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Der Judas-Code: Roman

Titel: Der Judas-Code: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Rollins , Norbert Stöbe
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Herumliegendes Werkzeug drückte gegen ihren Rücken. Ihr Haar roch auf einmal nach Öl. Trotzdem regte sie sich nicht. Um ihren Herzschlag zu verlangsamen, atmete sie tief ein und aus.
    Plötzlich begann der Motor zu grollen. Ryder löste die Leinen. Monk steuerte vom Dock weg. Zunächst fuhr er ganz langsam, um möglichst wenig Lärm zu machen.
    Lisa setzte sich auf und blickte sich zum Dock um.
    Eine Gestalt löste sich vom Schiff und trat auf die Planken des Tenderdocks. Obwohl ihr Gesicht im Schatten lag, meinte Lisa, die Tätowierungen zu sehen. Rakao. Der Maori-Anführer hatte sich nicht täuschen lassen. Er wusste genau, dass auf einem Schiff die Zahl der Fluchtwege begrenzt war.

    »Beeilung!«, rief Lisa. »Monk, gib Gas!«
    Der Motor stotterte, hustete etwas Wasser aus, dann brüllte er auf.
    Rakao hob den Arm. Lisa musste an seine große Sattelpistole denken.
    »Runter!«, schrie sie. »Die Köpfe einziehen!«
    Mündungsfeuer blitzte auf. Ein Streifschuss traf den Metallrumpf des Bootes. Es beschleunigte rasant und türmte ein hohes Kielwasser auf.
    Rakao feuerte erneut, doch auch ihm musste klar sein, dass es zwecklos war. Er hielt sich bereits ein Funkgerät an den Mund.
    Monk raste vom Kreuzfahrtschiff weg.
    Am Heck des Schiffes tauchte ein zweites Speedboot auf. Vermutlich kehrte es gerade vom Dorf zurück. Plötzlich beschleunigte es und hielt aufs Tenderdock zu.
    Rakao hatte es angefunkt und war bereit, die Verfolgung aufzunehmen.
    Allerdings hatten sie einen ordentlichen Vorsprung.
    Das blieb auch so, bis der Motor auf einmal wieder stotterte und mit einem lauten Knall eine ölige Rauchwolke ausstieß. Das Speedboot erbebte und wurde langsamer. Lisa setzte sich gerade auf und blickte sich um. Sie musterte die Werkzeuge, auf denen sie gelegen hatte, und das verölte Tuch im Heck.
    Das Boot hatte nicht darauf gewartet, Passagiere an Land zu befördern - es sollte repariert werden.
    Der Qualm wurde dichter. Das Grollen ging in ein Stottern über.
    Ryder kletterte fluchend an ihr vorbei und öffnete die Motorklappe.
    Noch mehr Qualm drang heraus.
    »Das Scheißding hat den Geist aufgegeben«, sagte er finster.
    Rakao sprang vom Dock auf das zweite Speedboot. Es schwenkte herum und nahm die Verfolgung auf.
    »Wir haben keine andere Wahl«, sagte Monk, der erfolglos am Steuer kurbelte, während sie in Schleichfahrt dahindümpelten. »Wir müssen ans Ufer schwimmen und das Beste hoffen.«
    Lisa sah zum Strand, dann blickte sie sich zu Rakaos Boot um.

    Es würde verdammt knapp werden.
    Monk holte das Letzte aus dem Motor raus. Vor ihnen ragte der dunkle Urwald auf. Zumindest würden sie sich darin mühelos verstecken können.
    Eine halbe Minute später ging der Motor endgültig aus.
    »Jetzt heißt es schwimmen«, sagte Ryder.
    Bis zum Strand waren es nur noch knapp fünfzig Meter.
    »Wir steigen aus«, pflichtete Monk ihm bei. »Bewegt euren Arsch.«
    Zum zweiten Mal sprangen sie in die Lagune. Lisa streifte die Stiefel ab und folgte den anderen. Rakaos Boot näherte sich mit brüllendem Motor.
    Erst als sie ins Wasser eingetaucht war, fiel ihr wieder ein, dass zuvor etwas gegen sie gestoßen war und sie in Panik versetzt hatte. Im Moment aber machte ihr vor allem Rakao Angst. Als erfahrene Taucherin war Lisa schon häufiger von neugierigen Haien angestupst worden.
    Rakao war ganz eindeutig gefährlicher.
    Sie schwamm Richtung Ufer.
    Als sie sich umsah, bemerkte sie im Wasser seltsame Lichtblitze.
    Smaragdgrün, rubinrot, saphirblau.
    Ein Funkeln wie von einem Unterwasserfeuer.
    Die Leuchterscheinungen teilten das Wasser und hielten auf die Schwimmer zu.
    Auf einmal wusste Lisa, was sie angestoßen hatte und ihnen jetzt nachsetzte: ein Jägerschwarm, der sich mit Lichtblitzen verständigte, dem Morsecode der Räuber.
    »Schwimmt schneller!«, schrie sie.
    Sie kraulte mit aller Kraft.
    Sie würden es nicht schaffen.
     
    Er folgt dem Blutgeruch im Wasser. Die Seitenflossen sind in gleitender, wellenförmiger Bewegung. Muskeln pumpen Wasser durch den Rumpf und stoßen es durch den steifen rückwärtigen Trichter aus, lassen den fast zwei Meter langen Körper nach vorn schießen. Die acht Arme hat er zu einem schlanken, muskulösen Pfeil
aneinandergepresst. Die beiden längsten Tentakel senden an den Enden Lichtblitze aus. An den Seiten zittern lumineszierende Farbstreifen.
    Auf diese Weise leitet er den Schwarm.
    Mit seinen großen, kugelförmigen Augen entschlüsselt er die Botschaften seiner

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