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Der Judas-Code: Roman

Titel: Der Judas-Code: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Rollins , Norbert Stöbe
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darüber, wie man die bewusstlose Seichan am besten transportieren solle. Der Bauchverband war mit Blut durchtränkt.
    »Sie muss dringend medizinisch versorgt werden.«
    »Die Leute müssten jeden Moment eintreffen.«
    Das Motorengeräusch eines schweren Wagens war zu hören. Gray drehte sich um. Ein großer schwarzer Van näherte sich dem Haus.
    »Ich glaube, sie sind da«, sagte er mit einem Seufzer der Erleichterung.
    Der Van fuhr an den Bordstein und kam unmittelbar vor der Einfahrt zum Stehen. Gray gefiel es nicht, dass ihr Wagen blockiert wurde, doch er kannte den Van. Das war das Unfallteam von Sigma. Die getarnte Ambulanz war dem Begleitwagen des Präsidenten ganz ähnlich und mit allen möglichen Apparaten vollgestopft.
    »Melden Sie sich, sobald Sie mehr wissen«, sagte Painter, der den Van anscheinend ebenfalls gesehen hatte.
    Die Wagentüren öffneten sich. Drei Männer und eine Frau, alle mit OP-Kitteln und weiten schwarzen Bomberjacken bekleidet, stiegen gleichzeitig aus. Zwei der Männer luden eine Trage aus, deren Fahrgestell von selbst nach unten klappte. Sie folgten dem dritten Mann und der Frau, die Gray entgegengingen. Der Mann reichte ihm die Hand.
    »Dr. Amen Nasser«, sagte er.
    Gray schüttelte ihm die Hand, die sich kühl und trocken anfühlte. Der Arzt wirkte gelassen und beherrscht. Obwohl er höchstens dreißig war, strahlte er Autorität aus. Sein Gesicht glich poliertem Mahagoni, während die Frau honigfarbene Haut hatte.

    Gray musterte sie eingehend.
    Offenbar bemühte sie sich, ihre asiatische Herkunft herunterzuspielen. Ihr Haar war kurz geschoren und wasserstoffblond getönt. An den Handgelenken hatte sie verschlungene Tätowierungen, die irgendwie keltisch wirkten. Obwohl Gray für solchen Körperschmuck eigentlich nichts übrig hatte, vermochte er sich der verführerischen Ausstrahlung der Asiatin nicht ganz zu entziehen. Vielleicht lag es an ihren smaragdgrünen Augen, die keines zusätzlichen Schmucks bedurften. Oder aber an ihren katzenhaften, kraftvollen, geschmeidigen Bewegungen. Wie die meisten Beschäftigten von Sigma hatte sie offenbar eine militärische Ausbildung genossen.
    Die Frau nickte Gray zu, ohne sich vorzustellen.
    »Ich bin bereits im Bilde«, sagte der Einsatzleiter. Seine Aussprache war präzise, der leichte Akzent aber nicht zu überhören. »Ich bitte Sie, uns jetzt in Ruhe arbeiten zu lassen. Wir werden die Patientin im Van chirurgisch versorgen. Anni wird Ihnen in Kürze Bericht erstatten.«
    Die anderen beiden Männer eilten mit der Trage vorbei. Der Arzt schloss sich ihnen an, während Anni, das eine Bein vorgestellt, bei Gray blieb.
    Als Gray Platz machte, begann das Handy in seiner Tasche zu vibrieren. Der Einsatzleiter sagte etwas Unverständliches. Auf einmal wurde Gray sich über die Herkunft des Akzents klar.
    Dr. Amen Nasser.
    Er war Ägypter.
01:08
    Painter stand vor dem Wandmonitor hinter dem Schreibtisch. Die Plasmabildschirme an den beiden Raumseiten gaben die Livebilder der Überwachungskameras im ersten und zweiten Stock der konspirativen Wohnung wieder. Der Monitor hinter dem Schreibtisch war auf die Außenkamera geschaltet.
    »Geh endlich ran!«, schrie er den Bildschirm an.
    Die Kameras wurden eine Etage tiefer gesteuert. Painter hatte keine Möglichkeit, den Blickwinkel zu verändern. Am Bildschirmrand
hatte er beobachtet, wie der Van gehalten hatte, doch die Gesichter der beiden Männer waren eben erst ins Bild gekommen.
    Beide arbeiteten nicht für Sigma.
    Painter kannte alle Beschäftigten.
    Der Van mochte zu Sigma gehören, nicht aber das Einsatzteam.
    Eine Falle.
    Auf dem Monitor klappte Gray das Handy auf und hob es ans Ohr. »Direktor Crowe...?«
    Bevor Painter sich melden konnte, schoss ein schmaler Fuß durchs Bild und schmetterte Gray das Handy gegen den Kopf. Während es in der Leitung knackte, ging Gray zu Boden.
    »Gray...«
    Das Bild ruckelte - dann wurde der Monitor schwarz.
01:09
    Der erste Schuss traf die Kamera.
    Mit dröhnendem Schädel vernahm Gray den gedämpften Knall und das Splittern von Glas und Plastik.
    »He, was soll das?«, rief sein Vater, als die Kameratrümmer auf ihn herabregneten. Er saß noch immer neben Seichan auf dem Rücksitz.
    Kowalski, der Wachposten, stand auf der anderen Seite des Wagens. Er erstarrte wie ein Hirsch im Scheinwerferlicht, ein graubärtiger Zweihundertpfundhirsch. Die Pistole, die man ihm an den Hals hielt, war ein zu starkes Argument.
    Die Sanitäter hatten die Trage in die

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