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Der Judas-Code: Roman

Titel: Der Judas-Code: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Rollins , Norbert Stöbe
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spiegelte die Sorge eines Verliebten wider.
    »Ich bin sicher, Lisa geht es gut«, sagte Gray, der wusste, dass Lisa und Painter in letzter Zeit kaum getrennt gewesen waren. »Das heißt, falls sie sich Watte in die Ohren gestopft hat. Mit seinem Geschnarche wäre Monk imstande, das Triebwerk vom Flugzeugflügel zu lösen. Und wo wir gerade von dem Ein-Mann-Blasorchester sprechen; falls Sie was Neues erfahren sollten, geben Sie bitte Kat Bescheid...«
    Painter hob die Hand. »Sie hat heute Abend schon zweimal mein Blackberry angemailt und sich erkundigt, ob es Neuigkeiten gibt.« Er stürzte den Rest Scotch hinunter. »Ich rufe Sie an, sobald ich mehr weiß.«
    »Ich schätze, Monk wird Ihnen mit dem Anruf zuvorkommen, jetzt, wo er zwei Frauen Bericht erstatten muss.«
    Painters Lächeln wirkte ein wenig erschöpft.
    Vor drei Monaten hatten Kat und Monk ein über drei Kilogramm schweres Mädchen aus dem Krankenhaus nach Hause
gebracht, das sie auf den Namen Penelope Anne getauft hatten. Als er zu dem Einsatz eingeteilt wurde, hatte Monk gewitzelt, es sei ihm nur recht, den Windeln und den mitternächtlichen Fütterungen zu entkommen, doch Gray war nicht entgangen, dass es seinem Freund arg zusetzte, seine Frau und seine kleine Tochter allein zu lassen.
    »Danke, dass Sie gekommen sind, Direktor. Bis morgen dann.«
    »Bitte grüßen Sie Ihre Eltern von mir.«
    Gray blickte zu dem Licht hinüber, das aus der an die linke Hausseite angebauten Garage strömte. Dorthin zog sein Vater sich seit einiger Zeit zurück. Das heutige Feuerwerk hatte nicht ausschließlich auf der Straße stattgefunden. In dem Maße, wie seine Alzheimererkrankung voranschritt, fiel es seinem Vater immer schwerer, sich unter Menschen zu bewegen und sich ihre Namen zu merken. Ständig wiederholte er seine Fragen. Sein Frust hatte zu einem Streit zwischen Vater und Sohn geführt. Anschließend war Grays Vater in seine Werkstatt gestapft.
    Immer häufiger verkroch er sich dort. Gray vermutete, dass er sich weniger vor der Welt versteckte, als sich vielmehr sammelte, um in der Abgeschiedenheit einen Rest seiner Fähigkeiten zu bewahren und Trost zu finden in den abgehobelten Spänen und dem fachkundigen Gebrauch eines Schraubenziehers. Allerdings war die wachsende Angst im Blick seines Vaters trotz seiner meditativen Weltabgewandtheit nicht zu übersehen.
    »Ich werd’s ihnen ausrichten«, brummte Gray.
    Bald darauf verabschiedeten sich auch die übrigen Nachtschwärmer. Jemand ging ins Haus, um seiner Mutter auf Wiedersehen zu sagen, während Gray die restlichen Gäste verabschiedete. Nun hatte er die Veranda für sich allein.
    »Gray!«, rief seine Mutter von drinnen. »Der Müll!«
    Seufzend bückte er sich und sammelte die leeren Flaschen, Büchsen und Plastikbecher ein. Er würde seiner Mutter noch beim Aufräumen helfen und dann mit dem Fahrrad das kurze Stück zu seiner Wohnung fahren. Als die Fliegentür hinter ihm zufiel, knipste er das Verandalicht aus und ging in die Küche. Der Geschirrspüler summte, in der Spüle klapperten Pfannen.
    »Mom, lass mich das machen«, sagte er. »Ruh dich aus.«

    Seine Mutter wandte sich von der Spüle ab. Sie war mit Baumwollhose und weißer Seidenbluse bekleidet und hatte sich eine karierte Schürze umgebunden. Die Erschöpfung nach dem anstrengenden Abend war ihr anzusehen, und auf einmal wurde ihm das fortschreitende Alter seiner Mutter bewusst. Wer war die grauhaarige alte Frau in der Küche seiner Mutter?
    Sie warf mit einem feuchten Geschirrtuch nach ihm und unterbrach damit seinen Gedankengang.
    »Räum einfach den Müll weg. Ich bin schon so gut wie fertig. Und sag deinem Vater, er soll reinkommen. Die Edelmanns mögen es nicht, wenn er nachts arbeitet. Übrigens hab ich den Rest vom gegrillten Hühnerfleisch eingepackt. Wärst du so nett, das in den Kühlschrank in der Werkstatt zu tun?«
    »Da muss ich zweimal gehen.« In der einen Hand hielt er zwei Mülltüten, die leeren Flaschen hatte er sich unter den anderen Arm geklemmt. »Bin gleich wieder da.«
    Mit der Hüfte stieß er die Hintertür auf und trat auf den dunklen Hof hinaus. Vorsichtig stieg er die zwei Treppenstufen hinunter und ging zur Werkstatt hinüber, an deren Wand die Mülleimer aufgereiht waren. Er ertappte sich dabei, dass er leise auftrat und sich bemühte, das Klirren der Flaschen zu unterbinden. Ein Rasensprenger verriet ihn.
    Als er stolperte und sich an der Glastonne abfing, schepperte es vernehmlich. Der Scotchterrier der

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