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Der jüdische Krieg.

Der jüdische Krieg.

Titel: Der jüdische Krieg. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lion Feuchtwanger
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erzählen?« – »Bei uns sagt man«, erklärte Josef, »wenn ein Mann mit einer Frau zusammen war, dann spricht Gott sieben Neumonde nicht mehr aus ihm. Ich habe, solang ich an dem Makkabäerbuch schrieb, keine Frau berührt. Ich habe, seitdem ich das Oberkommando in Galiläa bekam, keine Frau angerührt.« – »Es hat Ihnen aber wenig geholfen«, meinte Vespasian.
      Den Tag darauf ließ der Marschall auf der Auktion das Mädchen Mara, Tochter des Lakisch, für sich ersteigern. Am gleichen Abend wurde sie ihm zugeführt. Sie trug noch den Kranz derer, die nach Kriegsrecht unter der Lanze versteigert wurden, aber sie war auf Anordnung des Hauptmanns Fronto gebadet, gesalbt und in ein Gewand von durchsichtigem, koischem Flor gekleidet. Vespasian schaute sie aus seinen hellen, harten Augen auf und ab. »Dummköpfe«, schimpfte er, »Fetthirne! Sie haben sie zugerichtet wie eine spanische Hure. Für so was hätte ich keine hundert Sesterzien gezahlt.« Das Mädchen begriff nicht, was der alte Mann sagte. Es war soviel auf sie niedergegangen, jetzt stand sie scheu und stumpf. Josef sprach in ihrem heimatlichen Aramäisch auf sie ein, sanft, behutsam, sie antwortete zaghaft mit ihrer dunkeln Stimme. Vespasian hörte dem fremdartigen, gurgelnden Gespräch der beiden geduldig zu. Endlich erklärte ihm Josef: »Sie schämt sich, weil sie nackt ist. Nacktheit ist eine arge Sünde bei uns. Eine Frau darf sich nicht nackt zeigen, selbst wenn es ihr nach Aussage des Arztes das Leben rettet.« – »Blöd«, konstatierte Vespasian. Josef fuhr fort: »Mara bittet den Fürsten, daß er ihr ein Kleid aus einem Stück geben lasse und viereckig. Mara bittet den Fürsten, daß er ihr ein Netz für ihre Haare geben lasse und parfümierte Sandalen für ihre Füße.« – »Mir riecht sie gut genug«, meinte Vespasian. »Aber schön. Kann sie haben.«
      Er schickte sie fort, sie brauchte heute nicht wiederzukommen. »Ich kann warten«, erklärte er vertraulich dem Josef. »Ich habe warten gelernt. Ich hebe mir gute Dinge gern eine Zeit auf, bevor ich sie genieße. Fürs Essen und fürs Bett und in jeder Hinsicht. Ich habe ja auch einige Zeit warten müssen, bis ich hier ans Amt gelangte.« Er rieb sich ächzend den gichtischen Arm, wurde noch vertraulicher. »Findest du eigentlich etwas daran an diesem Judenmädchen? Scheu ist sie, blöd ist sie, sprechen mit ihr kann ich auch nicht. Das Ungeweckte ist ja ganz nett, aber man kann hier, verdammt noch eins, hübschere Frauen finden. Weiß der Himmel, was einem an so einem kleinen Tier reizt.« Auch den Josef reizte das Mädchen Mara. Er kannte sie, diese Frauen aus Galiläa, sie waren langsam, scheu, wohl auch traurig, aber wenn sie sich auftaten, üppig und reich. »Sie sagte«, erklärte er mit ungewohnter Offenheit dem Römer, »sie sei aufs Johannisbrot gekommen. Sie hat wohl recht. Diese Mara, Tochter des Lakisch, hat nicht viel Ursache, den Segensspruch zu sprechen, wenn sie jetzt ihr neues, viereckiges Kleid bekommt.« Vespasian ärgerte sich. »Sentimental, mein Jüdlein? Ihr fangt an, mir Ärgernis zu geben. Ihr habt euch zu wichtig. Wenn man ein kleines Mädchen ins Bett will, verlangt ihr Vorbereitungen wie für einen Feldzug. Ich sag dir was, mein Prophet. Bring du ihr ein wenig Latein bei. Sprich mit ihr morgen vormittag. Aber schmeck mir nicht vor, daß dein Prophetentum keinen Schaden leidet.«
      Am andern Tag wurde Mara zu Josef gebracht. Sie trug das landesübliche viereckige Kleid aus einem Stück, dunkelbraun, rotgestreift. Der Marschall hatte guten Instinkt gehabt. Die Reinheit ihres eirunden Gesichts, die niedrige, schimmernde Stirn, die langen Augen, der üppig vorspringende Mund wurden durch die schlichte Tracht viel augenscheinlicher als durch die aufgeputzte Nacktheit.
      Josef befragte sie behutsam. Ihr Vater, ihre ganze Familie war umgekommen. Es war, glaubte das Mädchen Mara, weil er sein Leben in Sünden verbracht hatte, und auch an ihr, glaubte sie, würden seine Sünden gestraft. Lakisch Ben Simon war als Diener am Theater von Cäsarea angestellt gewesen. Er hatte, bevor er den Posten annahm, mehrere Priester und Doktoren befragt, man hatte ihm, zögernd freilich, erlaubt, auf diese Art sein Brot zu verdienen. Aber andere hatten gegen ihn um seiner Tätigkeit willen fromm geeifert. Mara glaubte diesen Frommen, sie hatte die Reden der Makkabi-Leute gehört, das Tagewerk ihres Vaters war Sünde gewesen, sie war verworfen. Nun hat sie nackt

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