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- Der Jünger des Teufels

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Titel: - Der Jünger des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glenn Meade
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fröstelte, und das hatte nichts mit der Kälte zu tun.
Es war Gemals Markenzeichen, die Leichen auszunehmen, zu zerstückeln und zu
verbrennen. »Weiß man schon, wer die Toten sind?«
    Sheriff Moby nahm den Hut ab und wischte sich über die Stirn.
»Nein. Unser Gerichtsmediziner sagt, es handle sich um einen Mann mittleren
Alters und eine junge Frau, vermutlich eine Jugendliche. Genaueres können sie
erst nach der Obduktion sagen.«
    Lou wies mit dem Kopf auf den Eingang der Mine, der etwa drei
Meter entfernt war. »Der Stollen wurde ebenerdig in den Felsen getrieben. Die
Spurensicherung hat mit der Arbeit begonnen.«
    Ich warf einen Blick in den Stollen und sah spröde
Kalksteinfelsen und verrottete Holzträger, die die Deckenbalken stützten.
    »Kann man die Mine ohne Risiko betreten?«, fragte Stone, als
hätte er meine Gedanken erraten.
    Der Sheriff nickte. »Ja. Nach Billys Worten wurde sie in
den Kalksteinfelsen gehauen, und die Eichenträger sind noch immer in gutem
Zustand.«
    »Sie vertrauen Billys Urteil?«
    Der Sheriff zuckte mit den Schultern. »Wenn er Geld hat, trinkt
er jeden Tag eine Flasche Scotch. Das könnte sein Urteilsvermögen ziemlich
einschränken, aber in diesem Fall können wir ihm wohl vertrauen. Soviel ich
weiß, hat es in der Mine niemals einen Einsturz gegeben.«
    Die Polizisten hatten Stromkabel aus einem
Notstromgenerator gezogen, damit im Stollen Scheinwerfer aufgebaut werden konnten.
Der Eingang war etwa drei Meter breit und bis auf einen kleinen Zugang rechter
Hand mit gelbem Flatterband abgesperrt. Stone lief voraus. Lou schaute mich
besorgt an. »Ich hoffe, Sie sind bereit, Sailor?«
    Ich wusste nicht, ob er die entstellten Leichen oder meine Phobie meinte. Ich
hasste enge, geschlossene Räumlichkeiten. Seit meinem siebten Lebensjahr litt
ich an Klaustrophobie. Damals hatte eine meiner jüngeren Schwestern mich
versehentlich in eine große, alte Tiefkühltruhe auf dem Hof eingeschlossen. Ich
steckte in der Truhe fest und klopfte wie verrückt gegen die Wände, während die
Luft immer knapper wurde. Als mein Bruder Frank nach einer halben Stunde meine
Schreie hörte und mich befreite, war ich körperlich und psychisch ein Wrack.
    Lou wusste von meinen Problemen mit geschlossenen Räumen.
Er selbst kämpfte mit einer stahlharten, aus seiner Militärzeit stammenden
Strategie gegen Ängste und Phobien. Man konnte sie in drei kurzen Sätzen
zusammenfassen: Stell dich der Gefahr. Bekämpfe sie. Besiege sie. Als er
mir die Leitung der Sondereinheit im Fall Gemal übertragen hatte, wurde ich
gezwungenermaßen mit meiner Phobie konfrontiert. Ich erinnere mich, dass Lou sogar versucht
hatte, mir die bittere Pille mit Lob und einem Lächeln zu versüßen: »Der Tatort
liegt zwar unter der Erde, Kate, aber Sie sind die beste Agentin, die ich für
diesen Fall habe, und darum möchte ich, dass Sie ihn übernehmen.«
    Doch man kann nicht jede Schlacht gewinnen, und wenngleich
ich mich ehrlich bemühte, konnte ich meine Angst nicht bezwingen. Wie auf ein
Stichwort setzten die typischen körperlichen Symptome ein: Herzrasen,
schwitzende Handflächen, pochende Halsadern. Ich starrte in die Mine und
zögerte, sie zu betreten. Nackte Angst stieg wie Galle in mir hoch. Was hatte Lou
mit der Frage gemeint: Ich hoffe, Sie sind bereit?
    Als würde er meine Angst spüren, ergriff Lou meinen Arm und
führte mich in den Tunnel.

20.
    Wir schritten über die Elektrokabel hinweg, als
wir die Mine betraten. Der Sheriff schaltete seine Taschenlampe ein. Im Tunnel war
es nicht viel wärmer als draußen, und unser Atem bildete weiße Schwaden in der
Luft. Mir wurde die Kehle eng, als die Kalksteinwände sich um mindestens einen
halben Meter verengten. Ich spürte Panik in mir aufsteigen, doch solange ich
nicht allein war, würde ich die Angst ertragen.
    Dennoch gefiel mir der Gedanke nicht, dreißig Meter in
diesen engen Tunnel einzudringen. Zu Tode erschrocken, schnappte ich nach Luft
und spürte, dass mein Atem sich beschleunigte. Stone ging ein paar Schritte
voraus. Lou warf mir einen besorgten Blick zu. »Alles okay?«
    »Ja, geht schon«, erwiderte ich, um mir selbst Mut zu
machen, doch mein Herz schlug immer schneller, und mein Mund war trocken.
    Sheriff Moby bemerkte mein Unbehagen. »Was ist?«
    »Geschlossene Räume machen mir Angst«, gab ich zu. »Wenn
ich nicht allein bin, ist es nicht ganz so schlimm.«
    »Daran
soll es nicht scheitern. Leute sind genug hier. Drei von
meinen Männern und mindestens

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