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Der jüdische Krieg.

Der jüdische Krieg.

Titel: Der jüdische Krieg. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lion Feuchtwanger
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resoluten Cänis, mit der Vermittlung von Ämtern und Adelstiteln befaßt. Er hatte sich aber über einer bedenklichen Schiebung erwischen lassen und war wieder nur durch Eingreifen seines unangenehmen Herrn Bruders schwerer Bestrafung entgangen. Er war jetzt achtundfünfzig Jahre alt, kein Mensch mehr dachte daran, daß er immerhin einmal auf einem Triumphwagen über das Forum gezogen war und das Konsulat bekleidet hatte. Wo er sich zeigte, grinste man und sprach von faulen Rüben. Man nannte ihn nur den Spediteur. Sein Bruder Sabin, jetzt Polizeipräsident von Rom, verzog das Gesicht, wenn sein Name fiel, und sagte sauer: »Schweigen Sie. Es riecht nach Pferdeäpfeln, wenn man von diesem Spediteur spricht.«
      Jetzt, nach dem Fehlschlag in Griechenland, war es wohl endgültig aus. Eigentlich war es gut, daß er wenigstens den schäbigen Rest seines Lebens nach seinem Wohlgefallen wird verbringen können. Gleich morgen wird er die Rückreise antreten. Vorher noch wird er hier in Korinth mit dem Kaufmann Laches abrechnen, der ihm das Haus vermietet hat. Der tut, als sei es eine Gnade, wenn er den abgetakelten General gegen teures Geld in seinem Hause duldet. Vespasian freut sich darauf, es dem feinen, gezierten Griechen, der ihn hinten und vorn begaunert, auf derbe, gutrömische Art zu zeigen. Dies besorgt, wird er vergnügt nach Italien zurückfahren, wird ein halbes Jahr auf seinem Gut bei Cosa wohnen, ein halbes Jahr auf seinem Gut bei Nursia, wird Maultiere züchten und seine Oliven pflegen, wird mit den Nachbarn Wein trinken und Witze machen, wird sich nachmittags mit Cänis oder mit einer von seinen Mägden vergnügen. Und dann, in fünf Jahren oder in zehn, wenn man seine Leiche verbrennt, wird Cänis viele ehrliche Tränen weinen, Sabin wird froh sein, daß er seinen kompromittierenden Bruder los ist, die übrigen Trauergäste werden schmunzelnd von Pferdeäpfeln und faulen Rüben flüstern, und der üppige junge Trieb der heiligen Eiche wird sich umsonst angestrengt haben.
      Titus Flavius Vespasian, Exkommandant einer römischen Legion in England, Exkonsul von Rom, Exgouverneur von Afrika, abgetakelt, bei Hof in Ungnade, ein Mann mit einer Million einhunderttausend Sesterzien Schulden und von dem Kammerherrn Gortyn aufgefordert, seinen eignen Mist zu fressen, war mit seiner Bilanz fertig. Er war zufrieden. Er wird jetzt auf die Reederei gehen und mit diesen betrügerischen Griechen um den Preis der Rückreise herumfeilschen. Dann wird er Cänis vor den Hintern stoßen und sagen: »Na, alter Hafen, jetzt ist es soweit. Von jetzt an lockst du mich bestimmt nie wieder hinterm Ofen hervor, und wenn du das Bein noch so hochhebst.« Ja, im Grunde war er froh. Mit einem vergnügten Ächzen warf er sich den Mantel um.
      In der Vorhalle kam ihm der Kaufmann Laches entgegen, bestürzt geradezu, ungewöhnlich höflich, voll Verbeugungen und Beflissenheit. Hinter ihm, gravitätisch, mit feierlichem, offiziellem Gesicht, ein kaiserlicher Kurier, den glückkündenden Lorbeer auf seinem Botenstab.
      Der Kurier streckte die Lanze vor, erwies die Ehrenbezeigung. Sagte: »Botschaft Seiner Majestät an den Konsul Vespasian.«
      Vespasian hatte seinen verblaßten Titel lange nicht mehr gehört, überrascht nahm er das versiegelte Schreiben, schaute nochmals nach dem Stab des Boten. Es war der Lorbeer, nicht die Feder; es konnte sich nicht um jenes unselige Einschlafen bei der Rezitation handeln. Sehr unfeierlich, in Gegenwart des neugierigen Laches und des Kuriers, erbrach er das Siegel. Seine langen Lippen gingen auseinander, der ganze, runde, breite Bauernschädel verfältelte sich, grinste. Er schlug dem Kurier derb auf die Schulter, schrie: »Laches, alter Gauner, geben Sie dem Kerl drei Drachmen Trinkgeld. Oder halt, zwei genügen.« Er lief, den Brief schwenkend, hinauf ins obere Stockwerk, haute seiner Freundin Cänis den Hintern, dröhnte: »Cänis, alter Hafen, wir haben’s geschafft.«
      Die Dame Cänis und er pflegten auch ohne Worte aufs Haar genau zu wissen, was jeweils der andere dachte und spürte. Dennoch, jetzt schwatzten sie aufeinander ein. Packten sich bei den Schultern, lachten sich ins Gesicht, lösten sich wieder, stapften durchs Zimmer, jetzt jeder für sich, jetzt wieder zusammen. Mochte sie hören, wer wollte, unbekümmert stülpten sie ihr Inneres heraus.
      Donner und Jupiter! Diese Reise hat gelohnt. Niederwerfung der aufrührerischen Provinz Judäa, das war eine handliche

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