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Der jüdische Krieg.

Der jüdische Krieg.

Titel: Der jüdische Krieg. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lion Feuchtwanger
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allemal den Juden ihren Sammelpunkt nehmen. Andere waren der Ansicht, man führe Krieg gegen Menschen, nicht gegen leblose Dinge, und das Kulturprestige Roms verlange, daß ein so hochherrliches Bauwerk geschont werde. Der Kaiser selber, endete der Brief, sei zum Schluß gekommen, dem Feldherrn zu empfehlen, den Bau wenn möglich zu erhalten.
      Die Herren hörten den Brief ernst an, mit gesammelten Gesichtern. Sie wußten, es ging um den Triumph. Wurde der Tempel gestürmt, dann war dies der glorreiche Abschluß eines Feldzugs, dann konnte niemand mehr von Strafexpedition fabeln, dann mußte der Senat den Triumph bewilligen. Lokkend vor ihnen stand der Glanz und Rausch eines solchen Triumphtages, Lebenshöhe für alle, die als Sieger in dem Zug mitschritten. Aber davon durfte nicht gesprochen werden, von den Interessen der Armee durfte hier so wenig gesprochen werden wie im Kronrat des Kaisers.
      Sie konnten sich gut vorstellen, wie dieser Kronrat verlaufen war. Der dicke Junius Thrax mochte mit einigen geruhsamen Worten für die Schonung des Tempels eingetreten sein; auch der fette Claudius Regin mochte ein paar vage, vermittelnde Worte geäußert haben. Um so schärfer sicherlich war der Minister Talaß für die Zerstörung des Tempels eingetreten. Schließlich war dann dieses Kompromiß herausgekommen, dieses »wenn möglich«, dieser Brief, der die Verantwortung für alles, was geschah und nicht geschah, der Armee zuschob. Je nun, die Armee kann die Verantwortung tragen. Die Armee will ihren Triumph, die Stimmung der Truppen, die sich wild danach sehnten, das da, das Bewußte mit den Stiefeln zu zertreten, diese Stimmung hatte sich auch vieler Führer bemächtigt. Hep, Hep, riß es auch an ihnen. »Den Bau wenn möglich zu erhalten«, das war von Rom aus leicht gesagt. Wo beginnt das »möglich«, und wo hört es auf?
      Als erster sprach der Marschall Tiber Alexander. Er weiß, die andern wollen ihren römischen Triumph: er will vernünftige Unterwerfung des Landes. Er sprach kurz und verbindlich wie stets. Die Erhaltung des Bauwerks werde Opfer kosten. Aber zehntausend Soldaten ließen sich ersetzen, der Tempel sei einmalig und lasse sich nicht ersetzen. Mit hunderttausend Mann gegen jetzt etwa fünfzehntausend innerhalb der Mauern müsse man fertig werden. Es sei möglich, das Bauwerk zu schonen.
      Der General Phryg von der Fünfzehnten Legion, unterstützt durch beifällige Zurufe des Generals Litern, widersprach. Gewiß sei es möglich, den Tempel unter Preisgabe von schätzungsweise zehntausend römischen Legionären dem Reich und der Welt zu erhalten. Aber er glaube nicht, daß der Kaiser, ein Soldatenfreund, die Grenzen des Möglichen so weit habe stecken wollen. Schon seien viele Tausende durch die unfaire Kriegführung der Juden jämmerlich umgekommen, zerschunden, geröstet. Man dürfe nicht weitere Tausende daransetzen. Die Soldaten lechzten danach, das da niederzubrennen, sein Gold herauszuholen. Versage man ihnen diese billige Rache, dann werde man in der Armee eine berechtigte Mißstimmung erzeugen.
      Tiber Alexander, während der General Litern lärmend zustimmte, lächelte verbindlich wie stets. Dieser Phryg, das war so recht der Typ des Offiziers, der ihm verhaßt war, stur, kraftprotzig. So was wie dieser General, das will seinen Triumph haben, sonst nichts. So was wie dieser General wird ein Bauwerk, das der Geist von Jahrhunderten geschaffen hat, niemals begreifen. So was stampft mit seinen Soldatenstiefeln darüber weg, seinem Triumph zu, und macht nicht den kleinsten Umweg.
      Aber schon sprach Marcanton Julian, der Gouverneur der Provinz Judäa. Er war Beamter, ihn kümmerte nur sein Ressort, die zukünftige Verwaltung der Provinz. Er wollte keine Verantwortung weiter haben. Er zweifle nicht, führte er aus, daß die Armee jetzt auch bei Schonung des Tempels den Aufstand niedertreten werde. Aber das sei eine Lösung nur auf kurze Zeit, nicht auf die Dauer. Niemand könne den Kunstwert des Baus aufrichtiger bewundern als er. Allein die Juden hätten nun einmal den Tempel zur Festung gemacht, und eine Festung werde er bleiben auch nach Niederringung des Aufstands. Wann aber jemals habe Rom in unterworfenen Gebieten Festungen der Aufständischen stehenlassen? Man müsse den Tempel schleifen, wenn man nicht wolle, daß die Juden, gleich nachdem man einen Teil der Truppen zurückziehe, an neue Empörung dächten. Schone man den Bau, so werde dieses unruhige, überhebliche Volk

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