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Der jüdische Krieg.

Der jüdische Krieg.

Titel: Der jüdische Krieg. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lion Feuchtwanger
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Tag.« Dann, langsam, schwer, hob er den rechten Fuß, dann den linken, er tanzte, so wie die großen Herren dem Volke vortanzten im Tempel beim Feste des Wasserschöpfens. Er stampfte auf, die Kette klirrte, er sprang, hüpfte, stampfte, versuchte in die Hände zu klatschen, sich auf die Hüfte zu schlagen. Das Mädchen Mara kam in sein Zelt, sie stand ungeheuer verblüfft, erschreckt. Er hörte nicht auf, er tanzte weiter, er raste, er schrie: »Lache mich aus, Mara, Tochter des Lakisch. Lache, wie die Feindin den Tänzer David verlachte. Hab keine Angst. Es ist nicht Satan, der Erztänzer, es ist König David, der tanzt, vor der Bundeslade.« So also feierte der Doktor und Herr Josef Ben Matthias, Priester der Ersten Reihe, daß Gott seine Prophezeiung nicht hatte zuschanden werden lassen.
      Am Abend sagte Vespasian zu Josef: »Sie können die Kette jetzt ablegen, Doktor Josef.« Josef erwiderte: »Wenn Sie erlauben, Konsul Vespasian, werde ich die Kette weiter tragen. Ich will sie tragen, bis der Kaiser Vespasian sie mir zerhaut.« Vespasian grinste. »Sie sind ein kühner Mann, mein Jude«, sagte er. Josef, wie er nach Hause ging, pfiff lautlos vor sich hin, zwischen Lippen und Zähnen. Das tat er sehr selten, nur wenn ihm besonders wohl zumute war. Es war aber das Couplet des Leibeigenen Isidor, das er pfiff: »Wer ist der Herr hier? Wer zahlt die Butter?«

    Kuriere jagten von Antiochia nach Cäsarea, von Cäsarea nach Antiochia. Eilbotschaften kamen von Italien, aus Ägypten. Senat und Garde hatten den sehr alten General Galba zum Kaiser ausgerufen, einen gichtbrüchigen, mürrischen, launischen Herrn. Der wird nicht lange Kaiser bleiben. Wer der neue Kaiser sein wird, bestimmen die Armeen, die Rheinarmee, die Donauarmee, die Ostarmee. Der Generalgouverneur Ägyptens, Tiber Alexander, schlug eine engere Verbindung vor zwischen sich und den beiden Herren Asiens. Selbst der säuerliche Bruder Vespasians, der Polizeipräsident Sabin, kam in Bewegung, meldete sich, machte dunkle Angebote.
      Es gab viel zu tun, und Vespasian hatte keine Zeit, für das Mädchen Mara aramäische Studien zu treiben. Donner und Jupiter! Die Nutte soll endlich lernen, auf lateinisch zärtlich zu sein. Aber Mara lernte es nicht. Vielmehr konnte man sie gerade noch verhindern, sich mit einem Haarpfeil zu erstechen.
      Soviel Unverständnis verdroß den Feldherrn. Er fühlte sich dem jüdischen Gott auf eine dunkle Art verpflichtet, er wollte nicht, daß das Mädchen ihn und den Gott auseinanderbringe. Dem Josef traute er nicht in dieser Angelegenheit; so versuchte er durch einen andern Mittler aus ihr herauszulocken, was eigentlich sie so im Herzen kümmere. Er war überrascht, als er es erfuhr. Dieses Stückchen Nichts war voll von dem gleichen naiven Hochmut wie sein Jude. Vespasian schmunzelte breit, ein bißchen boshaft. Er wußte, wie er sich, dem Mädchen und Josef helfen wird.
      »Ihr Juden«, erklärte er Josef noch am gleichen Tag in Gegenwart der Dame Cänis, »seid wirklich randvoll von frechem, barbarischem Aberglauben. Stellen Sie sich vor, Doktor Josef, diese kleine Mara ist fest überzeugt, sie sei unrein, weil ich sie ins Bett genommen habe. Verstehen Sie das?« – »Ja«, sagte Josef. »Da sind Sie schlauer als ich«, meinte Vespasian. »Gibt es ein Mittel, sie wieder rein zu machen?« – »Nein«, gab Josef Bescheid. Vespasian trank von dem guten Weine von Eschkol; dann erklärte er behaglich: »Aber sie weiß ein Mittel. Wenn ein Jude sie heiratet, dann, versichert sie, werde sie wieder rein.« – »Das ist kindisches Geschwätz«, erklärte Josef. »Das ist kein schlechterer Aberglaube als der erste«, meinte konziliant Vespasian. »Sie werden schwerlich«, sagte Josef, »einen Juden finden, der sie heiratet. Das Gesetz verbietet es.« – »Ich werde einen finden«, erwiderte gemütlich Vespasian. Josef schaute fragend auf. »Dich, Jüdlein«, schmunzelte der Römer.
      Josef erblaßte. Vespasian wies ihn behaglich zurecht: »Sie sind unmanierlich, mein Prophet. Wenigstens ›Danke schön!‹ könnten Sie sagen.« – »Ich bin Priester der Ersten Reihe«, sagte Josef, seine Stimme klang heiser, merkwürdig ausgelöscht. »Verdammt heikel sind diese Juden«, sagte Vespasian zu Cänis. »Was unsereiner angerührt hat, schmeckt ihnen nicht mehr. Dabei haben Kaiser Nero und ich selber abgelegte Frauen geheiratet. Was, Cänis, alter Hafen?« – »Ich stamme ab von den Hasmonäern«, sagte sehr leise

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