- Der Jünger des Teufels
Auseinandersetzung?«
Ich erwiderte nichts. Was hätte ich auch sagen sollen? Lou wandte
sich an Stone. »Können Sie mir eine Antwort geben, Vance? Oder hat es Ihnen
auch die Sprache verschlagen?«
Stone wischte sich über den Mund. »Glaub schon.«
Lou stand auf. »Ist einem von Ihnen etwas aufgefallen, das
uns weiterhelfen könnte? Agent Moran, Sie sehen aus, als wollten Sie etwas
sagen.«
Ich schaute auf das Geheimversteck. »Wenn die Opfer in der Mine
Fleist und seine Tochter sind, handelt es sich auf jeden Fall nicht um
Raubmord. Der Täter hätte das Geld ebenso schnell gefunden wie wir.«
Lou äußerte sich nicht dazu und streifte die
Latexhandschuhe von den Händen. »Ich will, dass die Spurensicherung das Wohnmobil
auf den Kopf stellt und bis hin zur letzten Milbe alles unter die Lupe nimmt.« Er
blickte mich zornig an und wies zur Tür. »Agent Moran, kommen Sie bitte. Wir
müssen reden.«
Ich folgte ihm hinaus. Lou ging zur Baracke des Platzwarts und
drehte sich unterwegs mit finsterer Miene zu mir um. »Wie sind Sie darauf
gekommen, sich mit Stone anzulegen? Haben Sie ihm nur aus Spaß eins verpasst?«
»Was glauben Sie, Lou?«
»Jetzt werden Sie nicht unverschämt, Kate. Ich habe Sie gefragt.«
»So war es nicht.«
»Wie war es dann? Hat er Sie herausgefordert? Haben Sie sich
gestritten?«
Ich war versucht, ihm die Wahrheit zu sagen, aber es war nicht
meine Art, aus der Schule zu plaudern. »Sagen wir, Stone und ich hatten eine
Meinungsverschiedenheit.«
Lou explodierte. »Herrgott noch mal, Kate. Auch wenn Sie zu
meinen besten Ermittlern gehören, kann ich nicht dulden, dass Sie einen Ihrer
Kollegen ohrfeigen. Wenn Sie mir nicht antworten wollen, muss ich mir Stones Version
anhören. Also. Hat Stone Sie provoziert? Ja oder nein?«
»Ich möchte nicht weiter darüber sprechen, Lou. Ich komme schon
alleine klar.«
Jetzt wurde Lou richtig wütend. »Natürlich kommen Sie
alleine klar, und darum müssen wir jetzt auch dieses Gespräch führen.«
»Können wir den Vorfall nicht einfach vergessen?«
Lou zeigte mit dem Finger auf mich. »Unter einer Bedingung.
Sie beide schließen Frieden. Ich will nicht, dass Ihre Unstimmigkeiten jeden
Tag zu einer Schlägerei fuhren. Oder ich muss Konsequenzen ziehen, verstanden?«
Da ich Stone kannte, wusste ich, dass ich keinen Frieden
mit ihm schließen konnte. Da ich aber zugleich wusste, in welcher Stimmung Lou
war, hielt ich es für ratsamer einzuwilligen. Ich unterdrückte meine Wut. »Ja.«
»Sie sehen aus, als würde Sie noch etwas anderes quälen, Kate.«
»Warum haben Sie mir nicht gesagt, dass Cooper und Stone in
New York zusammen ermittelt haben?«
»Was soll der Unsinn? Cooper ist ein zuverlässiger Kollege.
Er steht nicht auf Stones Seite, falls Sie das meinen. Sind Sie im Wohnmobil
fertig?«
»Wir haben alles getan, was wir tun konnten, bevor die
Spurensicherung mit ihrer Arbeit beginnt«, erwiderte ich.
»Okay. Dann fahren Sie mit mir und Cooper zurück ins Büro. Stone
kann auf die Kollegen von der Spurensicherung warten.«
»Gibt es einen Grund, warum ich mit Ihnen zurückfahre?«
Lou zog seine Wagenschlüssel aus der Tasche. »Ja, der alte Mann
von der Mine, Billy Adams.«
»Was ist mit ihm?«
»Das nach seinen Angaben angefertigte Phantombild ist fertig.«
40.
Washington,
D. C.
Randy Rinaldi war der beste Phantombildzeichner
des FBI. Ein gut aussehender Mann Mitte fünfzig mit grau meliertem Bart, kobaltblauen
Augen und schmalen Brauen, die aussahen, als hätte er sie mit einem Eyeliner
gezogen. Ich saß in seinem Büro in der FBI-Nebenstelle auf einem ausgeliehenen
Stuhl neben ihm. Rinaldi war ein Familienmensch. Auf seinem Schreibtisch
standen zahlreiche Fotos. Randys Frau und ihre hübsche junge Tochter am Tag
ihres Highschool-Abschlusses und ein paar Babyfotos, die vermutlich seine Enkel
zeigten.
»Ich habe zwei Stunden mit Billy Adams verbracht, Kate. Glauben
Sie mir, besser haben wir es nicht hingekriegt«, sagte Randy.
Der Flachbildschirm zeigte das Gesicht des Verdächtigen – das
Produkt aus Billy Adams’ Erinnerung, Randys geschickter Handhabung des
Programms und seiner Phantombild-Software. Mittlerweile war es schon nach drei.
Ich hatte noch nicht zu Mittag gegessen und versuchte, das Knurren meines
Magens zu ignorieren.
»Billy war stark traumatisiert«, sagte Randy. »Es kostete
mich große Mühe, ihn überhaupt zum Reden zu bringen. Ich drucke Ihnen ein paar
Exemplare des Bildes aus.«
Randy aktivierte
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