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Der Judas-Schrein

Der Judas-Schrein

Titel: Der Judas-Schrein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Gruber
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Geisteskranken hatten sie es hier zu tun?
    Er trug Basedovs Leiche durch die Diskothek. »Scheiß auf die Drei-Täter-Theorie!«, knurrte er. Bisher hatte er geglaubt, dass sieben Leute in die Mordserie verwickelt waren. Sieben! Wie kurzsichtig und naiv er doch war! Mittlerweile wusste er, dass auch der Bürgermeister und die Wirtin daran beteiligt sein mussten. Hing am Ende der gesamte verdammte Ort mit drin? Steckten die Wahnsinnigen dieses verfluchten Kaffs alle unter einer Decke?
    Sie wollten ihn verarschen, doch mit Basedov hatten sie einen gewaltigen Fehler begangen. Niemand tötete ein Mitglied aus seinem Team! Er war nicht nach Grein zurückgekehrt, um sich von einem Haufen dumpfer Landeier einschüchtern zu lassen.
    Körner stieß die Tür auf. Die Holzbretter knallten an die Seitenwand. Mit Basedov im Arm trat er auf den Dorfplatz. Die Welt um ihn herum verschwamm. Er sah nichts, keine Menschen, Zelte und Feuerwehrwagen. Der Regen schlug ihm ins Gesicht, der Wind zerrte an seinen nassen Kleidern. Er schmeckte das Wasser und seine salzigen Tränen. Hatte es zuvor nicht aufgehört zu regnen? Hatte er nicht vor kurzem einen Regenbogen gesehen? Doch mittlerweile hingen wieder schwarze Wolken am Horizont und verkündeten drohendes Unheil. Der Sturm peitschte eine schwere Regenfront über die Berge, und der Nordwestwind trieb das neue Tief weiter in das überflutete Land hinein.
     
    20. Kapitel
     
    Der Regen trommelte stärker denn je gegen das Fenster in der Kuppel der Aufbahrungshalle und brachte den Raum zum Dröhnen. Körner stand neben Philipp und Berger vor dem Marmorpodest. Er hatte schon viele schlimm zugerichtete Leichen gesehen; die meisten dieser Toten waren anonym für ihn, in ihr vergangenes Leben hatte er sich erst hineinversetzen müssen, andere waren ihm aus den Medien bekannt gewesen - doch nie hatte er einen Toten vor sich gehabt, der ihm so vertraut gewesen war wie Basedov.
    Ohne ein Wort zu sagen, beobachtete Körner die Gerichtsmedizinerin, die mit Latex-Handschuhen dem Toten die Kleider auszog. Sabriskis Brille beschlug, Tränen standen ihr in den Augen, die sie sich mit den Handschuhen nicht aus dem Gesicht wischen konnte. Sabriski warf den Kopf in den Nacken. »Ich kann das nicht …«
    Körner verstand Sabriski, dennoch musste er diese Obduktion von ihr verlangen. »Welche Möglichkeiten haben wir?« Er sah in die Runde, bis er sich schließlich der Gerichtsmedizinerin zuwandte. »Jana, ich weiß, es ist schwer, aber das ist dein Job. Nur du kannst Basedovjetzt noch helfen. Finde heraus, was ihn getötet hat. Sag uns, wonach wir suchen sollen. Phil und ich erledigen den Rest.«
    Sabriski sah ihre Kollegen aus rot geränderten Augen an. »Ich weiß es nicht!«
    »Jana, so kommen wir nicht weiter. Wir können nicht hier untätig rumhängen, sondern müssen akzeptieren, dass er tot ist und …«
    »Verdammt, hör auf!«, brüllte Sabriski. »Ich bin keine herzlose Maschine, so wie ihr, die auch dann noch ihren Job macht, wenn ihr Kollege zerfetzt vor ihr liegt. Schau ihn dir an! Basedov sieht aus, als sei er durch den Fleischwolf gedreht worden. Er hatte eine Frau und zwei Kinder. Was willst du denen sagen? Von eurem Vater ist nicht mehr viel übrig geblieben, aber keine Sorge, wir wissen, was ihn getötet hat? Oh ja, vielen Dank, wenigstens habt ihr das herausgefunden!«
    Berger stand mit offenem Mund daneben und brachte keinen Ton heraus.
    Philipp sagte in ruhigem Ton: »Jana, vielleicht möchtest du ja aufgeben, doch Alex und ich arbeiten weiter an diesem beschissenen Fall, das sind wir Basedov schuldig.« Er wandte sich ab, streifte sich ein Paar Handschuhe über und begann die zerrissenen Ränder von Basedovs Hemd zu untersuchen.
    Sabriski nahm die Brille ab und wischte sich mit dem Ärmel über das Gesicht. Danach setzte sie die Gläser wieder auf und widmete sich dem Leichnam. »Diese Wunde ist anders, als die der Krajniks.« Sie deutete mit dem Skalpell auf den aufgerissenen Brustkorb. »Es wurde weder der Rückenmarkkanal am dritten Lendenwirbel punktiert, noch wurde die Wirbelsäule von innen nach außen zerrissen.«
    Körner bemerkte, wie sich Sabriski um einen sachlichen Ton in ihrer Stimme bemühte.
    »Die Wunde erinnert an die des Hundes, den wir gestern Abend fanden.« Sie warf Körner einen Blick zu. »Etwas ist von außen in den Körper eingedrungen, ähnlich einer Axt oder einem Dreizack mit Widerhaken, und hat das Fleisch von innen zerrissen.«
    Träge sickerten Körner

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