Der Jünger
er sie sich vorgestellt hatte.
“Aber das stimmt nicht”, erwiderte Ben. “Sie sind es doch.”
January senkte die Stimme und imitierte die Gangsterbraut aus einem Hollywoodfilm. “Okay, Bulle, erwischt. Also, was soll ich denn angestellt haben?”
Er grinste immer noch. “Ich habe versucht, mich zu erinnern, ob ich mich schon richtig bei Ihnen bedankt habe, und für den Fall, dass nicht, möchte ich es hiermit nachholen.”
“Mir danken? Wofür?”
“Ich weiß, ich gehöre nicht gerade zu den Leuten, die Sie besonders gern haben, aber ich liebe mein Leben wirklich und ich danke Ihnen ganz herzlich, dass Sie mich vor dem Ersticken bewahrt haben.”
“Ach so … Sicher. Aber ich glaube, Sie haben. Ich meine, Sie haben sich schon bedankt. Jeder andere hätte genauso gehandelt wie ich. Es freut mich, dass es so glimpflich abgelaufen ist. Es wäre mir sehr unangenehm gewesen, wenn ich noch auf künstliche Beatmung hätte zurückgreifen müssen, ohne jede Mitarbeit von Ihrer Seite.”
Ben lachte schallend. “Tja, also wenn Sie noch einen Kuss verlangen, ich zahle meine Schulden immer. Betrachten Sie sich als gewarnt.”
January krümmte die Zehen in ihren Schuhen. Sie wünschte, sie könnte in Bezug auf Ben North etwas gelassener sein, aber das schaffte sie nicht. Ihrer Meinung nach wurde man ein besserer Mensch, wenn man seinen Schwächen ins Auge sah. Wenn das stimmte, war sie eine vielversprechende Anwärterin für die Heiligsprechung.
“Ich nehme Sie beim Wort”, entgegnete sie und wechselte dann schnell das Thema, bevor sie dem nicht mehr gewachsen war und sich total zum Narren machte. “Sagen Sie … Wahrscheinlich haben Sie bei der Aufklärung des Mordes an Jean Baptiste noch keinen entscheidenden Fortschritt gemacht?”
Ben runzelte die Stirn. “Sie wissen, dass ich nicht darüber rede.”
Sie seufzte. “Es kann ja nie schaden, noch mal einen Versuch zu starten.”
Er grinste und war froh, dass sie ihn nicht sehen konnte. So wie er January einschätzte, hätte sie das als Nachgeben interpretiert. “Auf jeden Fall schulde ich Ihnen noch was”, sagte er leise.
Seine Stimme ließ ihr eine Gänsehaut über den Rücken kriechen. “Und daran werde ich Sie auch jedes Mal erinnern.”
“Das glaube ich Ihnen gern.”
“Okay, es war nett, mit Ihnen zu sprechen”, sagte January schließlich.
Ben wollte noch etwas sagen, doch dann sah er, dass sein Partner auf ihn zukam, und beendete das Gespräch schnell, bevor Rick bemerkte, mit wem er da redete.
“Ganz meinerseits”, erwiderte er und fügte noch dazu: “Seien Sie vorsichtig da draußen.”
“Das Gleiche gilt für Sie.” January seufzte, als er den Hörer auflegte.
Bart Scofield wachte völlig desorientiert auf. Er hatte keine Ahnung, wo er war oder wie er hierher gekommen war. Das Letzte, woran er sich erinnerte, war der Weg zum Büro. In seinem Kopf drehte sich alles, und er konnte nicht klar denken. Er rollte sich von der Seite auf den Rücken und wollte aufstehen, doch irgendetwas schränkte ihn in seiner Bewegung ein. Aber was?
Erst als er seine Hände hob, brach er in Panik aus. Eisenringe umschlossen seine Gelenke. An den Ringen befanden sich schwere Ketten, die wiederum an Eisenringen an der Wand befestigt waren.
“Was zum …”
Er rappelte sich hoch und zerrte an den Ketten. Je mehr er daran riss, desto mehr bekam er es mit der Angst zu tun.
“Hilfe!”, schrie er. “Hilfe! Hilfe! Ist denn hier niemand …?”
Zu seinem Entsetzen hörte er jetzt Stimmen – Lachen, Weinen, Rufe. Doch es ging alles durcheinander, er konnte nichts davon deutlich verstehen. Er wusste nur, dass er nicht allein war.
“Wer seid ihr?”, rief er. “Sagt mir eure Namen … Irgendjemand!”
Es herrschte kurze Stille, dann antwortete ein Mann. “Ich heiße Simon … Simon Peters. Was für ein Monat ist es?”
“Ende Juli”, erwiderte Bart.
“Oh Gott, dann ist ja fast schon ein ganzer Monat vorbei.”
“Hallo!”, war eine weitere Stimme zu hören.
“Wer bist du?”, wollte Bart wissen.
“Ich heiße Andrew Warren Williams, aber Mutter nennt mich Andy.”
Bart runzelte die Stirn. Der Mann klang nicht gerade nach einer Intelligenzbestie. Was zum Teufel ging hier vor?
“Wer ist das?”, rief er. “Wer weint da? Komm schon, Mann … Rede mit uns. Wie heißt du?”
“James, aber alle sagen Jim zu mir. Andy ist mein Freund.”
“Wer ist sonst noch da?”, wollte Bart wissen.
“Matthew Farmer … Fliegeroffizier …
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