Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Judas-Code: Roman

Titel: Der Judas-Code: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Rollins , Norbert Stöbe
Vom Netzwerk:
getreten war, hatte Lisa ihren Namen aufgeschnappt. Surina. Der Arzt hatte sie beim Hinausgehen flüchtig auf die Wange geküsst, ohne
dass sie eine erkennbare Reaktion gezeigt hätte. Offenbar war sie Inderin, denn sie trug einen langen Seidensari in gedeckten Orange- und Rosatönen, über den sie ihren langen schwarzen Zopf drapiert hatte. Ihr offenes Haar hätte sicherlich bis auf den Boden gereicht. Zum Zeichen ihrer Herkunft trug sie einen roten Punkt auf der Stirn, den traditionellen Bindi. Allerdings war ihre Haut, die poliertem Teakholz glich, erheblich heller als die Devesh Patanjalis, was darauf hindeutete, dass in ihrem Stammbaum auch Europäer vertreten waren.
    Ob sie Deveshs Schwester war oder lediglich seine Begleiterin, vermochte Lisa nicht zu sagen. Ihr Schweigen aber wirkte bedrohlich, was teilweise auch von ihrem kalten Blick herrührte. Ihr linker Arm war von einem so engen Handschuh umschlossen, dass schwer zu erkennen war, ob er aus Leder oder Gummi war. Es sah so aus, als hätte sie den ganzen Arm in schwarze Tinte getaucht.
    Mit vor der Brust verschränkten Armen blickte Lisa zur zurückweichenden Weihnachtsinsel hinüber. In der kurzen Zeit, die sie Fahrt machten, war die Insel zu einer dunstigen grünen Silhouette geschrumpft, von der eine schwarze Rauchfahne in den Himmel stieg. Aber wer hätte dieses Rauchzeichen sehen sollen? Painter würde bestimmt Verdacht schöpfen, wenn weder sie noch Monk sich meldeten. Einstweilen setzte sie ihre ganze Hoffnung auf seine Paranoia.
    Das war zum Glück eine sichere Wette.
    Der Passat meldete sich mit einer Bö. Möwen segelten im Wind. Wenn sie doch nur wegfliegen könnte wie sie...
    Ein lauter Ruf lenkte ihre Aufmerksamkeit auf den Helikopter.
    Zwei Männer in Chirurgenkitteln zogen eine Trage aus dem Frachtraum. Die Räder klappten herunter und rasteten ein. Devesh ging hinüber und sah nach dem festgeschnallten Patienten. Verschiedene Überwachungsgeräte waren um den Patienten herum auf der Trage verteilt. Den Konturen, die sich unter der Decke abzeichneten, nach zu schließen handelte es sich um eine Frau. Das Beatmungsgerät und ein Gewirr von Schläuchen und Leitungen verdeckten ihr Gesicht.
    Devesh zeigte mit dem Stock, worauf die beiden Männer die Trage mitsamt den Geräten zum Aufzug schoben.

    Devesh kam zu den Gefangenen zurück.
    »In einer Stunde sind die Labors und Behandlungszimmer fertig eingerichtet. Zum Glück waren Dr. Cummings und ihr Kollege so freundlich, Geräte mitzubringen, die mir nicht zugänglich sind. Wer hätte auch ahnen können, dass Ihre Forschungsabteilung ein transportables Elektronenmikroskop herschaffen würde? Und noch dazu ein Elektrophoresegerät und einen Protein-Sequenzierer? Wirklich ein glücklicher Zufall, dass uns das alles in den Schoß gefallen ist.« Er klopfte mit dem Spazierstock auf den Boden und fuhr fort: »Kommen Sie. Ich möchte Ihnen das wahre Gesicht der Bedrohung zeigen, mit der wir es hier zu tun haben.«
    Lisa folgte ihm zusammen mit den anderen Wissenschaftlern. In diesem Moment waren die Gewehre, die auf sie zielten, völlig unnötig. Hier gab es Rätsel zuhauf, und sie wollte endlich Antworten haben, irgendeine Erklärung für den Überfall und Deveshs rätselhafte Bemerkung.
    Meine Liebe, wir müssen gemeinsam die Welt retten.
    Sie stiegen drei Decks nach unten. Unterwegs sah Lisa Leute in Schutzanzügen, welche die unteren Korridore mit beißendem Desinfektionsmittel reinigten.
    Devesh wandte sich Richtung Bug. Der Gang mündete auf einen kreisförmigen Raum, von dem die teureren Kabinen abgingen. In einer der großen Suiten hatte Monk sein Labor eingerichtet. Devesh hatte anscheinend die übrigen Kabinen in Beschlag genommen.
    Er trat unter einem Isoliervorhang hindurch und geleitete sie in das betriebsame Zentrallabor. »Hier wären wir«, sagte er.
    Etwa zwanzig Männer öffneten Transportkisten, rissen Packstroh und Styroporflocken heraus und befreiten die Geräte von ihren Plastikhüllen. Ein Mann packte Petrischalen aus, in denen Bakterienkulturen gezüchtet wurden. Die Tür zu Monks Labor stand offen. Ein Mann mit Clipboard war damit beschäftigt, die Sigma-Ausrüstung zu inventarisieren.
    Devesh führte sie in die angrenzende Kabine. Mit einer Schlüsselkarte entriegelte er die Tür und drückte sie auf.
    Dann drehte er sich um und sprach den tätowierten Anführer der Söldnertruppe an. »Rakao, bitte veranlassen Sie, dass Dr. Miller
in die bakteriologische Suite gebracht

Weitere Kostenlose Bücher