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Der Judas-Code: Roman

Titel: Der Judas-Code: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Rollins , Norbert Stöbe
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Gesichter lugten. Ein paar Kinder staunten die Fremden großäugig an. Eines hielt ein geschecktes Ferkel in den Armen.
    Auf irgendein Zeichen hin verstummten die Trommeln unvermittelt. Der letzte Ton hallte noch eine Weile nach. Die Stille war furchterregend.
    Plötzlich ertönte ein lauter Schrei.
    »Monk!«

    Verdutzt wandte er den Kopf.
    Eine magere Gestalt presste sich an die Bambusstäbe eines Käfigs. Bekleidet war sie mit einem zerrissenen Hemd und verdreckten, ehemals weißen Shorts.
    »Jessie?«
    Der junge Krankenpfleger war also noch am Leben!
    Ehe sie ihr tränenreiches Wiedersehen fortsetzen konnten, trat ein hoch gewachsener Mann vor, was nach den Maßstäben des Stammes bedeutete, dass er etwa eins fünfzig groß war. Der alte Graubart sah aus, als hätte ihm jemand einen zu großen Hautanzug angedreht. Er war ebenfalls mit Öl und Asche beschmiert. Seine Genitalien wurden von einem krummen Flaschenkürbis geschützt, und er trug einen Kopfschmuck aus purpurroten Federn, was aussah, als sträubten sich ihm die Haare. Ansonsten war er nackt.
    Das war offenbar der Stammeshäuptling.
    Es war an der Zeit, zu diesem Festmahl zu tanzen - oder vielmehr zu tanzen, um nicht selbst zum Festmahl zu werden.
    Monk hob den Arm und zeigte auf den Häuptling. » Bugla-buglarah !« , sagte er feierlich, dann spannte er den Unterarm an und löste mit der anderen Hand am Gelenk die Arretierung.
    Als die elektromagnetischen Verbindungen unterbrochen wurden, fiel die Handprothese in den Matsch.
    Die Menge staunte.
    Der Häuptling wich zurück und wäre beinahe ins Feuer gestürzt.
    Monk senkte den Arm und blickte auf den Armstumpf nieder.
    Die Prothese wirkte nicht nur äußerst lebensecht, sondern war auch ein Wunderwerk modernster Biotechnik, ausgestattet mit künstlichen Nervenleitern, die über Titankontakte am Handgelenk gesteuert wurden. Außerdem verfügte sie über eine raffinierte Mechanik und Antriebselemente, die ein sensorisches Feedback lieferten und Bewegungen mit chirurgischer Präzision ermöglichten.
    Doch auch das war nur die halbe Wahrheit.
    Monks Armstummel war von einer polysynthetischen Manschette umschlossen, die am Ende des Handgelenks befestigt und mit den Nervenleitern und Muskelfasern verbunden war. Eigentlich
war dies die zweite Hälfte der Prothese. Die Hand war sozusagen der Muskel, die Manschette aber das Gehirn.
    Mit der gesunden Hand betätigte er die Titankontakte der Manschette. Bisweilen führte er den Trick auf Partys vor. Warum sollte es heute anders sein?
    Manschette und Prothese waren per Digitalfunk miteinander verbunden.
    Als Monk eine bestimmte Sequenz eintippte, richtete sich die Prothese auf die Finger auf und begann, wie eine fünfbeinige Spinne zu tanzen.
    Diesmal trat der Kannibalenhäuptling ins Feuer, verbrannte sich das Hinterteil und brachte sich mit einem Aufschrei in Sicherheit.
    Monk schickte ihm die Hand hinterher.
    Inzwischen hatte sich der Ring der Kannibalen beträchtlich geweitet.
    Ryder hatte Susan unterdessen in den Schatten an der Felswand gezogen und Monk die Bühne überlassen.
    »So, jetzt habe ich eure Aufmerksamkeit!«, rief Monk.
    Er näherte sich dem Feuer.
    Da er annahm, dass hier niemand Englisch verstand, schlug er einen gewichtigen Tonfall an und klopfte sich machtvoll auf die Brust. Gleichwohl genügte es nicht, den abergläubischen Eingeborenen Angst zu machen. Er musste sie auf seine Seite ziehen. Der Moment für einen amerikanischen Inselputsch war gekommen.
    Monk drehte sich auf dem Absatz um und zeigte auf Susan.
    Daraufhin nahm sie das Hemd ab, das sie sich von Monk geborgt und um den Kopf gewickelt hatte. Ryder streifte ihr das Nachthemd von den Schultern und ließ es herabfallen. Dann hob Susan die Arme und stand barbrüstig da wie die Eingeborenenfrauen.
    Allerdings leuchtete sie in der Dunkelheit.
    Die Eingeborenen tuschelten aufgeregt.
    Auch Monk musterte Susan erstaunt. Sie leuchtete noch heller als zu Anfang. Erheblich heller. Ihre Haut wirkte nahezu durchscheinend, und das Licht kam von innen.

    Ryder forderte Monk mit einer Handbewegung zum Weitermachen auf.
    Monk fasste sich wieder. Er trat auf Susan zu, fiel auf die Knie und rief das einzige ihm bekannte Wort der Kannibalensprache, das ihm ein zahnloser Pirat beigebracht hatte.
    » RANGDA !« , brüllte Monk den Namen der Inselgöttin heraus, der Herrin der Dämonen.
    Die leuchteten, genau wie Susan.
    Er neigte den Kopf.
    »Heil der Hexenkönigin!«
01:04
    Devesh trat mit

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