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- Der Jünger des Teufels

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Titel: - Der Jünger des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glenn Meade
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der hinteren Stollenwand standen. Ich ging dorthin und
nahm eine davon. In der Tüte lag ein Bündel Kleidungsstücke, die zu einem
schwarzen Knäuel verschmolzen waren. »Die Sachen werden etikettiert, sobald wir
hier fertig sind«, sagte Diaz.
    Ich stellte die Plastiktüte mit dem Beweismaterial wieder
auf den Boden und schauerte. Das hatte nichts mit der Kälte zu tun, im
Gegenteil: Mir war plötzlich heiß. Der Grund dafür war meine nackte Angst. Der
geschlossene Raum machte mir trotz der Anwesenheit zahlreicher Kollegen immer
mehr zu schaffen, und ich war froh, dass ich so lange durchgehalten hatte. Meine
Handflächen schwitzten; meine Zunge klebte am Gaumen; mein Herz schlug in einem
wahnsinnig schnellen Rhythmus. Ich musste hier raus. »Haben Sie mit dem
Zeugen gesprochen, Lou?«
    Er schüttelte den Kopf. »Noch nicht. Billy Adams stand
unter Schock. Er musste von einem Polizisten ins Krankenhaus gebracht werden.
Es wäre mir lieb, wenn Sie dorthin fahren und mit ihm sprechen würden, Kate.
Ich muss schnellstens zurück in die Stadt. Um drei Uhr habe ich eine
Besprechung im J. Edgar Hoover Building.«
    »Heißt das, ich bin bei den Ermittlungen dabei?«
    »Würden Sie das denn schaffen?«, fragte Lou.
    Ich wusste nicht genau, ob ich stark genug war, nachdem ich
vier harte Jahre in Gemals Mordfällen ermittelt hatte. »Habe ich eine andere
Wahl?«
    »Nach allem, was Sie durchgemacht haben, stelle ich es
Ihnen frei, Kate. Aber Sie waren es, die Gemal überführt hat, und da wäre es
mir recht, dass Sie in dem Fall ermitteln und die Leitung übernehmen, falls Sie
sich der Sache gewachsen fühlen. Sieht so aus, als hätten wir es mit einem
Nachahmer zu tun. Was meinen Sie? Kommen Sie damit klar?«
    Ich schwieg. Lou wusste genau, dass David und Megan in einer
ähnlichen Umgebung und unter ähnlichen Umständen gestorben waren. Er wusste
auch, dass die Ermittlungen meine Trauer erneut entfachen würden. Aber ich
kannte auch Lous Strategie: Stell dich der Gefahr. Bekämpfe sie. Besiege
sie. Ich ließ den Blick durch den Stollen schweifen und versuchte, meine Phobie noch ein
paar Minuten zu bekämpfen, während mir die altbekannten Fragen durch den Kopf
schossen, die jeder Ermittler sich am Schauplatz eines Mordes stellt: Wer hatte
diese Bluttat begangen? Wann? Warum? Und was genau war passiert? Würde es uns
gelingen, mit Hilfe der grässlichen Puzzlestücke, die wir vorgefunden hatten,
das Rätsel um diesen Doppelmord zu lösen? Ich konnte Lous Angebot nicht
ablehnen. »Wenn ich das Gefühl habe, nicht klar zu kommen, melde ich mich.«
    Plötzlich fiel mir ein, dass ich einen wichtigen Aspekt
übersehen hatte. »Was ist mit Fußabdrücken? Der Sheriff sagte, es habe hier die
ganze Woche geschneit und erst vor zwei Tagen aufgehört.«
    Lou schaute mich an. »Er geht davon aus, dass der
Schneefall wenige Stunden, bevor die Morde verübt wurden, aufgehört hat, doch
er wartet noch auf eine Bestätigung eines lokalen Wetterkanals. Der Killer
müsste also Spuren im Schnee hinterlassen haben. Das gehört zu den
Merkwürdigkeiten dieses Falles, von denen der Sheriff gesprochen hat, Kate.«
    »Ich verstehe nicht.«
    »Abgesehen von Billy Adams’ Fußabdrücken im Schnee scheint
es keine anderen zu geben.«

22.
    Wir verließen die Mine und traten ins Freie. Die
Spurensicherung und die Polizisten suchten im gesamten Gebiet noch immer nach
Spuren. Ich folgte Lou zu seinem Ford Galaxy. Ich konnte kaum glauben, was ich
gerade gehört hatte. »Es muss jemand in die Mine gegangen sein und sie wieder
verlassen haben, Lou. Er kann nicht geflogen sein. Es muss Spuren oder
Fußabdrücke geben.«
    Lou seufzte. »Es gibt keine. Genauer gesagt, bis auf Billys
Fußabdrücke haben wir keine Spuren gefunden. Wir haben das Profil seiner
Turnschuhe mit den Abdrücken im Tunnel verglichen. Anderes Schuhwerk hat er
nicht, und es sind die einzigen Abdrücke, die wir bis jetzt gefunden haben.«
    »Wenn hier Schnee lag, muss derjenige, der die Höhle
betreten und wieder verlassen hat, Fußabdrücke hinterlassen haben«, beharrte
ich.
    Lou nickte. »Selbst wenn unser Killer durch das verdammte Loch
in der Decke der Höhle gestiegen ist, hätten wir neben der Steinplatte
irgendwelche Spuren finden müssen. Es waren aber keine da. Und da ist noch
etwas.«
    »Was?«
    »Unser Freund Billy schläft in der Baracke, die in
unmittelbarer Nähe vom Eingang steht. Doch in der Nacht, in der die Morde
verübt worden sein müssen, war er nach eigener Aussage

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