Der Judas-Code: Roman
Auswertung übermittelt. Ich möchte, dass ihr die Ergebnisse unseres Toxikologen Dr. Barnhardt überprüft.«
»Ich werde mich drum kümmern. Aber weshalb ist das so dringend?« Er spürte ihre Anspannung durchs Telefon hindurch.
»Die Lage stellt sich hier anders dar, als die ersten Informationen vermuten ließen.«
»Ich weiß. Von den Folgen der Giftwolke, die über die Insel gewandert ist, habe ich schon gehört.«
»Nein - ja, das war gewiss schrecklich, aber hier braut sich noch etwas Schlimmeres zusammen. Bei den Folgeinfektionen sind eigenartige genetische Anomalien aufgetreten. Verstörende Untersuchungsergebnisse. Ich hab mir gedacht, es wäre am besten, wenn wir uns so früh wie möglich mit den Sigma-Forschern abstimmen und die Kugel ins Rollen bringen, auch wenn Dr. Barnhardt noch mit den Voruntersuchungen beschäftigt ist.«
»Unterstützt Monk den Toxikologen?«
»Er ist noch vor Ort und sammelt Proben. Wir warten schon sehnsüchtig darauf.«
»Ich werde Jennings von der Forschungsabteilung sagen, dass er sein Team auf Trab bringen soll. Ich lasse ihn gleich anrufen und bitten, dass er die Arbeiten koordiniert.«
»Prima. Danke.«
All seine Entschlossenheit vermochte Painters Besorgnis nicht zu beschwichtigen. Seit Einsatzbeginn bemühte er sich nach Kräften, seiner Verantwortung gerecht zu werden und die notwendige professionelle Distanz zu wahren, doch bei Lisa war das unmöglich. Er räusperte sich. »Wie geht es eigentlich dir ?«
Ein belustigtes Schnauben kam aus dem Hörer; es klang vertraut,
aber auch müde. »Mir geht’s gut. Aber wenn das hier vorbei ist, möchte ich vielleicht eine richtige Kreuzfahrt machen.«
»Ich hab dich gewarnt. Es zahlt sich nicht aus, wenn man sich freiwillig meldet. Ich möchte einen Beitrag leisten, mich nützlich machen« , äffte er sie mit dem Anflug eines Lächelns nach. »Jetzt siehst du, was du dir damit eingebrockt hast. Einen Fahrschein vom Vergnügungsdampfer zur Hölle.«
Lisa lachte halbherzig, dann wurde sie wieder ernst und fuhr stockend fort: »Painter, vielleicht war es ein Fehler... hierherzukommen. Ich weiß, ich bin kein offizielles Mitglied von Sigma. Es könnte sein, dass mir das alles über den Kopf wächst.«
»Wenn ich der Ansicht gewesen wäre, dass es ein Fehler ist, hätte ich dir die Aufgabe nicht anvertraut. Mir wäre sogar jede Ausrede recht gewesen, um dich davon abzuhalten. Aber als Direktor war es meine Pflicht, im Auftrag von Sigma die zur Beilegung dieser medizinischen Krise am besten geeigneten Leute zu schicken. Du mit deiner Medizinerausbildung, deinem Doktor in Physiologie und deiner praktischen Erfahrung... du warst genau richtig.«
Es entstand ein längeres Schweigen. Painter glaubte schon, die Leitung sei unterbrochen.
»Danke«, flüsterte Lisa schließlich.
»Also lass mich nicht hängen. Ich habe einen Ruf zu verlieren.«
Sie schnaubte erneut; diesmal klang ihre Belustigung schon aufrichtiger. »An deiner Art, einen aufzumuntern, solltest du noch arbeiten.«
»Wie wär’s dann damit: Sei vorsichtig, pass auf dich auf, und komm so schnell wie möglich zurück.«
»Schon besser.«
»Dann bleibt mir nichts anderes übrig, als aufs Ganze zu gehen.« Mit fester Stimme sagte er: »Du fehlst mir. Ich liebe dich. Ich möchte dich in den Armen halten.«
Sie fehlte ihm so sehr, dass es ihm körperlich wehtat.
»Geht doch«, sagte sie. »Mit ein wenig Übung wird noch ein richtig guter Motivator aus dir.«
»Ich weiß«, sagte er. »Bei Monk hat das Sprüchlein auch funktioniert.«
Ihr Lachen kam von Herzen. Es half ihr, ihre Sorgen für einen Moment zu vergessen. Sie würde es schaffen. Er vertraute ihr. Monk würde schon dafür sorgen, dass ihr nichts passierte. Das hieß, wenn Monk sich wieder blicken ließ...
Ehe Painter noch etwas sagen konnte, erschien sein Sekretär in der Tür und klopfte leise an. Painter nickte ihm zu.
»Entschuldigen Sie die Störung, Direktor. Aber es gibt noch einen anderen Anrufer. Auf Ihrer Privatleitung. Aus Rom. Monsignor Verona. Es scheint dringend zu sein.«
Painter runzelte die Stirn. »Lisa...«, sagte er ins Telefon.
»Ich hab’s gehört. Du hast zu tun. Sobald Monk zurück ist, reden wir mit Jennings. Kümmere dich ruhig um deine Arbeit.«
»Pass auf dich auf.«
»Mach ich«, sagte sie. »Und ich liebe dich auch.«
Es knackte in der Leitung.
Painter atmete tief durch, dann drehte er sich um, drückte die nächste Taste und nahm den Anruf auf der
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