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Der jüdische Krieg.

Der jüdische Krieg.

Titel: Der jüdische Krieg. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lion Feuchtwanger
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Zählung ergab schließlich, daß bei diesem Seegefecht viertausendzweihundert Juden umgekommen waren. Was dem Hauptmann Sulpiz viertausendzweihundert Sesterzien einbrachte. Denn er hatte gewettet, daß die Zahl der Toten mehr als viertausend betragen werde. Wäre sie darunter geblieben, dann hätte er viertausend Sesterzien zahlen müssen und dazu so viele Sesterzien, als die Zahl der Toten unter viertausend blieb.
      Zwei Tage später berief Vespasian seine Herren zu einem Kriegsrat. Von den meisten Einwohnern der Stadt konnte man eindeutig feststellen, ob sie sich friedfertig gehalten hatten oder nicht. Was aber sollte mit den vielen gefangenen Flüchtlingen geschehen, die sich von außerhalb, überallher aus Galiläa, in die wohlbefestigte Stadt geworfen hatten? Es waren ihrer an achtunddreißigtausend. Zu ermitteln, wieweit jeder einzelne ein Rebell war, machte zuviel Umstände. Sie einfach freizulassen, waren sie zu verdächtig. Sie in langer Gefangenschaft zu halten war zu beschwerlich. Andernteils hatten sie sich den Römern ohne Widerstand auf Treu und Glauben ergeben, und sie ohne weiteres niederzumetzeln, fand Vespasian nicht fair.
      Die Herren seines Kriegsrats aber kamen nach einigem Hin und Her zu der einmütigen Überzeugung, den Juden gegenüber sei alles erlaubt, und wenn sich nicht beides ver binden lasse, müsse man das Nützliche dem Anständigen vorziehen. Vespasian machte sich nach einigem Zögern diese Ansicht zu eigen. Er bewilligte den Gefangenen in zweideutigem, schwer verständlichem Griechisch Schonung, gab ihnen aber für den Abzug nur die Straße nach Tiberias frei. Die Gefangenen glaubten gern, was sie wünschten, und zogen auf dem vorgeschriebenen Wege ab. Die Römer aber hatten die Straße nach Tiberias besetzt und duldeten nicht, daß einer einen Nebenweg einschlage. Als die achtunddreißigtausend die Stadt erreicht hatten, wurden sie in die Große Rennbahn gewiesen. Gespannt hockten sie und warteten, was der römische Feldherr ihnen sagen werde. Alsbald erschien Vespasian. Er gab Weisung, diejenigen, die über fünfundfünfzig Jahre waren, sowie die Kranken auszusondern. Viele drängten sich unter diese Ausgesonderten, denn sie glaubten, die andern würden zu Fuß, sie aber auf Wagen in ihre Heimat transportiert werden. Das war ein Irrtum. Vespasian ließ sie, als die Auslese vollzogen war, niederhauen; zu anderem waren sie unverwendbar. Aus den übrigen ließ er die sechstausend Kräftigsten aussuchen und schickte sie mit einem höflichen Brief dem Kaiser nach Griechenland für die Arbeiten an dem Kanal von Korinth. Den Rest ließ er für Rechnung der Armee als Leibeigene verauktionieren. Einige Tausend auch schenkte er dem Agrippa.
      Es waren nun im Lauf der Unruhen schon hundertneuntausend Juden als Leibeigene verauktioniert worden, und der Preis der Leibeigenen begann bedenklich zu sinken; in den östlichen Provinzen sank er von durchschnittlich zweitausend Sesterzien auf dreizehnhundert pro Stück.

    Von einem Mauerturm der kleinen, starken Bergfestung Jotapat aus sah Josef, wie nun auch die Zehnte Legion anrückte. Schon vermaßen die Militärgeometer den Platz für das Lager. Josef kannte sie, diese römischen Lager. Wußte, wie die Legionen durch die Übung von Jahrhunderten gelernt hatten, an jedem Tag, da sie haltmachten, solche Lager zu schlagen. Wußte, zwei Stunden nach Beginn der Arbeit wird das Ganze fertig dastehen. Zwölfhundert Zelte für je eine Legion, Straßen dazwischen, Wälle, Tore und Türme ringsum, eine gutbefestigte Stadt für sich.
      Finster und in Bereitschaft hatte Josef zugeschaut, wie die Römer langsam in großem Kreis angerückt waren, wie sie die Berge ringsum besetzt hatten, vorsichtig in die Schluchten und Täler vorgestoßen waren. Nun also hatten sie die Zange geschlossen.
      Es waren jetzt außer diesem Jotapat von ganz Galiläa nur mehr zwei feste Plätze in der Hand der Juden: der Berg Tabor und Gischala, wo Johann kommandierte. Nahmen die Römer diese drei Plätze, dann stand ihnen der Weg nach Jerusalem offen. Die Führer hatten beschlossen, die Festungen so lange wie möglich zu halten, sich selber aber im letzten Augenblick nach der Hauptstadt durchzuschlagen; dort hatte man große Mengen von Miliz, aber wenig Führer und Organisatoren.
      Josef, als er sah, daß jetzt auch die Zehnte Legion vor seiner Festung stand, spürte eine Art grimmiger Freude. Der General Vespasian war kein nervöser Cestius Gall, er hatte nicht

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