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Der jüdische Krieg.

Der jüdische Krieg.

Titel: Der jüdische Krieg. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lion Feuchtwanger
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zurechtfinde?« – »Woher sind Sie denn?« fragte aus seiner Sänfte der Senator. »Aus Ägypten?« fragte Claudius Regin. »Ich bin aus Jerusalem«, erwiderte Josef, und er nannte seinen ganzen Namen: Josef Ben Matthias, Priester der Ersten Reihe. »Das ist viel, für Jerusalem«, meinte der Senator, und es war nicht recht zu erkennen, ob es Ernst oder Spaß war. Der Architekt Celer zeigte sich ungeduldig, er wollte den Herren seine Projekte erklären, es waren große Projekte voll Einfall und Kühnheit, und er wollte sich durch den läppischen Provinzler nicht stören lassen. Allein der Finanzmann Claudius Regin war neugierig von Natur, und er saß bequem auf seinem warmen Steinblock und fragte seinen jungen Juden aus. Josef gab bereitwillig Auskunft. Er wollte möglichst Neues und Interessantes erzählen, sich und sein Volk wichtig machen. Ob es auch hier in Rom vorkomme, fragte er, daß ein Haus vom Aussatz befallen werde. Nein, sagte man ihm, das komme nicht vor. Aber in Judäa, berichtete Josef, ereigne es sich zuweilen. Es zeigten sich dann in den Mauern kleine rötliche oder grünliche Vertiefungen. Manchmal gehe das so weit, daß man das Haus abbrechen müsse. Manchmal könne der Priester helfen, aber die Zeremonie sei nicht einfach. Der Priester müsse die erkrankten Steine herausbrechen lassen, dann müsse er zwei Vögel nehmen, Zedernholz, scharlachfarbene Wolle und Ysop. Mit dem Blut des einen Vogels müsse er das Haus besprengen, siebenmal, den andern Vogel aber müsse er vor der Stadt auf offenem Feld freilassen. Dann sei das Haus versöhnt und rein. Die ringsum hörten den Bericht mit Interesse und die meisten ohne Spott; denn sie hatten Sinn für Absonderliches und liebten das Unheimliche.
      Der Juwelier Claudius Regin beschaute aus seinen schläfrigen Augen ernsthaft den eifrigen, hageren jungen Mann. »Sind Sie in Geschäften hier, Doktor Josef«, fragte er, »oder wollen Sie sich einfach den Wiederaufbau unserer Stadt anschauen?« – »Ich bin in Geschäften hier«, antwortete Josef. »Ich habe drei Unschuldige zu befreien. Das gilt bei uns als dringliches Geschäft.« – »Ich fürchte nur«, meinte leicht gähnend der Senator, »wir sind im Augenblick mit dem Wiederaufbau so stark beschäftigt, daß wir wenig Zeit haben für die Details von drei Unschuldigen.«
      Der Architekt sagte ungeduldig: »Für die Brüstung der kaiserlichen Loge verwende ich diesen grün und schwarz gesprenkelten Serpentin. Man hat mir ein besonders schönes Stück aus Sparta geschickt.« – »Ich habe die Neubauten in Alexandrien gesehen jetzt auf der Herreise«, sagte Josef, er wollte sich nicht aus der Unterredung drängen lassen. »Die Straßen dort sind breit, hell und gerade.« Der Architekt sagte abschätzig: »Alexandrien aufbauen kann jeder Steinklopfer. Dort haben sie Raum, ebene Fläche.« – »Beruhigen Sie sich, Meister«, sagte mit seiner hohen, fettigen Stimme Claudius Regin. »Daß Rom was anderes ist als Alexandrien, sieht auch ein Blinder.«
      »Lassen Sie mich den jungen Herrn belehren«, sagte lächelnd der Senator Marull. Er war angeregt, er hatte Lust, sich zu produzieren, wie das auch der Kaiser Nero liebte und sehr viele große Herren des Hofs. Er ließ die Vorhänge seiner Sänfte weiter zurückschlagen, daß alle ihn sehen konnten, das magere, gepflegte Gesicht, den senatorischen Purpurstreif seines Kleides. Er beschaute den Mann aus der Provinz durch den Smaragd seines Lorgnons. »Ja, junger Herr«, sagte er mit seiner nasalen, ironischen Stimme, »wir sind zur Zeit noch im Aufbau und nicht ganz komplett. Immerhin können Sie auch ohne viel Phantasie jetzt schon erkennen, was wir für eine Stadt sein werden, noch bevor dieses Jahr zu Ende ist.« Er richtete sich etwas höher, streckte den Fuß vor, der in dem hochgesohlten, roten, dem Ersten Adel vorbehaltenen Schuh stak, nahm, leicht parodierend, den Ton eines Marktschreiers an. »Ohne Übertreibung darf ich behaupten: wer das goldne Rom nicht kennt, kann nicht sagen, daß er wahrhaft gelebt hat. Wo immer in Rom Sie sich befinden, Herr, Sie sind stets in der Mitte, denn wir haben keine Grenze, wir verschlingen immer mehr von den umliegenden Ortschaften. Sie hören hier hundert Sprachen. Sie können hier die Besonderheiten aller Völker studieren. Wir haben hier mehr Griechen als Athen, mehr Afrikaner als Karthago. Sie können hier auch ohne Weltreise alle Produkte der Welt antreffen. Sie finden Ladungen aus Indien und Arabien in

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