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Der Judas-Code: Roman

Titel: Der Judas-Code: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Rollins , Norbert Stöbe
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abschließend. »Und jetzt fahr endlich los, bevor der Verband durchgeblutet ist und mir die Frau die neuen Ledersitze ruiniert.«

    Seichan stöhnte und bewegte sich unruhig. Sie nestelte am Verband. Sein Vater schob ihre Hand weg. Er hielt sie fest, um sie zu beruhigen und daran zu hindern, dass sie sich wehtat.
    »Fahr schon«, sagte sein Vater.
    Die raue Zärtlichkeit, die aus seinen Worten sprach, veranlasste Gray nachzugeben.
    Er setzte sich hinters Lenkrad. »Schnallt euch an«, sagte er, denn je eher sie Seichan in Sicherheit brachten, desto besser für sie alle. Mit den Folgen würde er sich später befassen.
    Als er den Motor anließ, bemerkte er, dass seine Mutter ihn forschend musterte. »Wir sind nicht blöd, Gray«, meinte sie kryptisch, dann sah sie weg.
    Er runzelte irritiert die Stirn, schob den Automatikhebel in Fahrstellung und schoss die Einfahrt hinunter. Auf der Straße wendete er scharf.
    »Vorsicht!«, rief sein Vater. »Das sind neue Kelsey-Radnaben! Wenn die eine Schramme abbekommen...«
    Gray raste los. Er bog mehrfach scharf ab, wobei er darauf achtete, dass die Naben nicht am Bordstein schrammten. Der V8-Motor brummte wie ein Tier. Unwillkürlich empfand er Respekt vor den handwerklichen Fertigkeiten seines Vaters.
    Als er nicht zum Krankenhaus fuhr, sondern die entgegengesetzte Richtung einschlug, schwieg seine Mutter und rutschte etwas tiefer in den Sitz. In der konspirativen Wohnung würde ihm schon eine Erklärung für seine Eltern einfallen.
    Während Gray durch die mitternächtliche Stadt raste, explodierten immer noch vereinzelte Feuerwerkskörper. Der Feiertag war vorbei, doch Gray fürchtete, dass das eigentliche Feuerwerk erst noch bevorstand.

00:55
Washington, D. C.
    Das war’s dann wohl mit dem Feiertag...
    Direktor Painter Crowe näherte sich seinem Büro. Die Nachtschicht der Einsatzzentrale wurde derzeit verstärkt. Er hatte Alarm ausgelöst und bereits zwei Telefongespräche mit dem Heimatschutzministerium
geführt. Es kam schließlich nicht alle Tage vor, dass einem ein international gesuchter Terrorist in den Schoß fiel. Oder gar ein Mitglied des geheimen Netzwerks, das als die Gilde bekannt war.
    Die Gilde spürte neue Technologien des militärischen, biologischen, chemischen und nuklearen Bereichs auf und stahl sie, wobei sie häufig mit Sigma aneinandergeriet. In der gegenwärtigen Weltlage war Wissen wahre Macht - mächtiger als Öl oder irgendwelche Waffen. Die Gilde aber verkaufte ihre Entdeckungen an den Meistbietenden; zu ihren Kunden gehörten unter anderem Al Qaida und die Hisbollah, die japanische Aum-Sekte und der peruanische Leuchtende Pfad. Die Gilde war in über die ganze Welt verstreuten voneinander unabhängigen Zellen organisiert und hatte Maulwürfe in Regierungen, Geheimdienste, bedeutende Think Tanks und sogar internationale Forschungseinrichtungen eingeschleust.
    Einmal war ihr das sogar bei der DARPA gelungen.
    Der Stachel des Verrats saß bei Painter immer noch tief.
    Jetzt aber befand sich ein bedeutendes Gildenmitglied in ihrer Gewalt.
    Als Painter das Vorzimmer seines Büros betrat, drückte Brant Millford, sein Sekretär und Assistent, sich vom Schreibtisch ab. Er saß im Rollstuhl, seit er bei einem Autobombenattentat auf einen bosnischen Militärposten von einem Splitter am Rückgrat verletzt worden war.
    »Sir, Dr. Cummings ist am Satellitentelefon.«
    Painter blieb überrascht stehen. Von Lisa hatte er so bald keine Meldung erwartet. Seine Besorgnis wuchs.
    »Ich nehme das Gespräch in meinem Büro entgegen. Danke, Brant.«
    Painter trat durch die Tür. Neben und hinter dem Schreibtisch hingen drei Plasmabildschirme an den Wänden. Im Moment waren sie noch dunkel, doch schon bald würden sie von einlaufenden Meldungen überquellen. Painter langte über den Schreibtisch und drückte die blinkende Taste des Telefons.
    Lisa hätte eigentlich erst dann, wenn es auf den indonesischen Inseln dunkel wurde, Bericht erstatten sollen. Dann hätte Painter auch Gelegenheit gehabt, ihr eine gute Nacht zu wünschen.

    »Lisa?«
    »Ach, ist das schön, deine Stimme zu hören, Painter. Ich weiß, du bist beschäftigt. Brant hat eine Krise erwähnt- das war aber auch schon alles.«
    »Mach dir keine Sorgen. Das ist weniger eine Krise, als vielmehr eine gute Gelegenheit.« Er lehnte sich mit der Hüfte gegen den Schreibtisch. »Warum meldest du dich so früh?«
    »Hier stimmt was nicht. Ich habe bereits eine große Menge labortechnischer Daten zur

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