fern.
    Er legte das Tuch um ihre brennende Wade und zog es stramm. Ein sengender Schmerz durchzuckte ihr Bein, und sie schrie erstickt auf. Der Schmerz aber verhinderte, dass sie vom Schock überwältigt wurde.
    Allmählich drangen die Geräusche wieder in den tiefen Brunnen vor, in den sie hineingefallen war.
    Ryder half ihr auf die Beine. »Wir müssen los. Jeden Moment können sie hier sein.«
    Lisa nickte. »Gut... los... ja.«
    Das war kein Shakespeare, doch Ryder hatte sie verstanden. Er legte sich ihren Arm über die Schulter, während Monk sich um Susan kümmerte. Sie waren alle nass bis auf die Haut.
    Gemeinsam wandten sie sich zum Heck des Schiffes.
    »Wo...?«, fragte Lisa und humpelte so schnell, wie sie es vermochte.
    »Bis zu meinem Boot werden wir es niemals schaffen«, erwiderte Ryder. »Die Treppen und Aufzüge werden bestimmt alle bewacht.«
    Wie zur Bestätigung setzten tief im Schiffsinneren auf einmal die Alarmsirenen ein, dann erreichte das Getöse auch die Decks.
    Monk zeigte über die Reling. »Das öffentliche Tenderdock«, sagte er. »Als ich mich vor einer Stunde bei Ryders Privatboot umgeschaut habe, ist mir aufgefallen, dass dort unten ein unbemanntes und unbewachtes blaues Speedboot der Piraten festgemacht hat.«
    »Das Tenderdock liegt ein paar Decks weiter unten.«
    Monk dirigierte das humpelnde Häuflein zur Mittschiffsreling.
Er beugte sich hinüber. »Nicht wenn wir die direkte Route nehmen.«
    Er zeigte in die Tiefe.
    Lisa neigte sich vor. Das Ende des Tenderdocks konnte sie gerade eben erkennen. Ein Speedboot mit Außenborder hatte dort festgemacht. Offenbar pendelten die Piraten damit zwischen der kleinen Siedlung und dem Schiff hin und her.
    Anscheinend war es unbewacht.
    »Wir sollen springen?«, fragte Susan entsetzt.
    »Ja«, sagte Monk. »Können Sie schwimmen?«
    Susan nickte. »Ich bin Meeresbiologin.«
    Lisa schreckte vor dem Sprung zurück. Bis zum Wasser waren es gut fünfzehn Meter. Vom Bug waren Rufe zu vernehmen. Monk blickte erst auf Lisas Bein, dann sah er ihr ins Gesicht.
    Sie nickte. Sie hatten keine Wahl.
    »Wir springen gemeinsam«, sagte Monk. »Ein lauter Platscher erregt weniger Aufmerksamkeit als vier.«
    Sie kletterten über die Reling und hielten sich an deren Außenseite fest.
    Monk beugte sich am weitesten nach außen. »Alle bereit?«
    Allgemeines Kopfnicken.
    Lisa krampfte sich der Magen zusammen. In ihrem Bein pochte der Schmerz. Im dunklen Wasser sah sie Sterne und aufblitzende helle Streifen.
    Monk zählte bis drei, dann sprangen sie.
    Mit fuchtelnden Armen stürzte Lisa mit den Füßen voran in die Tiefe. Früher war sie von Klippen ins Meer gesprungen. Trotzdem hatte sie das Gefühl, auf harten Boden aufzuprallen. Der Schlag ging ihr durch und durch. Ihre Knie knickten ein - dann gab das Meer nach. Sie schoss ins warme Wasser. Nach dem kalten Regen und dem Wind war es wie ein angenehmes Bad.
    Mit abgestreckten Armen verstärkte sie die Bremswirkung des Wassers.
    Dann stieg sie wieder auf. Sie schwamm nach oben und tauchte japsend auf. Ringsumher prasselte der Regen aufs Wasser nieder. Die Böen kamen aus wechselnden Richtungen.

    Lisa trat Wasser und machte ihre drei Begleiter aus. Monk schwamm bereits zum Boot.
    Ryder half Susan und blickte sich nach Lisa um.
    Er deutete zum Boot.
    Die Stiefel und die nassen Klamotten erschwerten das Schwimmen, doch sie hielt mit den anderen mit.
    Monk erreichte das Speedboot als Erster und hechtete wie ein Seehund hinein. Geduckt blickte er sich auf dem Tenderdock um.
    Alles blieb ruhig.
    Im Schiff gellte noch immer der Alarm. Wahrscheinlich rannten jetzt alle aufs Oberdeck, wo die Flüchtlinge zuletzt gesehen worden waren.
    Ryder erreichte mit Susan das Boot.
    Als Monk ihnen an Bord half, tauchte auch Lisa auf.
    Sie hatte das Boot beinahe erreicht, als etwas mit Wucht gegen ihr Bein stieß.
    Erschreckt begann sie zu strampeln. Sie musterte die dunkle Wasseroberfläche. Etwas streifte an ihrer Hüfte. Es ließ eine grünliche Leuchtspur hinter sich zurück, dann verschwand es wieder.
    Sie wurde an den Schultern gepackt.
    Vor Schreck hätte sie um ein Haar aufgeschrien. Sie hatte gar nicht gemerkt, dass sie das Boot erreicht hatte. Ryder zog sie an Bord.
    Lisa lag flach am Boden.

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