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Der Judas-Code: Roman

Titel: Der Judas-Code: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Rollins , Norbert Stöbe
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irgendwas?«
    »Nein...«
    Er bemerkte ihr Zögern. »Lisa? Was hast du?«
    »Nichts.« Auf einmal klang sie gereizt. »Ich bin einfach nur müde. Du weißt doch, wie ich mich manchmal fühle, wenn ich meine Tage habe.«
    Brant, sein Sekretär, kam mit einem Stoß Faxe in der Hand ins Büro gerollt. Crowe fiel der Briefkopf ins Auge. Washington
Police Department. Offenbar der neueste Bericht über den Stand der Nachforschungen in den umliegenden Krankenhäusern. Während er die Papiere von Brant entgegennahm und die erste Zeile las, sagte er: »Dann leg dich hin. Pass auf dich auf, und vergiss nicht, dich mit Sonnencreme einzureiben. Sonst sehe ich demnächst neben deinem Inselsonnenbrand noch aus wie ein Gespenst.«
    »Mach ich.« Lisas Stimme war kaum noch zu verstehen. Die Satellitenverbindung war schlecht. Trotzdem hörte er die Enttäuschung aus ihrer Stimme heraus. Er vermisste sie ebenfalls.
    »Bis bald«, sagte er. »Wir sprechen uns in zwölf Stunden wieder. Und jetzt leg dich schlafen.«
    Die Verbindung brach ab. Er nahm den Ohrhörer heraus und legte ihn auf den Schreibtisch. Anschließend breitete er die Berichte nach ihrer Gewichtung aus. Er würde sie durchlesen und Jennings dann Entwarnung geben.
    Zumindest eine Krise war beigelegt.
06:13
Auf hoher See
    Lisa senkte den Telefonhörer. Sie hatte heftiges Herzklopfen. Die Leitung war auf ein Zeichen Devesh Patanjalis hin unterbrochen worden. Er stand im Eingang des mit modernsten Geräten ausgestatteten Funkraums und hatte beide Hände auf den Spazierstock gestützt.
    Er schüttelte enttäuscht den Kopf.
    Lisa hatte ein flaues Gefühl im Magen. Hatte er etwas gemerkt? Sie erhob sich von ihrem Platz an der Seite des Funkers. Einer der Wachposten packte sie beim Ellbogen.
    »Sie brauchten sich nur an das Skript zu halten, Dr. Cummings«, sagte Devesh vorwurfsvoll. »Das war eine einfache Bitte, und auf die Folgen, die ein Zuwiderhandeln haben könnte, habe ich Sie klar und deutlich hingewiesen.«
    Lisa wurde von Panik erfasst. »Ich... ich habe mich an Ihr Skript gehalten. Ich habe nichts Ungewöhnliches gesagt. Painter glaubt, es sei alles in Ordnung. Wie Sie es gewollt haben.«

    »Ja, zum Glück. Aber glauben Sie ja nicht, Ihr Versuch, ihm eine versteckte Botschaft zukommen zu lassen, wäre mir entgangen.«
    Ach Gott... Sie hatte es einfach mal darauf ankommen lassen. Sie hätte nicht geglaubt, dass er Verdacht schöpfen würde. »Ich verstehe nicht, was Sie...«
    »>Du weißt doch, wie ich mich manchmal fühle, wenn ich meine Tage habe<«, fiel Devesh ihr ins Wort. »Ihre Tage waren vor zehn Tagen zu Ende, Dr. Cummings.«
    Eiseskälte breitete sich in ihr aus.
    »Wir besitzen ein umfangreiches Dossier über Sie, Dr. Cummings. Ich habe es gelesen. Und ich besitze ein eidetisches Gedächtnis. Fotografisch, könnte man auch sagen. Ich rate Ihnen, mich nicht noch einmal zu unterschätzen.«
    Der Wachposten führte sie hinaus. Sie stolperte neben ihm her.
    Es war leichtsinnig gewesen, Painter warnen zu wollen, und sei es auf noch so subtile Art und Weise.
    Was habe ich getan?
    Auf dem Gang waren weitere wichtige Gefangene aufgereiht: Dr. Lindholm, Ryder Blunt und ein australischer Offizier in blutverschmierter Khakiuniform. Sie alle hatten ihre Dienststellen angerufen und gemeldet, auf der abgelegenen Insel sei alles in Ordnung und unter Kontrolle. Sie hatten die Lage beschönigt und den Entführern somit Zeit verschafft, Abstand zwischen sich und die Insel zu bringen, ehe jemand Verdacht schöpfte.
    Doch sie waren nicht allein. Am Ende des Korridors hockten vier Kinder. Jungen und Mädchen, im Alter von sechs bis zehn. Ein Kind für jede Person, die in den Funkraum geschickt worden war. Lisa war ein achtjähriges Mädchen mit großen, mandelförmigen Augen zugeteilt worden, das mit angezogenen Beinen verängstigt am Boden kauerte. Ihr Bruder, der ein paar Jahre älter war, hatte den Arm um sie gelegt.
    Der Maori-Anführer näherte sich dem Kind mit gezogener Waffe.
    Devesh trat neben ihn, drehte sich zur Gruppe um und stemmte eine Faust in die Hüfte. »Sie alle wurden gewarnt, dass es Folgen
haben würde, wenn Sie signifikant vom Skript abweichen und irgendwelche Tricks versuchen würden. Da dies Dr. Cummings erster Fehler war, werde ich jedoch Nachsicht walten lassen.«
    »Bitte!«, flehte Lisa. Sie wollte nicht am Tod des Mädchens schuldig sein. Im Funkraum hatte sie rein instinktiv gehandelt. Es war ein dummer Plan gewesen.
    Devesh blickte sie an.

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