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Der jüdische Krieg.

Der jüdische Krieg.

Titel: Der jüdische Krieg. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lion Feuchtwanger
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Befehl, den im Grunde nur er richtig versteht und mit dem nur er umzugehen weiß. Dieser kuriose Befehl allein schon lohnt es, daß er aus dem üppigen Italien zu seiner Fünften zurückkehrte. Denn der Erste Zenturio der Fünften, gemeinhin Menschen gegenüber sehr gleichgültig, den Gegner sportlich niederhauend ohne weiteres Interesse an seiner Person, dieser Hauptmann Pedan hat einen großen Haß: die Juden.
      Alles an diesen Leuten, ihre Sprache, ihre Sitten, ihr Glaube, ihr Atem, ihre Luft, ärgert ihn. Auch die andern östlichen Menschen sind faule, stinkende Barbaren mit abgeschmackten Bräuchen. Aber diese Juden, ist es zu glauben, lieben so den Müßiggang, daß sie durch kein Mittel, auch durch den Tod nicht, dahin zu bringen sind, an ihrem siebenten Tag irgend etwas zu tun. Sie haben sogar einen Fluß in ihrem Land, den Sabbatfluß, der am siebenten Tag stillsteht. Und zu Beginn des Krieges haben sie, er hat es mit eigenen Augen gesehen, sich an diesem siebenten Tag ohne Gegenwehr abschlachten lassen, einfach aus prinzipieller, vom Gesetz verordneter Faulheit. Sie glauben, die Dummköpfe, die Seelen derer, die ihre dreckigen Gebote halten, werden von ihrem Gott für die Ewigkeit konserviert. Das macht diese Unverschämten so unempfindlich gegen das, was andere lockt und abschreckt. Sie halten sich für besser als andere Menschen, gerade als wären sie römische Legionäre. Sie hassen und verachten alle andern. Beschneiden sich das Glied, nur um ein Unterscheidungsmerkmal zu haben. Sie sind aufreizend anders, hartnäckig wie wilde Ziegenböcke. Wenn sie sterben, wenn man sie kreuzigt, dann schreien sie: »Jah, Jah. Jah ist unser Gott.« Er hat, wegen dieses Jah, Jah, zuerst geglaubt, ihr Gott sei ein Esel, und einige sagen auch, sie verehrten einen Esel in ihrem Allerheiligsten. Aber das stimmt nicht, diese Wahnsinnigen und Verbrecher glauben vielmehr an einen Gott, den man nicht sehen noch schmecken kann, einen Gott, so unverschämt wie sie selber, nur im Verstande vorhanden. Er hat sich mehrmals den Privatspaß gemacht, wenn sie einen kreuzigten, den Hängenden zu kitzeln, ob er ihm nicht durch Drohungen und Versprechungen Vernunft beibringen könnte. Aber nein und nein. Sie glauben wirklich an ihren unsichtbaren Gott, sie schreien Jah, Jah und sterben. Der Hauptmann Pedan ist ein wilder, unerbittlicher Gegner solchen Unsinns. Er will ihn ausrotten. Das Leben wäre nicht lebenswert, wenn etwas von ihrem Geschrei wahr wäre, und wäre es auch nur das winzigste Häuchlein. Es ist aber nicht wahr, es soll nicht wahr sein.
      Der Hauptmann Pedan geht wiegenden Schrittes in sein Zelt, den breiten Mund höhnisch verzogen. Wenn irgend etwas von diesem Gott Jahve existiert, dann müßte er doch wohl sein Haus schützen können. Das wird er aber nicht, dafür wird der Erste Zenturio der Fünften sorgen. Nur zu diesem Zweck steht er in diesem heißen, stinkenden Sommer vor dem lausigen Jerusalem. Er wird es diesem Gott Jahve eintränken. Er wird ihm beweisen, daß er überhaupt nicht vorhanden ist, daß das da, sein Haus, nichts ist als ein leeres Schneckenhaus.
      Der Hauptmann Pedan sieht das Gesicht des Prinzen vor sich, während er ihm den Text des Täfelchens vorliest. »Unter Schonung der Baulichkeiten, soweit sie zum eigentlichen Tempelhaus gehören.« Was heißt: Schonung, was heißt: eigentliches Tempelhaus? »Der Gegner ist mit Energie abzuweisen.« Das ist klarer. Das ist etwas, woran man sich halten kann.
      Hep, Hep, denkt der Hauptmann Pedan. Er ist ausnehmend guter Laune an diesem Abend. Er säuft, erzählt Zoten, ist von einem grimmigen Witz, daß selbst die Hauptleute, denen er im Licht steht, zugeben: er ist mit Recht der Liebling der Armee.

    Andern Morgens rückte Pedan mit seinen Leuten zu den Lösch- und Aufräumearbeiten aus. Man schaufelte die glühenden Trümmer zur Seite, bückte sich, schaufelte, es sollte ein breiter, grader Weg entstehen, dem Tor zu. Dieses Tor, mit Gold beschlagen, war nicht groß; schräg links von ihm, in doppelter Mannshöhe etwa, war eine kleine, goldumrahmte Fensteröffnung. Im übrigen starrten die Mauern weiß, riesig, unerschütterlich, unterbrochen nur durch ein paar kleine Fenster in sehr großer Höhe.
      Die Aufräumearbeit war schmutzig, heiß, schwierig. Die Juden rührten sich nicht, kein Gesicht zeigte sich oben in den Öffnungen, das Tor blieb geschlossen. Pedan ärgerte sich. Da mußten er und seine Leute den Juden ihren Dreck wegräumen.

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