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Der Judas-Code: Roman

Titel: Der Judas-Code: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Rollins , Norbert Stöbe
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und andere toxische Bakterien haben Mikrobiologen auf das Vorhandensein eines alten Virenstamms geschlossen. Eines Stamms, von dem Anthrax und andere Krankheitserreger abstammen. Die Wissenschaftler haben sogar eine Bezeichnung für diesen alten Virenstamm geprägt, der Freund in Feind verwandelt: Judas-Stamm.«
    Henri hatte anscheinend das Funkeln in Deveshs Augen bemerkt. Er straffte sich. »Eine innere Stimme sagt mir, dass Sie den Auslöser der Epidemie isoliert haben. Dieses Judas-Virus. Sonst wären Sie nicht hier.«
    »Ja, wir glauben, das ist uns gelungen.«
    Devesh drückte zwei Tasten. Das Bakterium auf dem Bildschirm machte einem rotierenden Gebilde Platz. Es handelte sich um eine elektronenmikroskopische Aufnahme in Silbertönen. Der dargestellte Organismus wirkte eher mechanisch als biologisch. Er hatte Ähnlichkeit mit einer Mondlandefähre. Die Hülle war geometrisch geformt, ein aus zwanzig Dreiecksflächen bestehender Ikosaeder. Von den Ecken der Teilflächen gingen Tentakel aus, an deren Enden zum Festhalten und Durchstoßen geeignete Dornen saßen.
    Während ihres Medizinstudiums hatte Lisa viele solche Bilder gesehen.
    Ein Virus.

    »Das haben wir in einer Probe der Cyanobakterien aus dem Meer entdeckt. Das Virus hat die harmlosen, phosphoreszierenden Meeresbakterien in fleischfressende, giftproduzierende Killer verwandelt. Der Wind hat den Giftstoff über die ganze Insel verteilt, wo er begonnen hat, die Inselbakterien in Monster zu verwandeln.«
    »Und bei den Patienten erleben wir, wie sich der Prozess fortsetzt«, bemerkte Henri. »Der Körper wendet sich gegen sich selbst.«
    Devesh tippte auf den Monitor. »Der ultimative Verräter des Lebens. Dieser Organismus besitzt die Fähigkeit, sich in der Biosphäre zu verbreiten und sämtliche Bakterien in tödliche, lebensvernichtende Organismen zu verwandeln. Das ist die Neutronenbombe der Natur, eine Virenexplosion mit dem Potenzial, alle höheren Lebensformen auszulöschen. Zurück bliebe nurmehr ein giftiger, tödlicher Bakterienschleim. Auf der windzugewandten Seite der Insel haben wir einen Vorgeschmack darauf bekommen, wie die Welt in Zukunft aussehen könnte.«
    »Und falls sich das Virus ausbreiten sollte...« Henri war blass geworden. »Wir wissen nicht, wie wir es aufhalten sollen.«
    Devesh erhob sich und nahm den Spazierstock in die Hand. »Mag sein. Aber wir haben gerade erst angefangen, den Organismus zu analysieren. Die gute Nachricht ist, dass das Virus kurzlebig zu sein scheint und keine menschlichen Körperzellen infiziert, sondern ausschließlich Bakterien. Das Virus stellt also keine unmittelbare Gefahr für uns dar. Es befällt die Bakterienzellen, vervielfältigt sich darin und lässt das toxische Plasmid darin zurück. Außerhalb der Zelle ist das neue Virus unbeständig. Es lässt sich mit ganz gewöhnlichen Desinfektionsmitteln abtöten und kann somit bei entsprechender Hygiene eingedämmt werden.«
    Lisa dachte an die Arbeitsteams, die Desinfektionsmittel versprüht hatten. Sie sterilisierten das Schiff.
    »Bedauerlicherweise lässt das Virus Killerbakterien zurück, die sich teilen und vervielfältigen, jedes einzelne ein neues Monster, das in die Welt der Mikroben entlassen wird und die Biosphäre auf Dauer mit bislang unbekannten Lebensformen kontaminiert.«
    Henri fasste sich an die Stirn. »Wenn die Viren sich in der
Biosphäre ausbreiten... Wir sprechen hier von zahllosen neuen Krankheiten, die gleichzeitig ausbrechen können. Von einer Seuche, die ihr Erscheinungsbild schneller ändert, als wir reagieren können. Etwas Vergleichbares hat es noch nie gegeben.«
    »Das weiß ich nicht«, erwiderte Devesh kryptisch.
    Henri sah ihn fragend an.
    »Meine Auftraggeber und ich glauben, dass dies nicht der erste Ausbruch des Judas-Virus ist. Historische Berichte deuten auf einen ähnlichen Ausbruch hin. Vor fast tausend Jahren.« Er senkte die Stimme zu einem verschwörerischen Flüstern. »Die Berichte enthalten einige seltsame und verstörende Hinweise.«
    »Auf welche Berichte beziehen Sie sich?«, fragte Lisa.
    Devesh winkte ab. »Das tut nichts zur Sache. Um diese Fragen kümmern sich andere Leute, welche die historische Fährte verfolgen. Wir müssen uns auf unsere Aufgaben konzentrieren. Hier geht es nicht um die Vergangenheit, sondern um die Gegenwart. Meine Auftraggeber haben die Evakuierung der Insel in Szene gesetzt und veranlasst, dass Mr. Blunts Schiff hierhergebracht wurde. Wir mussten die Infizierten an einem

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